Konsum hinkt dem Markt weiter hinterher

Werner W. Rehmet, MyDividends
Werner W. Rehmet / Bild: MyDividends
Gemischte Gefühle erfahren derzeit die Aktionäre von Konsumgüterwerten. Viele Firmen aus dieser Branche hinken aktuell der Entwicklung des Gesamtmarktes hinterher, bei der Dividende gibt es aber nicht viel zu meckern.

Beiersdorf hat eine lange Dividendenhistorie

Die Aktie von Beiersdorf ist seit dem 29. Oktober wieder im DAX vertreten, nachdem das Hamburger Traditionsunternehmen ein halbes Jahr zuvor aus dem Leitindex ausscheiden musste. Zuvor war der Konsumgüter- und Kosmetikhersteller bereits 12 Jahre im DAX vertreten. Beiersdorf profitierte vom Ausscheiden des Wohnungskonzerns Deutsche Wohnen aus dem DAX aufgrund der Übernahme durch den ehemaligen Rivalen Vonovia. Deutsche Wohnen musste weichen, weil durch die Übernahme das Kriterium eines Mindeststreubesitzes von zehn Prozent nicht länger erfüllt war.

Beiersdorf hat eine lange Dividendenhistorie. Seit dem Jahr 1947 wird bereits eine Dividende bezahlt. Zuletzt lag die Dividende bei 0,70 Euro. Allerdings liegt die Dividende seit dem Jahr 2009 auf diesem Niveau, was auf den Hauptversammlungen jedes Jahr ein Diskussionsthema ist. Zumindest hat Beiersdorf die Ausschüttung auch im schwierigen Jahr 2020 stabil gehalten. Dennoch besteht bei der Ausschüttungsquote (zuletzt 28 Prozent) ohne Frage noch Luft nach oben. Die jüngsten Ergebnisse fielen ermutigend aus. Das organische Umsatzwachstum des Konzerns stieg in den ersten neun Monaten des Jahres um 12 Prozent auf 5,8 Mrd. Euro (organisches Wachstum im dritten Quartal +4,3 Prozent) und lag damit über dem Vorkrisenniveau von 2019.
Endlich wieder im DAX: Beiersdorf-Headquater in Hamburg
Beiersdorf erwartet für den Konzern im Jahr 2021 ein organisches Umsatzwachstum zwischen 8 Prozent und 10 Prozent. Die EBIT-Umsatzrendite des Konzerns wird auf Vorjahresniveau erwartet. Dabei zeigt sich ein gespaltenes Bild. So wird im Unternehmensbereich Consumer (Nivea, Eucerin, La Prairie) ein organisches Umsatzwachstum zwischen 7 Prozent und 9 Prozent erwartet, die EBIT-Umsatzrendite soll aber aufgrund steigender Materialpreise und zunehmender Investitionen "nur" auf Vorjahresniveau liegen. Im Unternehmensbereich tesa soll die operative EBIT-Umsatzrendite über dem Vorjahresniveau liegen. Das organische Umsatzwachstum wird zwischen 11 Prozent und 13 Prozent prognostiziert.

Konsumgüterwerte schwächeln...

Die Aktie von Beiersdorf liegt aktuell rund 20 Prozent vom Allzeithoch entfernt. Noch schwieriger sieht es bei Henkel aus, die ebenfalls im DAX notiert sind. Die Vorzugsaktien notieren aktuell sogar knapp 40 Prozent vom Allzeithoch entfernt. Die Düsseldorfer Firma ist sowohl im Industrie- als auch im Konsumentengeschäft positioniert. Henkel ist Marktführer im Klebstoffbereich, ist in diesem Bereich aber auch sehr stark von der zyklischen Entwicklung im Industriesektor abhängig. Henkel hat den Aktionären in diesem Jahr eine unveränderte Dividende von 1,85 Euro je Vorzugsaktie ausgeschüttet. Seit dem Börsengang vor 35 Jahren hat Henkel immer eine Dividende gezahlt, die über oder zumindest auf dem Niveau des Vorjahres lag. Mit Spannung wurden die Zahlen zum dritten Quartal erwartet, die am 8. November präsentiert wurden. Das Zahlenwerk fiel insgesamt enttäuschend aus. Henkel zeigte sich pessimistischer und reduzierte die Ergebnisprognose für das laufende Jahr.

Der Lebensmittel- und Haushaltswarensektor kämpft schon seit einiger Zeit mit steigenden Kosten, die auf die Margen drücken und die Unternehmensgewinne nach unten ziehen. Auch Lieferengpässe dämpfen das Wachstum. Nun stellt sich die wichtige Frage, inwieweit die Lebensmittel- und Konsumgüterhersteller die Kostensteigerungen für Rohstoffe, Verpackung und Logistik weitergeben können.

...zählen aber zu den solidesten Dividendenwerten

Auf der anderen Seite zählen Titel aus diesen Branchen zu den solidesten Dividendenwerten. Hierzu gehören auch europäische Werte wie Unilever und Reckitt Benckiser. Der Umsatz des britisch-niederländischen Verbrauchsgüterkonzerns Unilever stieg im dritten Quartal 2021 um 4 Prozent auf 13,5 Mrd. Euro, wie das Unternehmen am 21. Oktober mitteilte. Auf vergleichbarer Basis ergab sich ein Anstieg um 2,5 Prozent. Dabei standen Preiserhöhungen um 4,1 Prozent einem Rückgang bei den Verkäufen um 1,5 Prozent gegenüber. In den ersten 9 Monaten 2021 ergab sich ein Umsatz von 39,3 Mrd. Euro (+ 1,7 Prozent). Auf vergleichbarer Basis war dies ein Anstieg um 4,4 Prozent. Unilever rechnet im nächsten Jahr sogar mit einer stärkeren Inflation als in diesem Jahr. Das Management erwartet für das Gesamtjahr weiterhin eine unveränderte operative Marge auf vergleichbarer Basis.

Die Meinungen der Analysten zu Unilever sind gespalten. Viele erwarten eine weitere Unsicherheit über die Rohstoffpreisentwicklung sowie einen anhaltenden Konflikt zwischen Margensteigerung und Wachstumsbeschleunigung. Die aktuelle Dividendenrendite kann sich aber sehen lassen. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden aktuell 1,7072 Euro (1,4392 Pfund) bezahlt. Beim derzeitigen Aktienkurs von knapp 46 Euro entspricht dies einer aktuellen Dividendenrendite von rund 3,7 Prozent.
Werner W. Rehmet ist der Gründer und Herausgeber von MyDividends. Nach seinem wirtschaftswissenschaftlichen Studium durchlief er mehrere Stationen bei renommierten Bankhäusern. In langjährigen Aufenthalten an der Wall Street und an wichtigen Finanzzentren wie Zürich setzte er sich intensiv mit verschiedenen Börsenthemen auseinander. Hier folgten auch erste Medienauftritte und Publikationen zu zahlreichen Börsenthemen. Seine umfangreichen Kenntnisse im Börsengeschäft führten schließlich zur Gründung der Börsenplattform MyDividends.de, die sich ausschließlich dem Thema Dividenden widmet, unter dem Motto „der Ertrag zählt“.
Hinweis: Werner W. Rehmet kann Aktien der jeweils angesprochenen Unternehmen halten und somit kann ein möglicher Interessenskonflikt bestehen.

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Beiersdorf 134,60 -0,07%
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Henkel Vz. 71,72 0,00%
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UC DAX 17.720,16 -0,66%
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Deutsche Wohnen I 16,76 0,00%
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Vonovia 24,53 -0,12%
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Unilever Rg 44,20 0,00%
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Reckitt Benck Gr Rg 48,01 -1,19%
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