„Gemischtes Bild“ bei den DAX-Geschäftsberichten

Von Felix Homburg
Wie transparent sind die größten deutschen Unternehmen? Dieser Frage gehen die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zusammen mit Kirchhoff Consulting nach, indem sie die Prognosequalität der Geschäftsberichte der DAX-Unternehmen untersuchten. Dabei kamen die Experten allerdings zu eher durchwachsenen Ergebnissen.

Auf- und Absteiger in allen Bereichen

Noch im letzten Jahr befanden sich BASF, Commerzbank und Lufthansa im mittleren Segment der untersuchten Unternehmen. Damit ist es nun vorbei, lediglich das Prädikat »niedrige Transparenz« konnte für sie vergeben werden. Damit stehen die Konzerne allerdings nicht alleine da, insgesamt schnitten in diesem Jahr acht der DAX-Unternehmen in dem Segment mit niedriger Transparenz ab. Eines haben alle von ihnen gemeinsam: Es wurden im Geschäftsbericht keine quantitativen Prognosen zum Konzernergebnis vorgelegt.
 
Erst im letzten Jahr wurde dem Software-Riesen SAP das Prädikat »hohe Transparenz« verliehen, in diesem Jahr fiel dieser ins Mittelfeld zurück. Grund dafür war der Verzicht auf eine quantifizierte Segmentergebnisprognose. Insgesamt landeten elf Unternehmen im Bereich der »mittleren Transparenz«, zwei weniger als im letzten Jahr. Unter ihnen sind auch die neuen DAX-Mitglieder ProSiebenSat.1 Media und Vonovia.

»Hohe Transparenz« bei elf Unternehmen

Es gibt jedoch auch viel positives, das aus den Berichten hervorgeht. Der Gründer der Kirchhoff Consult lobt die »hohe Prognosegenauigkeit« der 20 Unternehmen, die eine quantitative Prognose vorlegten. Nur zwei dieser Unternehmen konnten diese Voraussage nicht erfüllen. Im Jahr zuvor waren es noch fünf von 19 Unternehmen gewesen, die nicht das prognostizierte Niveau erreichten. Bei vier der Unternehmen wurden die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern gar übertroffen. Ein Wermutstropfen: Nur ein Drittel der Konzerne mit unter- oder überschrittenen Vorhersagen gaben dafür eine Begründung an.
 
Ganze elf Konzerne konnten das Prädikat »Hohe Transparenz« für ihre Prognoseberichterstattung erhalten: Allianz, Bayer, Continental, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Fresenius SE, Linde, Munich Re, Siemens, ThyssenKrupp und Volkswagen. Das bedeutet, dass absolut immerhin ein Unternehmen mehr als im Jahr zuvor in der Spitzengruppe gelistet wird. Allerdings konnte kein Unternehmen, nicht einmal die Spitzenreiter Linde und Telekom, alle Anforderungen an eine perfekt transparente Berichterstattung erfüllen.

Wie schlugen sich die bayerischen Dax-Konzerne?

Allein in und um München sind sieben Dax-Konzerne beheimatet, in Bayern insgesamt mit Adidas sogar acht. Wie schnitten diese im Verhältnis ab? Immerhin die Hälfte, nämlich vier, finden sich ja in der Spitzengruppe wieder (Allianz, Linde, Munich Re, Siemens)  und Linde steht sogar an erster Stelle. Im mittleren Bereich wurden die restlichen vier Konzerne Adidas , BMW, Infineon und ProSiebenSat.1 Media verortet - als niedrig wurde kein bayerisches Unternehmen eingestuft.
 
Nur zwanzig der dreißig Dax-Konzerne hatten 2014 ihre Prognose für 2015 quantifiziert und so konnte die Prognosetreffsicherheit bewertet werden. Unter diesen zwanzig befanden sich außer BMW alle bayerischen Dax-Unternehmen, eines hatte die Prognose allerdings nicht erreicht, sechs hatten sie erfüllt und eines - die Munich Re - sogar übertroffen.

Die Länge der Ausblicke sagt nichts über ihre Qualität

Insgesamt sind die Ergebnisse also weder durchweg positiv, noch negativ. Interessant ist aber, dass die Länge der Prognose-Berichte beziehungsweise Ausblicke im Geschäftsbericht nichts über deren Qualität aussagt. Sowohl der längste Bericht, der mit elf Seiten von HeidelbergCement vorgelegt wurde, als auch der kürzeste Bericht von Beiersdorf mit nur zwei Seiten, landeten in der Kategorie »niedrige Transparenz«. Durchschnittlich verringerte sich der Umfang von 6,4 Seiten im Vorjahr auf 5,8 Seiten. Doch dies hat wirklich nichts über den Inhalt auszusagen. Die Linde Group schafft es gar, auf drei Seiten einen sehr transparenten Bericht zu liefern.

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Siemens Sp ADR 89,50 -0,56%
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BMW Vz I 62,65 -1,34%
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Continental 61,56 -0,19%
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DHL Group (ex Deutsche Post) 34,92 0,11%
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Deutsche Telekom 29,00 0,80%
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Fresenius 32,13 -0,09%
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Infineon Technologies 28,88 -1,08%
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SAP 222,60 1,00%
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ThyssenKrupp 3,845 -1,94%
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Volkswagen Vz. 80,94 -1,08%
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Deutsche Lufthansa 6,084 -2,47%
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Münchener Rück 480,80 1,48%
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adidas 210,00 -1,78%
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BASF 41,845 -2,04%
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Bayer 19,256 -2,08%
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ProSieben SAT.1 Media SE 4,812 -2,12%
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