Bankenkrise: Regulierung hilft nicht, die Ursache sitzt tiefer

Benjamin Bente,Vates Invest GmbH.
Die Zentrale der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich/ Bild: CreditSuisse
Obwohl die Regierungen in den vergangenen Jahren immer mehr Details in der Finanzindustrie geregelt und reguliert haben, musste bei den ersten Anzeichen raueren Wetters mit der Credit Suisse eine der weltweit systemrelevanten Banken aufwendig gerettet werden. Das zeigt deutlich, dass mehr Regulierung nicht zu mehr Sicherheit führt. Das Problem sind die Notenbanken, deren Geldmengenaufblähung durch das Bankensystem noch einmal gehebelt wird.
Seit 2008 wurde ständig reguliert, wurden Tausende Seiten Gesetze und Verordnungen geschrieben und verabschiedet und Milliarden an Regulierungskosten produziert. Dank dieses Aufwands sollten Steuerzahler oder Notenbanken nie mehr eine Bank retten müssen. Doch genau das ist jetzt passiert und zwar direkt im nächsten großen Restriktivitätszyklus, in dem das Geld durch die Notenbanken verknappt wurde. Das zeigt, dass die Regulierung, die nach 2008 stattfand, nicht die Lösung des Problems ist. Das war sie auch vor der Finanzkrise von 2008/2009 schon nicht. Ursache der Bankenkrisen ist die ewige Boom-and-Bust-Zyklik, die vom Geldsystem selbst verursacht wird. Diese Grundkrankheiten des Geldsystems sind nicht mit Regulierung zu bekämpfen, diese doktert bestenfalls an den Symptomen herum.

Die Kernprobleme des Geldsystems

Die beiden Kernprobleme des Geldsystems und damit die Ursachen für die wiederkehrenden Schieflagen sind das Papiergeld- und das Teilreservesystem. Im Papiergeldsystem mit den Notenbanken als Nukleus werden die Geldmengen immer wieder in großen Schüben mit Billiggeld aufgebläht, um Probleme vorangegangener Krisen zu überdecken. Dabei gibt es immer wieder die Abfolge von Blase und Krise und dem Aufpumpen einer neuen Blase durch Billiggeld, mit dem die Krise der vorherigen Blase überdeckt werden soll. Diese permanente Inflation der Geldmenge im klassischen Sinne des lateinischen Begriffes inflare = aufblähen ist der Nukleus der neuen Blase und die neue Blase ist der Nukleus für die neue Krise. In der dann wieder die ein oder andere Bank abstürzt, weil es das zweite Kernproblem gibt, das Teilreservesystem.
 
In diesem System wird die von der Notenbank geschöpfte Liquidität nochmals mit der Giralgeldmenge, die die Banken schöpfen können, ausgeweitet. Damit wird nie hundert Prozent des Geldes, das von den Notenbanken geschöpft wird, kontrolliert. Es gibt immer einen Hebel im Banksystem. Und immer dann, wenn Geld teurer wird, wenn Entzug von Liquidität durch Zinserhöhungen erfolgt, geraten Banken in Probleme. Am Anfang immer diejenigen, die besonders stark gehebelt sind oder bei denen Grundprobleme im Geschäftsmodell vorhanden sind, die vorher durch das Billiggeld überdeckt wurden.

Die Droge des billigen Geldes

Die Lösung liegt deshalb nicht in der ständig ausgeweiteten Mikroregulierung eines an sich kranken Systems, sondern im Systemumbau. Das Teilreservesystem ließe sich durch ein Vollgeldsystem mit hundert Prozent Reserve ablösen. Das heißt, nur die Notenbank könnte die gesamte Geldmenge schöpfen, damit existierte kein zusätzlicher Hebel und Giralgeldmultiplikator im Banksystem mehr und damit bekämen auch die Wirtschaftssubjekte wie Unternehmen und Privatleute unmittelbaren Zugang zu Zentralbankgeld. Guthaben wären dort stets zu hundert Prozent sicher. Damit gäbe es keinen Bankrun mehr, wie wir es jetzt in den USA bei der SVB erlebt haben. Zugleich wäre die Geldmengenausdehnung besser kontrollierbar, weil zusätzlich auf die Ausdehnung der Geldmengen durch die Zentralbank nicht auch noch die prozyklischen Hebel der Geschäftsbanken kämen.
 
Dies würde freilich nicht das Grundproblem lösen, dass Notenbanken unendlich viel Liquidität schöpfen und damit potenziell auch wieder neue Blasen erzeugen könntene. Aber es würde zumindest in den Krisenphasen, die es auch dann noch nach Blasen geben würde, zu einem stabileren Gesamtsystem führen. Die Wirtschaftssubjekte, egal ob Unternehmen oder Privatpersonen, wären nicht abhängig von einem in sich gehebelten und damit instabilen Banksystem.
 
Ein solcher Systemumbau liegt allerdings nicht im Interesse der Politik. Politiker sind genauso wie das Finanzsystem abhängig von der Droge des billigen Geldes, die unbegrenzt geschöpft werden kann. Politiker wollen Schulden machen und zwar ohne Begrenzung, um damit Wahlgeschenke für ihre Klientel zu ermöglichen und Wahlen zu gewinnen. Das ist naturgemäß schwerer möglich in einem System, in dem der Einzige, der Geld schöpfen kann, eine unabhängige Zentralbank wäre. Aber in jeder Krise immer wieder die fehlende Regulierung als Quelle des Übels zu nennen, Kritik am Banksystem zu üben und nach weiterer Regulierung zu rufen, ist daher nur Augenwischerei und am Ende des Tages auch ein Stück Selbstbetrug.
Benjamin Bente ist Geschäftsführer & Leiter Portfoliomanagement bei Vates Invest GmbH. Der
Diplom Kaufmann der Universität Mannheim ist nach Stationen bei der UBS Deutschland AG, der Bank Julius Bär (Europe) AG einer der Gründer der Vates Invest GmbH, die auf börsentägliche quantitative Analysen des monetären, konjunkturellen und sentimenttechnischen Umfelds spezialisiert ist. Bente ist Mitglied des Investmentkomitee der FOCAM AG.