Das erfolgreiche Drehbuch im Tech-Bereich um eine Milliarden Dollar Bewertung zu erreichen, ist 100fach bewiesen: Man nehme charismatische Gründer aus dem Silicon Valley mit einer zündenden Idee, schütte sie mit Risikokapital zu, biete ein möglichst kostenloses Produkt, um möglichst schnell viele Nutzer zu erreichen, und bringe es zu einem günstigen Zeitpunkt an die NASDAQ. Das amerikanische Cloud-Unternehmen Mailchimp beweist das Gegenteil: Die im Jahr 2001 von Ben Chestnut und Mark Armstrong als „The Rocket Science“ gegründete Unternehmung ist in vielerlei Hinsicht das Gegenstück zum stereotypen Silicon Valley Erfolgsmodell. Mailchimp ist inzwischen ein „Household“ Name.
Täglich 15.000 neue Kunden
Wer E-Mail Newsletter abonniert hat, wird mit großer Wahrscheinlichkeit diesen über Mailchimp erhalten haben. Die beiden Gründer haben Mailchimp jahrelang als Nebenprojekt mit eigenen Finanzmitteln betrieben, ohne Risikokapital aufzunehmen. So richtig in Schwung kam Mailchimp als man sich 2009 dafür entschied, ein „Freemium“ Modell, also neben der kostenpflichtigen auch eine kostenlose Version, anzubieten. Innerhalb eines Jahres konnte so die Nutzerbasis von 85.000 auf 450.000 ausgebaut werden. Inzwischen werden über die Plattform 300 Mio. E-Mails pro Tag versandt und das Unternehmen gewinnt täglich rund 15.000 neue Kunden, meist Start-ups und mittelständische Unternehmen. Chestnut und Armstrong gelten als die Leitfiguren der „Bootstrapped“ Start-up Szene.
Den Gürtel enger schnallen
„Bootstrap“ bedeutet im Kontext der Start-up Szene „den Gürtel enger schnallen“, also sehr gezielt und nachhaltig mit seinen Finanzmitteln umzugehen. Bisher haben die Mailchimp Gründer sämtliches Risikokapital von Außen abgelehnt, auch einen Börsengang. Inzwischen kommt Mailchimp auf einen Umsatz von mehr als 700 Mio. Dollar bei einem Gewinn von 300 Mio. Dollar. Anfang September ging ein Raunen durch das Silicon Valley, als Bloomberg über die Intention des führenden Steuer- und Finanzsoftwareunternehmen
Intuit berichtete, Mailchimp für zehn Milliarden Dollar zu übernehmen. Der Zusammenschluss beider Unternehmen würde ein einzigartiges kombiniertes digitales Angebot für mittelständische Unternehmen und Selbständige schaffen. Ob Armstrong und Chestnut einem Verkauf zustimmen muss sich aber noch zeigen.
Der Artikel erschien zuerst in Börse Online
Thomas Rappold ist ein
exzellenter Kenner der Technologieszene. Der schwäbische
Internet-Unternehmer (Fin-Techs Numbrs und Divizend) gilt als Erfinder
des „Value-Investing“ in Technologieaktien und hat die
Bewertungskonzepte der Value-Investoren Warren Buffett und Charlie
Munger (Berkshire Hathaway) auf den Tech-Sektor übertragen. Als Silicon
Valley-Insider schrieb Rappold nicht nur Bestseller wie „
Silicon Valley Investing“
und „Peter Thiel“, sondern war als einer der ersten Absolventen des
europaweit ersten Studiengangs „Medieninformatik“ an der Entwicklung
bahnbrechender Finanzportale für den Münchner Versicherungsriesen
Allianz beteiligt. Der Gründer zahlreicher Internet-Start-ups entwickelt
zudem führende Technologie-Indizes für Themenzertifikate zu den
Megathemen Industrie 4.0 (ISIN: DE000VS8Y403), Cybersecurity
(DE000VS5ZCS6), Artificial Intelligence (DE000VL3SJB4), Blockchain
Technology (DE000VL9NBT1) sowie 5G Technology (DE000VA9H372). Mehr über
Thomas Rappold und das Silicon Valley finden Sie auf seiner Homepage
www.silicon-valley.de.