Dr. Robert Ertl / Bild: Freund
Schwankend und nervös: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nach uneinheitlichem Verlauf überwiegend leichter geschlossen. Nachdem der
Deutsche Aktienindex (Dax) zu Wochenbeginn noch auf seinen höchsten Stand seit gut einem Jahr gestiegen war, ging es nach Äußerungen von Jerome Powell merklich nach unten. Der Chef der US-Notenbank Fed hatte bei seiner Anhörung im Senat die Möglichkeit rascherer und deutlicherer Zinsschritte als zuletzt erwartet erklärt, um die zu hohe Inflation zu bekämpfen. Im weiteren Verlauf nahm die Zuversicht der Anleger dann wieder zu, bevor es am vergangenen Freitag erneut deutlich abwärts ging. Verantwortlich hierfür waren einerseits erneut in den Vordergrund getretene Zinsängste, andererseits die finanzielle Schieflage des US-Startup-Finanzierers Silicon Valley Bank. Letztere weckten Sorgen um den Finanzsektor, der Handel mit den Papieren des Mutterkonzerns
SVB wurde ausgesetzt.
Nur der Tec-Dax rettet ein kleines Plus
Der
Dax gab im Wochenvergleich 1,0 Prozent ab auf 15.427,97 Punkte. Der
MDax fiel um 3,2 Prozent auf 27.998,63 Zähler. Der
TecDax konnte dagegen ein Wochenplus von 0,3 Prozent auf 3.255,25 Punkte retten. Der
m:access All-Share sank um 0,7 Prozent auf 1.669,93 Zähler.
Zu den großen Wochenverlieren zählten Banktitel, die im Sog der Probleme von SVB abgestoßen wurden. Im Dax verlor der Kurs der
Deutschen Bank auf Wochensicht 10,6 Prozent, der der
Commerzbank 3,4 Prozent. Immobilienwerte litten unter den wieder stärker fokussierten Zinssorgen. Die Titel von
Vonovia sackten um 10,3 Prozent ab. Im MDax büßte der Kurs von
TAG Immobilien 8,8 Prozent ein, die Notierung von
LEG Immobilien rutschte sogar um 17,5 Prozent ab.
Banken und Immobilienunternehmen waren die großen Verlierer der vergangenen Woche.
Anleihen: Spürbar angezogen
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche spürbar angezogen. Gesunkene Inflationserwartungen und gemischt ausgefallene Konjunkturdaten aus der Eurozone sowie ein robuster, aber uneinheitlich ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht ließen im Wochenverlauf Spekulationen wachsen, wonach die geldpolitische Straffung in der Eurozone und den USA doch weniger deutlich fortgesetzt werden könnte als befürchtet. Auch die Sorgen im US-Bankensektor könnten die Fed zu einer weniger straffen Gangart bewegen, hieß es. In der Folge fiel die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe im Wochenvergleich von 2,71 auf 2,49 Prozent zurück. Die Umlaufrendite reduzierte sich von 2,74 auf 2,61 Prozent.
USA: Nervöse Marktteilnehmer
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche Verluste verzeichnet. Die durch die Probleme der Silicon Valley Bank ausgelöste Angst vor Kreditausfällen im Bankensektor sowie die Zinsspekulationen verdarben den Anlegern die Stimmung. Der
Dow-Jones-Index fiel im Wochenvergleich um 4,4 Prozent auf 31.909,64 Punkte. Der breiter gefasste
S&P-500-Index verlor 4,5 Prozent auf 3.861,59 Zähler. Der von Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index büßte 3,7 Prozent auf 11.830,28 Punkte ein.
Ausblick: Damoklesschwert Inflation
In der aktuellen Woche könnten die Nerven der Anleger an den deutschen Aktienbörsen erneut beansprucht werden. Die relevanten Themen bleiben dabei die gleichen wie in der Vorwoche. So stehen einerseits die Spekulationen über die weitere Geldpolitik im Fokus, nachdem diese zuletzt merkliche Schwankungen an den Märkten ausgelöst haben. Aus den USA dürften dabei vor allem die anstehenden Inflationszahlen interessieren. Sollten diese wie erwartet nur moderat zurückgehen, so könnte das die Erwartung deutlicherer Zinsschritte der Fed untermauern. Im Falle einer höheren Teuerung als prognostiziert dürften die Zinssorgen sogar rapide wachsen. In der Eurozone richten sich die Augen der Marktteilnehmer auf das Ergebnis der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Hier wird von vielen Experten mit einer Anhebung des Zinssatzes auf 3,0 Prozent gerechnet, einige können sich sogar 3,25 Prozent vorstellen. Zudem dürften die Ausführungen der Notenbanker genau auf Signale zum weiteren Vorgehen analysiert werden. Von Interesse dürften in diesem Zusammenhang auch die Inflationsdaten aus der Eurozone sein.
Bankenpleite: Ausnahme oder Krisenbeginn
Daneben dürfte auch die weitere Entwicklung rund um die Silicon Valley Bank wichtiges Thema an den Börsen bleiben. Dabei dürfte weiter diskutiert werden, ob die Bankpleite ein Ausnahmefall oder erstes Anzeichen einer neuen Krise im US-Finanzsektor sei. Diese Diskussion könnte auch die Kursentwicklung bei hiesigen und europäischen Bankwerten beeinflussen. Zudem halten es etliche Marktteilnehmer für möglich, dass sich die Situation auf das weitere Vorgehen der Fed auswirken könnte. Diese könnte die Geldpolitik weniger deutlich straffen, um zusätzliche Turbulenzen im US-Finanzsektor zu vermeiden, heißt es.
Beim Blick auf die Unternehmensseite könnte der Fortgang der Berichtssaison für Impulse sorgen. Aus dem Dax legen beispielsweise
BMW,
E.on,
Volkswagen und
Vonovia Zahlen vor, allerdings sind hier vielfach bereits Eckdaten bekannt.
Am Freitag könnte der große Verfallstag an den Terminbörsen für zusätzliche Schwankungen an den Märkten sorgen, wenn große Investoren versuchen könnten, Kurse in die von ihnen gewünschte Richtung zu bewegen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Dienstag, 14.03.: Verbraucherpreise in den USA
Mittwoch, 15.03.: Großhandelspreise in Deutschland; Einzelhandelsumsätze in den USA; New York Empire State Produktionsindex (USA); Erzeugerpreise in den USA; Einzelhandelsumsätze in China
Donnerstag, 16.03.: Ergebnis der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank; Baubeginne und -genehmigungen in den USA; Philadelphia Fed Produktionsindex (USA)
Freitag, 17.03.: Großer Verfallstag an den Terminmärkten; Verbraucherpreise in der Eurozone; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Industrieproduktion in den USA