Markus Richert/ Bild: Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH
Der ehemalige Apple-Chef Steve Jobs war ein echtes Marketing-Genie. Er konnte beinahe jeden davon überzeugen, dass Apple-Produkte nicht bloß Produkte sind – sie sind ein Lifestyle. Am Montag, den 5. Juni, war es wieder so weit. Sein Nachfolger an der Spitze des Apple-Konzerns Tim Cook sprach zum Ende von Apples Hausmesse (Keynote) den beinahe magischen Satz „But there is one more thing.“ Immerhin ist es fast neun Jahre her, dass der Konzern eine neue Produktkategorie auf den Markt gebracht hat. Im Jahr 2014 wurde die Apple Watch vorgestellt. Diese Woche stellte Apple in Kalifornien sein erstes Mixed-Reality-Headset namens Vision Pro vor. Laut eigener Aussage ein „revolutionäres neues Produkt“, das die Welt so wie wir sie heute kennen, verändern soll.
In der Geschichte der Menschheit hat es immer Erfindungen gegeben, die zu großen gesellschaftlichen Veränderungen geführt haben. Rückblickend weiß man jetzt, das iPhone von Apple im Jahr 2007 war so eine Innovation. Ein Telefon ohne Tastatur, mit dem man Musik hören und im Internet surfen konnte, brauchte man damals nicht. Die Experten waren sich einig, dass dieses Mobiltelefon gegen
Nokia,
Blackberry, Palm und
Motorola kaum eine Chance haben würde. Heute, sechzehn Jahre später, spielen diese Unternehmen kaum noch eine Rolle. Apple dagegen konnte allein im Geschäftsjahr 2022 rund 238 Millionen iPhones verkaufen und gilt nach Forbes-Ranking als wertvollstes Unternehmen der Welt. Am 22. April 2022 summierte sich der Marktwert des Hard- und Softwareunternehmens mit Sitz in Cupertino, Kalifornien auf rund 2,64 Billionen US-Dollar.
Noch ist ein Smartphone nicht mehr wegzudenken
Natürlich hat der Wettbewerb schnell nachgezogen. Das Smartphone ist heute aus dem täglichen Leben kaum noch wegzudenken. Smartphones haben Adressbücher, Postkarten, Fotoapparate und CD-Player unnötig gemacht. Insgesamt hat das Smartphone die digitale Welt für eine breite Palette von Menschen zugänglich gemacht und unser tägliches Leben grundlegend verändert. Es ist zu einem unverzichtbaren Werkzeug geworden, das uns mit der digitalen Welt verbindet. Die Entwicklung von mobilen Apps ist eine eigene Industrie geworden. App-Entwickler erstellen Anwendungen für verschiedene Zwecke wie Spiele, soziale Medien, Produktivität, E-Commerce, Gesundheitswesen und vieles mehr. Reisebuchungen, Hotelreservierungen, Karten, Navigation und Bewertungen sind allesamt Bereiche, die stark von Smartphones profitieren.
Das Metaverse rückt näher
Trotz des überragenden Erfolges ist das Smartphone jedoch für viele Beobachter nur eine Übergangstechnologie. Eine Zwischenstation auf dem Weg zum ganz großen Ding. Es gibt Entwicklungen, die darauf hindeuten, dass das Smartphone möglicherweise nicht für immer die dominierende Technologie sein wird. Tragbare Geräte wie Smartwatches und Augmented-Reality-Brillen gewinnen an Bedeutung, auch Entwicklungen im Bereich der sprachgesteuerten Assistenzsysteme deuten darauf hin, dass wir in Zukunft möglicherweise weniger auf physische Geräte wie Smartphones angewiesen sein werden. Das Metaverse, eine Weiterentwicklung des Internets, steht bereits vor der Tür. Im Metaverse verschmelzen die physische und die digitale Welt miteinander. Es handelt sich um eine digitale Realität, in der Benutzer durch Virtual-Reality- (VR), Augmented-Reality- (AR) oder Mixed-Reality-Technologien (MR) in eine virtuelle Umgebung eintauchen können. Schon lange wurde erwartet, dass Apple in diesen Markt einsteigt.
Facebook heißt bereits Meta
Die Bezeichnung Metaverse setzt sich aus der griechischen Vorsilbe Meta, die nach oder jenseits bedeutet, sowie verse, was für Universum steht, zusammen. Der Begriff wurde erstmals 1991 im Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson verwendet. Im Buch taucht die Bevölkerung in eine virtuelle Welt ab und trifft sich in Form von Avataren, also Abbildern ihrer selbst. Bereits am 28. Oktober 2021 teilte Mark Zuckerberg in einer Keynote seines Unternehmens mit, dass das Unternehmen Facebook als Mutterkonzern mit sofortiger Wirkung in
Meta umbenannt wird. Immer mehr Unternehmen stellten in den letzten Jahren ihre Pläne zum Metaverse vor. Allerdings fehlte bis jetzt die Technik, um dem Metaverse wirklich zum Durchbruch zu verhelfen. Denn die bisherigen VR- oder AR-Brillen galten als unhandlich und höchsten für den Spielemarkt geeignet. Die Technik galt als noch nicht ausgereift. Bis zum 5. Juni 2023, als Apple nach 7-jähriger Entwicklungszeit seine kombinierte AR/VR-Brille Vision Pro der Welt präsentierte. Analysten der Boston Consulting Group haben das globale Marktvolumen für AR- und VR-Brillen und Software hochgerechnet. Sie erwarten für 2030 ein Umsatzpotential von 250 Milliarden Dollar.
Der „Mixed-Reality-Brillen-Moment“
Wer sich die Präsentation von Apple angeschaut hat, war mit Sicherheit beeindruckt. Ob die Technik auch dem Praxistest standhalten kann, wird die Zukunft zeigen. Erst ab 2024 wird die Apple Vision Pro zu erwerben sein. Der Verkaufspreisreis beginnt bei stolzen 3.499 Dollar. Auf den ersten Blick nichts für den breiten Massenmarkt. Aber Apple war noch nie preiswert. Das macht für Anleger den besonderen Charme der Aktie aus. Letztlich verkauft Apple auch nicht nur Produkte, sondern einen Lifestyle. In Sachen Design und Qualität spielt der Konzern in seiner eigenen Liga. Wenn die Brille hält, was die Präsentation verspricht, ist der Tür zum Metaverse spätestens jetzt weit offen. Die Vorstellung des iPhones im Jahr 2009 ging als „iPhone-Moment“ in die Technikgeschichte ein. Es ist durchaus denkbar, dass der 5. Juni 2023 als der „Mixed-Reality-Brillen-Moment“ in Erinnerung bleiben wird.
Diesen und weitere Vermögensverwalter mit ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf
der Seite von V-Check.