Anleger weiter vorsichtig: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche erneut geschwankt und die Handelswoche uneinheitlich beendet. Für zeitweiligen Auftrieb sorgte die Nachricht, dass die EU und China über die wechselseitig angedrohten Straffzölle verhandeln wollen. Damit könnte der befürchtete Handelskonflikt vermieden werden, die Sorgen davor hatten in der Vorwoche noch deutlich belastet. Allerdings merkten Beobachter an, dass eine Einigung alles andere als sicher sei. Die bevorstehenden Neuwahlen in Frankreich dämpften die Stimmung an den Märkten dagegen weiterhin, auch ansonsten hielten sich die Anleger über weite Strecken zurück, so beispielsweise im Vorfeld neuer Inflationszahlen aus den USA. Für Bewegung sorgten dagegen Unternehmensnachrichten.
Dax im zweiten Quartal im Minus
Der
Deutsche Aktienindex (Dax) rückte im Wochenvergleich um 0,4 Prozent auf 18.235,45 Punkte vor, für das zu Ende gegangene zweite Quartal stand allerdings ein Minus von 1,4 Prozent zu Buche. Der
MDax gab in der vergangenen Woche 0,5 Prozent ab auf 25.176,06 Zähler. Der
TecDax stieg um 1,2 Prozent auf 3.326,63 Punkte. Der
m:access All-Share verlor 2,3 Prozent auf 1.253,41 Zähler.
Mit Abstand stärkster Dax-Wert war in der vergangenen Woche
Covestro mit einem Plus von 8,4 Prozent. Der Kunststoffkonzern hat die Aufnahme konkreter Übernahmeverhandlungen mit dem staatlichen Ölkonzern Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bestätigt, zudem honorierten die Anleger Sparpläne des Unternehmens. Der Kurs von
Airbus sackte dagegen um beinahe 14 Prozent ab, der Flugzeugbauer hat seine Unternehmensziele gesenkt und Kunden auf eine verspätete Auslieferung bestellter Maschinen in den kommenden zwei Jahren vorbereitet. Im MDax brachen die Titel von
Delivery Hero um 16,4 Prozent und die von
HelloFresh um 10,0 Prozent ein, hier belastete unter anderem ein negativer Kommentar von
JPMorgan zur Branche der Essenslieferanten.
Die Übernahmephantasien von Adnoc trieben den Kurs:Covestro.
Anleihen: Unsicherheit vor Frankreichwahl
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche gefallen. Hauptthema an den Märkten war die Unsicherheit vor den anstehenden Parlamentsneuwahlen in Frankreich. Aufgrund des deutlichen Vorsprungs des Rassemblement National von Marine Le Pen in den Umfragen vor dem ersten Wahlgang sahen viele Marktteilnehmer die fiskalische Stabilität in Gefahr. Im Wochenvergleich stieg die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe von 2,40 auf 2,49 Prozent. Die Umlaufrendite zog von 2,42 auf 2,50 Prozent an.
USA: Geringfügig nachgegeben
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche geringfügig nachgegeben. Verantwortlich dafür waren unter anderem Kursrücksetzer am vergangenen Freitag, die vorherige Gewinne und neue Höchststände bei
S&P-500 und Nasdaq-100 zunichtemachten und von Beobachtern vor allem auf politische Unsicherheiten zurückgeführt wurden. Der
Dow-Jones-Index sank im Wochenvergleich um 0,1 Prozent auf 39.118,86 Punkte. Der breiter gefasste
S&P-500 ging um ebenfalls 0,1 Prozent zurück auf 5.460,48 Zähler. Auch der technologielastige Nasdaq-100-Index reduzierte sich um 0,1 Prozent auf 19.682,87 Punkte.
Ausblick: Unsicherheit durch politische Themen
Zumindest zu Beginn der aktuellen Handelswoche dürften vor allem politische Themen das Geschehen an den deutschen Aktienbörsen beeinflussen. Die erste Runde der französischen Parlamentswahl war weitgehend im Rahmen der Erwartungen ausgegangen, viele hatten sogar mit einem noch stärkeren Abschneiden des Rassemblement National (RN) gerechnet. Nun bleibe abzuwarten, ob es dem Linksbündnis und der Partei von Emmanuel Macron gelingen werde, die absolute Mehrheit des RN zu verhindern. Bis dahin dürfte die Nervosität vieler Anleger anhalten, so Analysten. Zudem wächst auch mit Blick auf die USA die Verunsicherung unter den Marktteilnehmern, nachdem nach dem ersten TV-Duell zwischen US-Präsident Joe Biden und Donald Trump von Beobachtern ein Kandidatenwechsel auf Seiten der US-Demokraten nicht mehr ausgeschlossen wird. Ein solcher könnte aber die Unsicherheit in Bezug auf einen möglichen Ausgang der Präsidentschaftswahlen noch erhöhen.
Potenziell marktbewegende Nachrichten erwartet
Daneben kommen auch von Konjunkturseite etliche potenziell marktbewegende Nachrichten. Hierzu zählen beispielsweise die Inflationszahlen für Deutschland und die Eurozone, die auf ihre mögliche Bedeutung für das weitere Vorgehen der Europäischen Zentralbank hin analysiert werden dürften. Der mögliche Einfluss auf die weitere Geldpolitik der US-Notenbank Fed wiederum steht beim US-Arbeitsmarktbericht und den ISM-Einkaufsmanagerindizes im Vordergrund, zu Wochenmitte gibt das Protokoll der vergangenen Ratssitzung der Fed Einblicke in deren Überlegungen.
Zudem dürften die Anleger auf die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Produktion und die Auftragseingänge in der deutschen Industrie achten. Zuletzt hatten ja einige Wirtschaftsdaten die Hoffnungen auf eine konjunkturelle Erholung wieder gedämpft.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 01.07.: Verbraucherpreise in Deutschland; Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA
Dienstag, 02.07.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Arbeitslosenzahlen für die Eurozone; Gesamte Fahrzeugverkäufe in den USA
Mittwoch, 03.07.: Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Erzeugerpreise in der Eurozone; ADP-Arbeitsmarktbericht (USA); ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe in den USA; Werkaufträge in den USA; Protokoll der vergangenen Ratssitzung der US-Notenbank; S&P-Global-Gesamtindex (USA)
Donnerstag, 04.07.: Werkaufträge in Deutschland
Freitag, 05.07.: Industrieproduktion in Deutschland; Einzelhandelsumsätze in der Eurozone; US-Arbeitsmarktbericht