Der Ausverkauf in China erschüttert die Emerging Markets

Fredrik Bjelland und Cathrine Gether, Skagen
Fredrik Bjelland und Cathrine Gether /Bild: Skagen
  • SKAGEN Kon-Tiki übertrifft Benchmark im dritten Quartal
  • Kupferproduzenten stabilisieren das Portfolio, Unterhaltungselektronik schwächelt
  • Portfolio bietet unabhängig von den makroökonomischen Entwicklungen ein attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis
Die Schwellenländermärkte gaben im dritten Quartal nach, nachdem chinesische Aktien aufgrund wachsender Ansteckungsängste auf dem Immobilienmarkt und der Fortsetzung der Null-Covid-Politik in China unter Druck geraten waren. Infolgedessen sind die Erwartungen an das Wirtschaftswachstum weiter gesunken, was in Verbindung mit der Verschärfung der monetären Bedingungen die Risikoanlagen belastet hat.
 
Der SKAGEN Kon-Tiki ist nach wie vor nicht direkt im chinesischen Immobilien- oder Bankensektor engagiert. Allerdings kam es vor allem bei Positionen in Südkorea und China zu Kurseinbußen. Der größte positive Beitrag zur Wertentwicklung kam aus Brasilien, einem Land, das trotz der Ungewissheit über den Ausgang der Wahlen gut für das derzeitige positive Rohstoffumfeld positioniert ist. Auch Indien erzielte aufgrund des anhaltend starken Wirtschaftswachstums eine gute Performance. Das SKAGEN- Management ist der Ansicht, dass das derzeitige Marktumfeld mit Blick auf einen konservativen Portfolioaufbau günstig ist. Die Kombination aus geld- und fiskalpolitischer Straffung zur Senkung der historisch hohen Inflationsraten dürfte sich nach ihrer Einschätzung erst noch in den Gewinnerwartungen der Unternehmen niederschlagen.

Kupfer spielt bei Energiewende eine Schlüsselrolle

Trotz der schwierigen Marktentwicklung schnitt der SKAGEN Kon-Tiki im dritten Quartal besser ab als seine Benchmark. Den größten positiven Beitrag lieferte im Berichtszeitraum der brasilianische Cash & Carry-Anbieter Assai, der seit seiner Verselbstständigung im vergangenen Jahr weiterhin gute Ergebnisse erzielt. Die Portfoliomanager sehen große Chancen für das Unternehmen, da das Management das Umbauprogramm der kürzlich erworbenen Geschäfte umsetzt.
 
Die Kupferproduzenten Ivanhoe Mines und Turquoise Hill Resources haben sich trotz schwächerer Rohstoffpreise ebenfalls gut entwickelt. Beide Unternehmen unterhalten internationale Kupferlagerstätten in der Demokratischen Republik Kongo bzw. in der Mongolei und entwickeln diese weiter. Da Kupfer eine Schlüsselrolle bei der Energiewende spielt, erwartet das Management erhebliches Wertschöpfungspotenzial, das durch das aktuelle Übernahmeangebot von Rio Tinto an die Minderheitsaktionäre von Turquoise Hill Resources bestätigt wird.
Das indische Pflanzenschutzunternehmen UPL profitierte von einem lebhaften indischen Aktienmarkt und lieferte im 1. Quartal 2022 starke Ergebnisse. Hinsichtlich der langfristigen Chancen bleiben die Kon-Tiki- Manager optimistisch, insbesondere, nachdem das Unternehmen aufgrund der starken Nachfrage seine Umsatz- und Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022/23 angehoben hat.

Absturz chinesischer Werte

Die größten negativen Beiträge zur Wertentwicklung des Fonds im dritten Quartal stammen von chinesischen und koreanischen Positionen, die unter der allgemeinen Marktschwäche und der Erwartung schwächerer zukünftiger Ergebnisse gelitten haben. Die chinesische Versicherungsgesellschaft Ping An fiel aufgrund schwacher Ergebnisse im 2. Quartal, da COVID-Lockdowns die Neuverkäufe weiterhin belasten. Obwohl das Unternehmensmanagement das immobilienbezogene Risiko für begrenzt hält, bleibt der Markt angesichts der negativen Nachrichten aus dem Sektor skeptisch.
In Korea gaben die Kurse sowohl von LG Electronics als auch von Samsung Electronics aufgrund der sich verschlechternden Marktbedingungen für Unterhaltungselektronik bzw. Speicherchips nach. Obwohl sich beide Branchen in der Vergangenheit als konjunkturempfindlich erwiesen haben, dürften sich beide Unternehmen aufgrund der starken Wettbewerbsposition und Bilanzen relativ gut behaupten können.
Das landgestützte Lachszuchtunternehmen Atlantic Sapphire zeigte im Berichtszeitraum eine unterdurchschnittliche Performance, obwohl neues Eigenkapital zur Finanzierung seiner laufenden Expansion aufgenommen wurde. Als langfristiger Anteilseigner beteiligte sich das Management des SKAGEN Kon-Tiki an der Kapitalerhöhung und ist weiterhin vom Potenzial des Unternehmens überzeugt. Die Nachricht, dass Norwegen ab 2023 eine Ressourcensteuer auf Aquakulturen einführen wird, macht die Lachszucht an Land aus einer längerfristigen Perspektive potenziell attraktiver.

Nur wenig Veränderung

Im Laufe des Quartals wurden nur geringfügige Änderungen am Portfolio vorgenommen. Das Management investierte in die koreanische Finanzgruppe DGB Financial, eine führende Regionalbank mit zusätzlichen Makler-, Vermögensverwaltungs- und Versicherungsdienstleistungen. Das Unternehmen dürfte aus Sicht des Managements von den höheren Zinssätzen profitieren, während das Bilanzrisiko durch hohe Rückstellungen und angemessenes Kapital abgefedert wird, was von der Aufsichtsbehörde gefördert wird. Die Aktie wird zum Dreifachen des Ertrags und zu einem Viertel des Nettovermögens gehandelt, was sich bei einer Eigenkapitalrendite von 9 Prozent ein überzeugendes Risiko-Ertrags-Verhältnis bietet. Die kleine Beteiligung an China Shineway, einem Hersteller traditioneller chinesischer Medizin, wurde aufgrund der Unsicherheit über die Kapitalerträge und des sich verschlechternden Risiko-Ertrags-Verhältnisses aufgegeben.

Ausblick

Damit besteht das Portfolio des SKAGEN Kon-Tiki aus 47 Unternehmen, einschließlich der fünf russischen Beteiligungen, die derzeit mit null bewertet sind. Insgesamt wird das Portfolio nur mit dem 5-fachen der 2022er-Erträge und einem 0,7-fachen des Kurs-Buchwert-Verhältnisses gehandelt, was etwa der Hälfte der Bewertung des breiteren Schwellenländerindex entspricht. Die Diskrepanz zwischen den Rahmendaten der Bestände und der Gesamtbewertung ist so groß wie nie zuvor in den letzten fünf Jahren. Das bestätigt die Ansicht des SKAGEN-Managements, dass das Portfolio fast unabhängig von den makroökonomischen Entwicklungen ein attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis bietet.
Fredrik Bjelland und Cathrine Gether sind Portfoliomanager bei der norwegischen Fonds-Boutique Skagen Funds

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Rio Tinto Rg 71,76 0,00%
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Ivanhoe Mines Rg-A 12,545 0,44%
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Ping An Ins -H- 5,651 0,02%
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China Shineway P Rg 1,02 0,00%
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LG Sp.GDR-Unty Pfd 14,90 0,00%
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Samsung Electronics 826,00 2,74%
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