Cathrine Gether und Fredrik Bjelland / Bilder: Skagen
- Aktien, Anleihen und Währungen im zweiten Quartal besser als globale Vergleichsindizes
- Mit schwächerem globalen Konjunkturzyklus tendieren relative Wachstumsunterschiede zu Gunsten der Schwellenländer
- Robuste Unternehmen werden mit einem erheblichen Abschlag gehandelt und bieten attraktive Einstiegsmöglichkeiten
Nachdem die erste Jahreshälfte 2022 von einem heftigen Ausverkauf in den Schwellenmärkten geprägt war, hellen die Aussichten für das zweite Halbjahr auf. Sowohl Aktien wie Anleihen und Währungen der Emerging Marktes schnitten im zweiten Quartal besser ab als ihre globalen Vergleichsindizes. Auch der SKAGEN Kon-Tiki hat im zweiten Berichtsquartal seinen Referenzindex MSCI EM übertroffen.
Mit dem Auslaufen der außerordentlichen Stützungsmaßnahmen der amerikanischen Zentralbank haben sich dort die Wachstumsaussichten verschlechtert. Mit schwächeren Verbraucherausgaben, einer sich eintrübenden Stimmung und einer gedrosselten Produktion steht die US-Wirtschaft auf wackligeren Beinen. Da sich der Fokus von einer hohen Inflation auf ein schwächeres globales Wachstum verschiebt und die drohende Rezession zum dominierenden Marktrisiko wird, sind die meisten Rohstoffe gegen Ende des Berichtszeitraums eingebrochen. Als größte Volkswirtschaft der Schwellenländer hat sich der chinesische Aktienmarkt aufgrund der unterschiedlichen Geldpolitik und Wirtschaftszyklen vom US-Markt abgekoppelt. Mit den Lockerungen der Covid-Beschränkungen erholen sich verschiedene Konjunkturindikatoren, ebenso könnte mit dem Einsetzen eines neuen Hypothekenzinssenkungszyklus für den Immobiliensektor das Schlimmste überstanden sein. China hat damit begonnen, die regulatorischen Maßnahmen zurückzufahren und verstärkt gleichzeitig die politische Unterstützung.
Wenn sich der globale Konjunkturzyklus erwartungsgemäß weiter abschwächt, tendieren die relativen Wachstumsunterschiede wieder zu Gunsten der Schwellenländer. Das Erreichen der Talsohle im chinesischen Zyklus, die nach wie vor robusten Arbeitsmärkte in vielen Schwellenländern sowie die Finanzpolitik dürften dazu beitragen, einen Abschwung abzufedern.
Pluspunkt für CNOOC durch strategischen Fokus auf Erdgasproduktion
Als größter Offshore-Erdöl- und Erdgasproduzent des Landes profitiert China National Offshore Oil Corporation (
CNOOC) von den hohen Energiepreisen aufgrund der Russland-Sanktionen und den Lieferkettenschocks. Die strategische Ausrichtung des Unternehmens auf die Steigerung der Erdgasproduktion ist erfolgsentscheidend für die Bemühungen des Landes, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Das ist für uns ein zusätzlicher Pluspunkt für diese Investition.
Die Entscheidung von
Prosus und
Naspers, ihre
Tencent-Beteiligung zu ver- und eigene Aktien zurückzukaufen, hat Ende des Quartals zu einer deutlichen Kurssteigerung geführt. Vielversprechend ist zudem die Aussage des Managements, Komplexität reduzieren zu wollen und dazu KPI-Anreize zu schaffen, in denen Managementausschüttungen direkt an Reduktionen gekoppelt sind.
Als größter Verlustfaktor im Portfolio erwies sich
Atlantic Sapphire. Am Ende des Berichtszeitraums nahm das Unternehmen im Rahmen einer allgemein erwarteten Privatplatzierung 125 Mio. USD auf. Gleichzeitig bestätigte die DNB-Bank fast den gleichen Betrag als zugesagte Verpflichtung. Damit sollte Atlantic Sapphire vollständig für die zweite Expansionsphase und das Erreichen der stabilen Ausbeute der ersten Phase finanziert sein. Nordlaks, einer der größten privaten Lachszüchter Norwegens, beteiligte sich an der Privatplatzierung.
Weitere negative Attributionen sind u. a. unseren südkoreanischen Beteiligungen
LG und
Samsung Electronics zuzurechnen. Mit einer Verschärfung des weltweiten Konjunkturabschwungs und der Inflation ist davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Haushaltsgeräten und TV-Geräten weiter abnimmt und die Rentabilität leidet.
Neue Portfoliozutaten mit brasilianischem Zucker und Energie
Im zweiten Quartal wurden Positionen von drei neuen Unternehmen im Kon-Tiki-Portfolio aufgebaut.
Cosan ist ein brasilianisches Zucker- und Energiekonglomerat, an dem wir bereits seit langem beteiligt sind. Die Komplexität der Holding wurde reduziert, das Unternehmen wird zu einer attraktiven Bewertung gehandelt und ist nun bereit für eine neue Wachstumsphase innerhalb einiger seiner gut geführten Holdinggesellschaften. Eines dieser Unternehmen ist Raizen, das zweite Unternehmen, in das wir investiert haben. Raizen ist der größte Zucker- und Ethanolproduzent Brasiliens. Das Unternehmen expandiert stark in die umweltfreundlichere/erneuerbare Seite der Energiegleichung mit interessanten Wachstumsprojekten. Drittens haben wir eine kleine Beteiligung an
Sibanye Stillwater aufgebaut, die ein differenziertes Engagement in Edelmetallen und damit eine breitere Streuung des Portfolios bietet.
Aus dem mexikanischen Chemieunternehmen Orbia haben wir uns zurückgezogen, da zu befürchten ist, dass der neu angekündigte Investitionsplan des Unternehmens zum Zyklushöhepunkt kommt und ein Großteil der Mittel in stark zyklische Anlagen investiert ist. Gleichzeitig scheinen sich auch die Kapitalkosten in die falsche Richtung zu entwickeln.
Auch aus
Sinotrans, einem chinesischen Logistikunternehmen, sind wir ausgestiegen, da wir von den geringen operativen Fortschritten in den letzten Quartalen enttäuscht sind.
Vorsichtig optimistisch bleiben wir für unsere russischen Beteiligungen, die zwar nach wie vor mit „0“ bewertet sind, aber längerfristig doch einen gewissen Wert haben können. Während des Quartals gab es keine Handelsaktivitäten in russischen Beteiligungen.
Auf Kurs mit robusten Unternehmen
Auch wenn die Schwellenmärkte noch mit rauer See zu kämpfen haben, sind wir überzeugt, dass das Portfolio aus sehr attraktiven und robusten Unternehmen besteht, die mit erheblichem Abschlag gehandelt werden. Wenn man bedenkt, wo wir im weltweiten Zinszyklus stehen, sollten die Chancen für unsere wertorientierte Anlagephilosophie gutstehen. Das Portfolio ist stark diversifiziert und besteht aus Unternehmen mit guten Aussichten. Es wird mit einem stark diskontierten Kurs-Ertrags-Verhältnis von 6x 22e gehandelt, was einem Abschlag von mehr als 40 Prozent gegenüber den Schwellenmärkten im Allge¬meinen entspricht. Der historisch hohe Abschlag bei den Schwellenmärkten gegenüber Industrieländern hat sich im vergangenen Quartal verringert und wir sind vorsichtig optimistisch, dass sich das fortsetzen könnte.
Fredrik Bjelland und Cathrine Gether sind Portfoliomanager bei der norwegischen Fonds-Boutique
Skagen Funds