An den Börsen steppt der Bär

Stefan Ziermann, Verlag Fuchsbriefe
Stefan Ziermann / Bild: Verlag Fuchsbriefe
An den Börsen steppt jetzt der Bär. Die Aktienkurse sind im Zuge der Turbulenzen um die SVB in den USA unter Druck geraten. Das parallele Straucheln der Credit Suisse hat die Nervosität der Anleger nur weiter erhöht. Der Dow steht kräftig unter Druck und ist durch seine Unterstützung bei 32.700 Punkten gefallen. Der DAX ist ebenfalls nach unten gerutscht, hält sich gegenüber der US-Börse aber noch wacker.

Besonders stark unter Druck stehen im aktuellen Umfeld natürlich Bank-Aktien. Die Aktienkurse der Geldhäuser haben kräftig Federn gelassen. Teilweise fielen sie zwischen 20 Prozent und 30 Prozent. Die Sorge vor einem Übergreifen der Probleme im US-Bankensektor haben zu einer Flucht aus Bank-Aktien geführt. Parallel dazu zeigt sich an den steigenden Notierungen von Gold, Silber und Bitcoin eine Flucht in Sicherheit.

Banken-Crash erzwingt Nachjustierung in der Geldpolitik

Akut unter Druck kommen die Notenbanken durch den SVB-Crash. Denn sie werden ihren Zinserhöhungspfad angesichts der Bank-Probleme überdenken. Schließlich wurde der Crash der auf Startups spezialisierten US-Bank durch Kursverluste bei Staatsanleihen ausgelöst. Die waren durch die Leitzinserhöhungen der US-Notenbank verursacht worden.

In den Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks wird nun die Diskussion aufbrechen, auf welches Ziel die weitere Geldpolitik ausgerichtet werden soll. Im Kern geht es um die Frage: Kurzfristige Finanzmarktstabilität oder mittel- und langfristige Inflationsbekämpfung? Für die Geldhüter ist das ein bitteres Dilemma. Denn beide Ziele sind wichtig, stehen aber in einem scharfen Zielkonflikt.

Wann drehen die Notenbanken bei?

Darum schießen an den Märkten schon die Spekulationen ins Kraut, dass die Notenbanken jetzt den Zinserhöhungskurs verlassen könnten. Daran glauben wir nicht. Würden sie die Zinserhöhungen sofort stoppen oder das Zinsruder gar hart herumreißen, dürfte das für die Finanzmärkte eher ein Panik-Signal sein. Darum ist eher wahrscheinlich, dass die Notenbanken zunächst an ihrem Kurs festhalten, aber ankündigen werden, ihren Kurs "wenn nötig" zu ändern. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist bereits auf diese Argumentationslinie eingeschwenkt. Die EZB hat den Leitzins um 50 Basispunkte auf 3,5 Prozent erhöht. Die Fed wird nächste Woche den aktuellen Leitzins von 4,75 Prozent ebenfalls anheben.  

Für Anleger leitet sich daraus ein plausibles Szenario ab. Die Notenbanken werden gezwungen sein, kurzfristige Finanzstabilität höher zu gewichten als mittelfristige Inflationsbekämpfung. Darum werden die Geldhüter den angekündigten steilen Zinspfad verlassen. Wenn das Zinsniveau langsamer (oder gar nicht mehr) steigt, wird das die ohnehin robuste Konjunktur eher weiter stimulieren, zumal die Zinsen noch nicht restriktiv sind. Die Inflation wird darum nicht gebremst werden und könnte wegen des engen Arbeitsmarktes, der Zweitrundeneffekte und hoher Nachfrage sogar neue Kraft entwickeln.
Stefan Ziermann ist Chefredakteur im Verlag FUCHSBRIEFE. Er verantwortet den Unternehmerbrief FUCHSBRIEFE, die Börsenbriefe FUCHS-Kapitalanlagen, den Brief für Wasserstoff-Aktien FUCHS H2-Invest und die FUCHS-Devisen mit Fokus auf Währungen, Anleihen, Rohstoffe und Kryptowährungen. Darüber hinaus ist er Herausgeber des jährlich publizierten FUCHS-Geldanlagebuches „Anlagechancen“ und des FUCHS-Broker-Ratings.

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