Sie kennen das: Sie haben eine Menge Freunde eingeladen, eine halbe Tonne Grillfleisch besorgt, Salate am Fließband produziert und dann – regnet es in Strömen! Dabei hatte der Wetterbericht doch Sonnenschein pur vorhergesagt. So ähnlich geht es vielen Börsianern, die mit allerlei Aufwand herausfinden wollen, wie sich die Kurse ihrer Aktien in Zukunft entwickeln und ob und vor allem wann sie Aktien kaufen oder verkaufen sollen. Schlauer ist man immer erst im Nachhinein.
Ähnlich wie bei den Meteorologen gibt es einige Tatsachen, an die man sich halten, aber auch viele Unwägbarkeiten, die man (richtig) einordnen muss. Im Prinzip gibt es drei große Methoden oder Modelle, wie künftige Entwicklungen an der Börse vorhergesagt werden können:
- Man untersucht alle wichtigen Daten des Unternehmens, dessen Aktien man kaufen möchte (die Fundamentalanalyse),
- man überprüft die bisherigen Kursverläufe der einzelnen Aktie und der gesamten Branche und projiziert die Daten in die Zukunft mittels grafischer Kurven (Chartanalyse)
- oder man bezieht darüber hinaus auch noch beispielsweise psychologische Faktoren der Behavioral Finance mit in die Analyse ein, denn auch die Käufer und Verkäufer an der Börse sind nur Menschen, dann spricht man von der Markttechnik.
Ziel der Markttechnik ist es, nicht nur die Kursverläufe einzelner Aktien oder ganzer Indizes genauer zu untersuchen, sondern das gesamte wirtschaftliche Umfeld samt aller Unwägbarkeiten mit einzubeziehen. Die dabei anfallenden riesigen Datenmengen können dann allerdings nur noch mit dafür eigens entwickelten Software-Programmen bewältigt werden. Als ganz typische Indikatoren, also Hinweise auf die Kursentwicklung, gelten zum Beispiel die Anzahl der fallenden und steigenden Aktien eines Tages, die Anzahl der Aktien, die ein neues Hoch eingefahren haben oder derjenigen, die ein neues Tief vermelden mussten.
Auch der „Closing Tick“, also die Aktien, deren letzter Tageskurs höher war als der vorletzte, abzüglich der Aktien, deren letzter Tageskurs unter dem vorletzten lag, erfreut sich eines ganz besonderen Interesses unter den Markttechnikern. Klingt alles kompliziert, ist es auch und soll es sein. Denn, wenn der Anleger nach all den Analysen, Daten, Ergebnissen und Empfehlungen trotzdem die falschen Entscheidungen getroffen haben sollte, soll es an seinem Unvermögen, die Markttechnik richtig einzusetzen, liegen, und nicht etwa an der Methode selbst