Oesterreichische Schule

Nicht nur Wiener Volkswirte jenseits des Mainstream

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Auf die Österreichische Schule für Nationalökonomie berufen sich oftmals Experten, die eine etwas andere Sicht auf den derzeit waltenden Mainstream der Wirtschaftswissenschaft und auch -politik nehmen. Ob das dann tatsächlich immer mit den Ansichten dieser Schule hundertprozentig übereinstimmt, mag einmal dahingestellt bleiben, aber vielleicht interpretiert sie auch jeder ein wenig anders. Versuchen wir es also auch mit einer Version.
Im Zentrum der Lehre steht das Unternehmertum, oder besser, das Schaffen der Unternehmer in einer dynamischen und unsicheren Welt. Schumpeters Unternehmer als kreativer Zerstörer kommt uns da gleich in den Sinn – schließlich studierte er bei Eugen Böhm von Bawerk und hatte Kontakt zu Ludwig von Mises – zwei Vertretern der Österreichischen oder Wiener Schule. Die Wiener Schule geht nicht davon aus, wie so manche andere Volkswirte suggerieren, dass sich die Ökonomie be- oder gar aus- und vorausberechnen lässt. Wirtschaft wird von Individuen gemacht, und die sind nicht zentralistisch lenkbar – auch wenn es dahingehende Bestrebungen des Staates gibt.
 
Zu den Gründervätern der Österreichischen Schule zählen Carl Menger (1840-1921), Eugen Böhm von Bawerk (1851-1914) und Ludwig von Mises (1881-1973), die gleichzeitig drei Generationen dieser Schule dokumentieren und dominierten. Carl Menger gilt als „Erfinder“ der Grenznutzenlehre, die sich Gedanken über den „wahren Wert“ eines Gutes macht. Es gibt nämlich keinen „objektiven Wert“ eines Gutes, sondern dieser hängt von vielen Faktoren jenseits von Einkauf oder Produktion ab: Für einen Schluck Wasser in der Wüste ist ein Durstender sehr viel mehr bereit zu zahlen als für eine Flasche Mineralwasser im Laden.

Anmaßung von Wissen

Böhm-Bawerk befasste sich vor allem mit der Zinsentwicklung im Marktprozess, also wie Zinsen verlaufen, wenn sie nicht durch die Zentralbanken gesteuert würden. Ludwig von Mises schließlich setzte auf den Forschungsergebnissen seiner beiden Vorgänger eine Geld- und Konjunkturtheorie auf, in welcher er insbesondere den Geldschöpfungsprozess und die Zinsbestimmung durch die Notenbanken für die wirtschaftliche Entwicklung – meist eher „Nicht-Entwicklung – verantwortlich machte.
 
Den krönenden Abschluss bildete Friedrich August von Hayek (1899-1992), der 1974 den Wirtschaftsnobelpreis für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Geld- und Konjunkturtheorie erhielt: Die Preisfestsetzung von irgendwelchen Institutionen (Staat oder Zentralbank) hält Hayek für „Anmaßung von Wissen“, Wissen ist aber immer ungleich verteilt, es herrscht eine Informationsasymmetrie.

Geld ist eine Ware

Wichtig ist den Vertretern der Österreichischen Schule: Geld ist nicht nur eine Recheneinheit, sondern eine Ware wie vieles andere auch und damit den Gesetzen von Angebot und Nachfrage unterworfen – wenn man es denn lässt. Tut man – sprich die Politik – aber nicht. Und der Preis für Geld drückt sich über den Zins aus – wer den manipuliert, der manipuliert die Märkte insgesamt mit allen oftmals unvorhersehbaren Folgen.
 
Heute hält beispielsweise das Ludwig-von-Mises-Institut Deutschland die Ideen der Österreichischen Schule hoch. Der „SmartInvestor. Das Magazin für kritische Anleger“ steht ebenfalls für die Denkhaltung dieser Schule und sucht diese in Informationen für Anleger zu übersetzen.