Morgane Delledonne / Bild: Global X
Die Bekämpfung des Klimawandels geht mit einer enormen Modernisierung unserer Infrastruktur einher. Auf der Basis langjähriger Forschung geben wir einen Ausblick darauf, wie sich die globale Infrastruktur in den nächsten Jahren verändern wird.
Die Infrastruktur des 21. Jahrhunderts
Heutzutage ergeben sich für den Bereich der Infrastruktur zwei grundlegende Merkmale:
- Infrastrukturprojekte weisen eine höhere Flexibilität im Ausbau auf, um sich zum einem den Anforderungen einer immer weiterwachsenden Weltbevölkerung sowie zum anderen sich der globalen Wirtschaft, die durch mehr Daten und eine größere und schnellere Konnektivität angetrieben wird, anzupassen.
- Infrastruktur, wie Straßen und Gebäude, werden im Allgemeinen widerstandsfähiger gegen unvorhergesehene Klimaereignisse aufgerüstet und neu gebaut.
Auch die Politik unterstützt den Ausbau neuer Infrastruktur. Ein Beispiel ist der kürzlich verabschiedete Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA) in den Vereinigten Staaten, der eine generationenübergreifende Chance zur Erneuerung und Verbesserung der Verkehrs-, Energie- und digitale Infrastruktur in den USA bietet.
Demografie und Klimawandel definieren Infrastruktur
Die Weltbevölkerung ist seit 1960 um das 2,6-fache gewachsen und könnte bis 2050 um weitere 25 Prozent zunehmen. Allein bis 2050 könnten fast 70 Prozent der Bevölkerung in Städten leben.
Infrastrukturanlagen auf der ganzen Welt sind nach jahrzehntelanger Nutzung erschöpft. Der Klimawandel beschleunigt diesen Trend. Bis 2050 könnten die Kosten für die Anpassung der Infrastruktur an das Klima 150 bis 450 Milliarden Dollar pro Jahr betragen.
Die Überalterung der Infrastruktur wird erkennbar. Ein Beispiel ist Italien: Hier sind bereits 300 Brücken des Landes vom Einsturz bedroht. Oder auch Großbritannien: Die Wasserleitungen des Landes sind im Durchschnitt 70 Jahre alt, wovon maßgeblich die Gesundheit der Bevölkerung abhängig ist.
Ein Blick auf die Technologie: Neue Technologien und ihre Bedeutung für Mobilität, Handel und unser Leben verändern sich grundlegend. Die Zahl der mit dem Internet verbundenen Geräte könnte bis 2026 weltweit 26,4 Milliarden erreichen. Dies ist mehr als das Doppelte der Zahl der Anschlüsse im Jahr 2020.6 Des Weiteren gehen wir davon aus, dass bis 2030 81 Prozent der Weltbevölkerung das Internet nutzen werden, gegenüber 55 Prozent im Jahr 2020 und 29 Prozent im Jahr 2010.
Anpassung an den Klimawandel durch eine widerstandsfähige Infrastruktur
Naturkatastrophen ereignen sich in noch nie dagewesenem Ausmaß. Die Infrastruktur des einundzwanzigsten Jahrhunderts muss so gebaut werden, dass sie diesen Ereignissen und anderen Auswirkungen des Klimawandels standhält.
Diese Einordnung lässt sich auf folgende Forschungsergebnisse und Ereignisse aus dem aktuellen Jahr zurückführen, was beispielhaft folgende Bereiche betrifft:
- Wohnräume: Einige Schätzungen gehen davon aus, dass der Anstieg des Meeresspiegels und die daraus folgenden Überschwemmungen, 630 Millionen Menschen bis zum Jahr 2100 aus ihrer Umgebung vertreiben wird.
- Transport: Die Waldbrände im pazifischen Nordwesten der USA im Jahr 2021 erzwangen eine Umleitung der Güterzüge, wodurch Tausende von Meilen mehr zurückgelegt werden mussten.
- Wasser und Gesundheit: Im Jahr 2021 unterbrach der Hurrikan Ida den Zugang zu sauberem Wasser für über 2 Millionen Menschen in Louisiana und Pennsylvania.
- Energiewirtschaft: Im Jahr 2021 drosselten Wasserkraftwerke in den Vereinigten Staaten, China und Brasilien ihre Produktion aufgrund einer noch nie dagewesenen Dürre.
Automatisierungstechniken sorgen für Effizienz und bergen Chancen für das Klima
Der Einsatz von innovativen Technologien ist unentbehrlich, um eine Infrastruktur weiterzuentwickeln, die den Anforderungen der Zeit standhält. Investitionen in Ausbauprojekte im Bereich Robotik können beispielsweise zur Entlastung von Hafenstaus beitragen. Anleger sollten darüber hinaus Investmentmöglichkeiten im Bereich der künstlichen Intelligenz in Betracht ziehen – ein Anwendungsfeld sind KI-optimierte Flughäfen, wodurch Verspätungen reduziert werden. Die Niederlande gehen mit einem Beispiel voran, dass im Schienenverkehr zu einer erheblichen Effizienz und zu deutlichen Klima-Vorteilen geführt hat: Durch den Einsatz von Sensoren können mit unter Schäden an Containern und den Gleisen überwacht werden, wodurch Entgleisungen bereits um 75 Prozent reduziert werden konnten. Der Ausbau des Schienenverkehrs birgt großes Potenzial, denn dadurch würden bis zu 75 Prozent weniger Kraftstoff verbraucht werden als mit dem Lkw-Verkehr.
Smart Cities und der Einsatz von 5G
Im heutigen digitalen Zeitalter ist die weltweite Konnektivität allgegenwärtig und das Datenvolumen wächst exponentiell. Die von Sensoren und künstlicher Intelligenz in smart Cities gesammelten, übertragenen und verarbeiteten Daten bringen neuen Nutzen und Effizienz in die Infrastruktur. Der Einsatz und Ausbau der 5G Technologie bilden die Voraussetzungen. 5G-Netze sind schneller als frühere Generationen und bieten die Bandbreite, die für die gleichzeitige Verbindung von Millionen von Geräten erforderlich ist. Die Einführung von 5G steckt in allen wichtigen Märkten noch in den Kinderschuhen. Wir gehen davon aus, dass sich dies voraussichtlich in den kommenden Jahren ändern wird, sobald die entsprechende Infrastruktur aufgebaut wird. Der Anteil von 5G bei den Internetverbindungen von mobilen Endgeräten liegt derzeit nur bei 8 Prozent. Bis zum Jahr 2026 wird dieser Anteil voraussichtlich 47 Prozent betragen.
Rechenzentren bieten groß angelegte, zentralisierte Speichermöglichkeiten, um die Datenmengen im heutigen Zeitalter zu bewältigen. Immer mehr Rechenzentren werden aus erneuerbaren Energien betrieben. Es wird erwartet, dass die jährlichen Investitionen in Rechenzentren mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 10 Prozent, von 245 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 bis 2025 auf 432 Milliarden Dollar steigen.
Profiteure von Infrastrukturinvestments innerhalb der Branche
Der Nutzen von Infrastrukturausgaben lässt sich nicht von jetzt auf gleich ableiten. Nur im Laufe der Zeit führen die Ausgaben zu Einnahmen, zu Wirtschaftswachstum und zu sozialen Auswirkungen.
Doch bereits während des Prozesses sind gewisse Nutzen zu messen. Beispielsweise vor dem Bau müssen Infrastrukturprojekte umfassend geplant und geprüft werden. Diese Phase führt zu Einnahmen für Berater und Infrastrukturspezialisten.
Der Bau von Infrastrukturen dauert viele Jahre, selbst wenn es keine Komplikationen gibt. Mit der Zeit führen die Ausgaben zu Einnahmen für Bauunternehmen, Ingenieure und Berater, bevor schließlich auch die Komponenten-/Ausrüstungshersteller und Materialproduzenten ein Plus vermelden können.
Morgane Delledonne ist Director of Research bei
Global X, einem 2008 gegründeten Finanzdienstleister, der Anlegern unerforschte und intelligente Lösungen bietet. Die Produktpalette umfasst mehr als 80 ETF-Strategien und ein verwaltetes Vermögen von über 40 Milliarden US-Dollar.
Global X gehört zur Mirae Asset Financial Group, einem weltweit führenden Anbieter von Finanzdienstleistungen mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 620 Milliarden US-Dollar.