USA bei Wirtschaftserholung auf und davon, doch Nachzügler Eurozone überrascht

Christian Nemeth, Zürcher Kantonalbank Österreich AG
Christian Nemeth / Bild: Zürcher Kantonalbank Österreich AG
Die Weltwirtschaft befindet sich weiterhin auf dem Erholungspfad. Es handelt sich wohlgemerkt um eine Erholung der verschiedenen Geschwindigkeiten. Das zeigt vor allem die auseinanderklaffende BIP-Schere zwischen der Eurozone mit zuletzt steigenden Infektionszahlen und den von einem deutlich höheren Impftempo profitierenden USA. Dennoch können die Konjunkturdaten in der Eurozone – wenn auch auf niedrigerem Niveau – positiv überraschen.
Die USA sind Vorreiter bei der fortschreitenden Gesundung der Weltwirtschaft und werden von einem raschen Impftempo und massiver fiskalischer und geldpolitischer Unterstützung begünstigt. Der allgemeine Aufschwung erfasst allmählich sogar den Dienstleistungssektor, was sich in steigenden Kreditkartentransaktionen oder einer erhöhten Flughafennutzung niederschlägt. Wir haben die BIP-Wachstumsprognose für die USA daher von 5,9 Prozent auf 6,5 Prozent für das Jahr 2021 bzw. von 4 auf 4,5 Prozent für das Jahr 2022 angehoben.

Wirtschaftliche Lage in Europa besser als erwartet

Die Eurozone, die im dritten Quartal 2020 in puncto Wirtschaftserholung nur knapp hinter den USA lag, fiel bis zum ersten Quartal 2021 spürbar. Die Vereinigten Staaten wie auch Großbritannien haben etwa zwei bis drei Monate Vorsprung. Unsere Wachstumsprognose für die Eurozone beträgt 4,6 Prozent für 2021 und 4,4 Prozent für 2022. Doch die Eurozone macht ebenfalls Fortschritte und eine Diskrepanz zwischen Pandemiemaßahmen und der wirtschaftlichen Situation tritt deutlich zutage: Während steigende Infektionszahlen und verlängerte bzw. verschärfte Restriktionen den Lebensalltag beeinflussen, können die Konjunkturdaten positiv überraschen – das Vertrauen der Konsumenten stieg zuletzt auf das höchste Niveau seit Pandemiebeginn und der Einkaufsmanagerindex für die Industrie erreichte im März ein neues Rekordhoch. Die Europäische Zentralbank (EZB) sorgt durch Wertpapierankäufe dafür, dass die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen vorteilhaft bleiben.

Die Notenbanken bleiben expansiv

Angeführt von den USA und Großbritannien hat das Wachstum in den Industrienationen zuletzt an Momentum gewonnen. Noch weisen die Schwellenländer eine höhere Wachstumsrate auf, befinden sich aber bereits nahe dem Peak. Das trifft besonders auf China zu, das zwar als erste Nation von der Pandemie betroffen war, jedoch auch deutlich schneller wieder aus der Krise gekommen und dadurch im Wirtschaftszyklus weiter vorangeschritten ist. Doch auch die Schwellenländer weisen keine homogene Entwicklung auf. In Osteuropa und Lateinamerika verschiebt sich die Erholung aufgrund steigender Neuinfektionen und Eindämmungsmaßnahmen auf die Jahresmitte.

Die wichtigsten Notenbanken bleiben expansiv. Die US-Notenbank Fed wird erst Anfang 2022 eine erste Reduktion der Anleihekäufe vornehmen, ein erster Zinsschritt wird jedoch nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2023 erwartet. Die Europäische Zentralbank hingegen hat erst im März angekündigt, die Wertpapierkäufe im zweiten Quartal signifikant zu erhöhen. Damit werden die Voraussetzungen für mittelfristig tiefe Zinsen in der Eurozone gefestigt. Mit Brasilien und Russland haben zwei der vier großen Schwellenländer die Zinsen angehoben, in den meisten Volkswirtschaften ist erst Anfang 2022 mit Zinserhöhungen zu rechnen.

Value-Aktien bleiben im Fokus, Gold weniger attraktiv

Wir setzen in der aktuellen Anlagepolitik weiterhin auf eine Übergewichtung von Aktien. Der Trend, weg von Growth-Aktien, hin zu Value-Aktien, hält an, weil diese mehrheitlich zyklischer Natur sind und mehr von der zunehmenden Normalisierung der Wirtschaft profitieren. Regional liegt der Fokus weiter auf den USA, wobei die Gewichtung der europäischen Aktien bereits auf neutral angehoben wurde, da diese tendenziell eher zyklisch sind. Die Attraktivität von Gold ist hingegen gesunken. Die in den letzten Monaten gestiegenen Anleiherenditen haben die Opportunitätskosten für das Halten des Edelmetalls in den Vordergrund gerückt. Da zugleich mittelfristig nur eine moderate Inflation erwartet wird, verkaufen wir die Goldposition in den Kundenportfolios.
Christian Nemeth ist Chief Investment Officer und Vorstandsmitglied der Zürcher Kantonalbank Österreich AG. Vor seinem Engagement bei der Zürcher Kantonalbank Österreich AG war Christian Nemeth unter anderem als Chief Investment Officer bei der Deutsche Bank Österreich und der Bank Sal. Oppenheim (Österreich) tätig. Weitere Stationen der Karriere des studierten Betriebswirts waren die Creditanstalt, Capital Invest und Oppenheim Asset Management.
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