Im ersten Halbjahr 2023 wird es noch zu Frustphasen kommen, da die Geldpolitik noch nicht liefert und die Konjunktur zunächst April-wetterhaft verläuft. Da sich aber im zweiten Halbjahr die Wogen zunehmend glätten, sollte diese Zeit als Investitionsphase betrachtet werden.
Am Anfang der Erholungsphase werden Blue Chips der großen Aktienindices bevorzugt. Denn wie bei einer früheren Waschmittel-Werbung gilt die Maxime: „Da weiß man, was man hat“. Das gilt ebenso für exportorientierte
DAX-Titel, die sich aufgrund ihrer Weltgeltung von einer deutschen Wirtschaftspolitik emanzipieren können.
Denn leider hat diese oft eine ähnliche Wirkung wie Saft und Limonade auf einen Junggesellenabschied. Über alles wird viel Moralsoße gegossen. Man fragt sich, warum Vater Staat, der in puncto Steuerbelastung schon Weltspitze ist und Rekordsteuern vereinnahmt, keine wettbewerbsfähigen Standortbedingungen schaffen kann. Wie gelingt das der Schweiz mit deutlich weniger Steuerstaat. Es ist zu vermuten, dass Deutschland auch mit 200 Mrd. Euro mehr Steuereinnahmen nicht über die Runden kommt. Der Staat ist ein verfressener Nimmersatt. Und leider zeigt die Finanz-Geschichte ohne Ausnahme immer eines. Immer mehr Staat ist nicht die Lösung des Problems, immer mehr Staat ist das Problem.
Auch Tech-Werte kommen wieder, wenn auch etwas später. Bei ihnen beweist sich die alte Börsenweisheit, dass jüngsten Kursentwicklungen eine zu hohe Bedeutung für die Zukunft beigemessen werden. Und so klebt das Schicksalsjahr 2022 an Technologietiteln wie Kaugummi am Schuh.
Hier muss dringend Lösemittel her. Denn da sich die Welt innovativ und virtuell immer weiterdreht, geht an Technologieunternehmen grundsätzlich kein Weg vorbei wie an Hessen, wenn man von Norden in den Süden oder umgekehrt will. „Burggraben“-Titel, die mit robustem Eigenkapital ausgestattet sind, daher weniger teures Fremdkapital brauchen und so insgesamt auch weniger Risiko bergen, sind jetzt schon kaufenswert.
Und noch eine Hoffnung, vielleicht eine Vision zum Schluss. Ja, es ist noch kein Ende im Ukraine-Krieg in Sicht. Doch wird sich Putin längst eingestanden haben, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist. Sollte es - durch welchen glücklichen Umstand auch immer - zumindest zu einem eingefrorenen Konflikt, einem nachhaltigen Waffenstillstand kommen, könnte dies für die Aktienmärkte speziell in Europa aufgrund der geographischen Nähe eine ähnlich positive Entwicklung haben wie das Ende des Vietnams-Kriegs für die US-Börse.
Und da Börsen gerne in die Zukunft schauen, gilt wie im Casino: Mesdames et Messieurs, Faites Vos Jeux, Ihre Einsätze bitte, machen Sie Ihre Börsen-Spiele. Am besten in den Jahresanfangsmonaten, bevor die Kurse zu hoch sind und es heißt: Rien Ne Va Plus, nichts geht mehr.