Mark Martyrossian / Bild: Aubrey Capital Management
Nachdem zuletzt die Regierung in Peking eine Maschinerie an Regulierungen erlassen hatte, die den chinesischen Aktien-Markt unweigerlich schwächte, sehen wir eine neue Walze an Regulierungen auf die Märkte zurollen. Doch dieses Mal kommt diese nicht aus Peking, sondern aus Brüssel, denn es gibt Parallelen zwischen den aktuellen Marktregulierungen von Peking und Brüssel. Peking hat seit Beginn seiner Kampagne gegen Monopole im letzten Sommer einige Geschäftsmodelle (z. B. Nachhilfeunterricht) faktisch geschlossen und gegen eigene international aufgestellte Tech-Giganten wie
Alibaba,
Tencent, Didi Chuxing,
Baidu,
JD.com, ByteDance,
Meituan und Suning saftige Geldstrafen verhängt.
Dennoch sehen wir darin keineswegs das Ende der chinesischen kapitalistischen Revolution. Es ist vielmehr die einfache Erkenntnis, dass Kartellgesetze notwendig sind, um den Missbrauch von Monopolmacht zu verhindern. Auch ist dieser Kartelleifer kein speziell chinesisches Phänomen. Die Kartellgesetze wurden in den letzten 130 Jahren in den USA und anderswo auf der Welt ständig erweitert.
Die neuen europäischen Gesetzesentwürfe, mit denen die Macht von Tech-Riesen auf den Markt und die Gesellschaft reguliert werden sollen, werden aller Voraussicht nach 2023 in Kraft treten. Das Internet verändert sich jedoch so schnell, dass die Regulierungsbehörden Mühe haben, mit diesem Tempo Schritt zu halten. Die beiden EU-Gesetze werden als "die erste Überarbeitung der Regeln für den Wettbewerb im Internet in der EU seit 20 Jahren" bezeichnet. Was sollte der Schwellenländer-Investor also davon halten? Sowohl die EU als auch China regulieren den Markt im Hinblick auf die Monopolstellung gigantischer Tech-Riesen, das ist aus unserer Sicht verständlich und richtig.
Chinas Aktienmarkt hat seit letztem Sommer mit starkem Gegenwind zu kämpfen, und einer der stärksten kommt durch die Regulierung der Unternehmen. Doch es gibt Anzeichen dafür, dass aus Peking heraus keine weiteren Einschränkungen mehr folgen werden. Weitere Ankündigungen von Chinas oberstem Wirtschaftsminister, dass er Maßnahmen ergreifen werde, um sowohl die Wirtschaft als auch die Finanzmärkte zu stützen, wurden von den Anlegern positiv aufgenommen. In Anbetracht dessen scheint es unwahrscheinlich, dass Peking auch im weiteren Verlauf von 2022 an der Kartellfront aktiv sein wird.
Mark Martyrossian ist Director von
Aubrey Capital Management. Aubrey Capital Management ist ein spezialisierter globaler Vermögensverwalter mit Fokus auf thematische, wachstumsorientierte und globale Kapitalanlagen. Das 2006 in in Edinburgh, Schottland, gegründete Unternehmen, das sich mehrheitlich im Besitz der Mitarbeiter befindet und Büros in Edinburgh und London verfügt, bietet eine Reihe von Fonds und Anlagemandate für institutionelle sowie private Anleger an. Zum 31. Dezember 2021 verwaltete das Unternehmen ein Vermögen von 1,5 Milliarden US-Dollar (1,4 Milliarden Euro).