Kryptowährungen als FIAT-Alternative?

Stefan Ziermann, Verlag Fuchsbriefe
Stefan Ziermann / Bild: Verlag Fuchsbriefe
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hatte vor kurzem postuliert, dass Kryptowährungen "gegen das FIAT-Geld verloren" hätten. Aber kaum knackt es ein bisschen im Gebälk des Finanzsystems, springen die Kryptowährungen an. Sie werden eben doch schon als FIAT-Geld-Alternative gesehen. Und hinzu kommt noch ein weiterer gewaltiger Hebel, den die Notenbanken in der Hand haben.   

Der Wind für die Kryptowährungen hat grundlegend gedreht. Es gibt gerade zwei mächtige Impulsgeber, die den Kryptos, voran Bitcoin und Ethereum, Aufwärtsschwung geben. Auslöser für beide Impulsgeber ist die aufgeflammte US-Bankenkrise.

Zwei kräftige Impulsgeber für Aufschwung

Impulsgeber Nr. 1 ist die Sorge um die Finanzmarktstabilität. Das frisch erschütterte Grundvertrauen in den Bankenmarkt hat schon in der akuten Situation zu einer Flucht von Anlegern in Sicherheit geführt. Das wird sichtbar an den klassischen Fluchthäfen, die in solchen Situationen angelaufen werden. Die Notierungen für Gold und Silber sind angesprungen. Satt gestiegen sind aber auch die Kurse der großen und bereits recht breit akzeptieren Kryptowährungen. Im Chartbild zeichnet sich jetzt klar eine Trendwende nach oben ab.

Impulsgeber Nr. 2 sind die Leitzinsen. Die meisten Teilnehmer an den Finanzmärkten gehen aktuell davon aus, dass die Leitzinsen nun kaum noch (oder nur sehr langsam) angehoben werden. Die EZB hat zwar gerade noch einen Schritt um 50 Basispunkte auf 3,5 Prozent vollzogen. Auch die Fed ist noch einen Schritt über 25 Basispunkte gegangen. Darüber hinaus erwarten viele Marktteilnehmer aber keinen weiteren starken Zinsanstieg.

Kurs-Dreh widerlegt These der BIZ

Diese veränderte Zinserwartung ist ebenfalls ein Treiber der Kryptowährungen. Denn das FIAT-Geld verliert bei einem Auslaufen der Zinsanhebungen einen relativen Vorteil. Hinzu kommt, dass der Realzins im FIAT-Geld dann absehbar negativ bleibt. Selbst bei einer Inflation von 7 Prozent in Europa (die noch nicht erreicht ist) und Leit- und Marktzinsen um 4 Prorzent wäre der Realzins noch weit negativ. In den USA sieht das Bild zwar etwas besser aus (Inflation 6 Prozent, Leitzins akt. 4,75 Prozent). Der Realzins bleibt aber ebenfalls negativ.

Der Anstieg der Kryptowährungen in der akuten Krise widerlegt darum auch die These, dass die Kryptos kein Alternativ-Geld seien. Als Beleg dafür wurde zuletzt von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) angeführt, dass sie in den vergangenen Monaten kräftig unter Druck geraten und weit von ihren Höchstkursen zurückgefallen sind. Das sei ein Zeichen dafür, dass die Währungen nicht stabil seien. Jetzt zeigt sich: Kryptowährungen sind zwar zinssensitiv, so wie alle FIAT-Währungen auch, wenngleich sie auch (noch) volatiler sind. Diese Zinssensitivität wirkt aber auch in beide Richtungen.

Fazit: Kryptowährungen bewegen sich am Finanzmarkt wie FIAT-Geld.

Im aktuellen Umfeld drängen sich Kryptowährungen darum als alternatives Geld förmlich auf. Der Realzins im FIAT-Geld bleibt absehbar negativ. Weitere große Zinsschritte werden unwahrscheinlicher. Der innere Wert der "Papierwährungen" wird so schrumpfen. Kryptowährungen sind eine Alternative, der Abwärtstrend hat gedreht und ein neuer Aufwärtstrend wird gerade etabliert.
Stefan Ziermann ist Chefredakteur im Verlag FUCHSBRIEFE. Er verantwortet den Unternehmerbrief FUCHSBRIEFE, die Börsenbriefe FUCHS-Kapitalanlagen, den Brief für Wasserstoff-Aktien FUCHS H2-Invest und die FUCHS-Devisen mit Fokus auf Währungen, Anleihen, Rohstoffe und Kryptowährungen. Darüber hinaus ist er Herausgeber des jährlich publizierten FUCHS-Geldanlagebuches „Anlagechancen“ und des FUCHS-Broker-Ratings.