Benjamin Melman / Bild: Edmond de Rothschild Asset Management
Vor einigen Monaten bauten wir unser Szenario auf der Annahme einer tendenziellen, nicht unbedingt geradlinigen Disinflation auf, die von einer eher mäßigen Rezession begleitet wird. Angesichts der rückläufigen Lohnforderungen in den USA im 4. Quartal meinte man zum Jahreswechsel, es würde sich nun eine spürbare Verringerung des Inflationstempos abzeichnen. Deshalb entstand die Hoffnung, der Trend könnte anhalten und die Rezession sei vielleicht zu vermeiden. Die Daten der letzten Wochen deuten allerdings nicht nur auf eine Erholung der westlichen Volkswirtschaften hin, sondern auch auf ein Nachlassen der Disinflation. Die Anzeichen für eine Stabilisierung oder gar einen Aufschwung des amerikanischen Wohnimmobiliensektors verheißen nichts Gutes: Wenn diese Branche, die sehr empfindlich auf die Entwicklung der Zinssätze reagiert, nicht mehr negativ zum Wachstum beiträgt, wie soll dann die Geldpolitik die Dynamik einer Volkswirtschaft dämpfen? Falls der aktuelle Trend anhält, stellt sich die Frage, ob die Finanzierungsbedingungen ausreichend gestrafft wurden, um die Inflation zu besiegen. Dann sind die Zentralbanken wieder am Zug. Ihre Maßnahmen belasten aber die Anleger doppelt. Zuerst steigen die Zinssätze, dann erhöht sich das Rezessionsrisiko.
Die Notenbanker suchen den goldenen Mittelweg
Derzeit reagieren die Notenbanken kaum auf die jüngsten Entwicklungen, die eigentlich niemand prognostiziert hatte, stand doch ein drohender Rückgang der Konjunktur im 1. Halbjahr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wahrscheinlich suchen die Zentralbanker, die von der Volatilität der Wirtschaft und der Märkte enttäuscht sind, nach einem goldenen Mittelweg, um das Fehlerrisiko zu begrenzen. Vor dem Hintergrund eines ungelegenen und unerwarteten Wirtschaftsaufschwungs sollten sie die Zinssätze einfach nur langsamer, dafür jedoch über einen längeren Zeitraum anheben (+25 Bp. nach dem letzten 50 Bp.-Schritt der EZB), bis die Konjunktur sich wieder abkühlt.
Wir bleiben davon überzeugt, dass die Disinflation als grundlegender Trend in den USA trotz der überraschenden Entwicklung gut verankert ist. Mittelfristig ist die Inflation gemäß Milton Friedman eine Frage der Geld-menge. Im Januar schrumpfte die Geldmenge M2 in den USA im Jahresvergleich um 1,3 Prozent. Ein so steiler Rückgang wurde bislang noch nie verzeichnet. Laut dem jüngsten Fed Loan Survey drehen auch die Geschäftsbanken (die ebenfalls die Geldmenge beeinflussen können) den Kredithahn zu. Dennoch dürfen wir das gegenwärtige labile Gleichgewicht nicht vergessen und die Gefahr berücksichtigen, dass wir kurzfristig wie bereits letztes Jahr vor einer weiterhin überschießenden Teuerung und überforderten Zentralbanken stehen könnten, die schneller als vorgesehen an der Zinsschraube drehen müssen. Aus diesem Grund reduzieren wir unser Aktien-Exposure in den Portfolios lieber auf eine Untergewichtung und bevorzugen eine neutralere Position in Anleihen.
Das Exposure in China ausbauen
Im Aktiensegment verringern wir die Gewichtung der Aktien über den US-Markt, nutzen jedoch den chinesischen Kursrückgang, um unser Exposure in China etwas auszubauen. Die jüngsten geopolitischen Spannungen könnten zwar die Volatilität steigern, doch der grundlegende Trend, der die Erholung bestätigt – vor allem die Anzeichen für einen Aufschwung am Immobilienmarkt –, veranlasst uns, diese Gelegenheit zu ergreifen. China ist derzeit das größte Land, in dem der Aufschwung angesichts des schwachen Inflationsdrucks unproblematisch ist, daher unser Interesse.
An den Anleihenmärkten reduzieren wir die Papiere aus Schwellenländern ein wenig, weil sie deutlicher als andere Märkte unter den anhaltenden Zinserhöhungen in den USA leiden könnten.
RECHTLICHE HINWEISE: Verfasst am 27. Februar
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