Die Modern Monetary Theory (MMT) rückt bei Regierungen verstärkt in den Fokus

Leopold Zellwecker, Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH in München
Leopold Zellwecker / Bild: Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH in München
Die Corona-Krise hält die Welt nun seit einem Jahr in Atem. Steigende Arbeitslosigkeit, Unternehmenspleiten und Rekordverschuldung bei vielen Staaten sind, neben der gesundheitlichen Problematik, Folgen der Pandemie. Für viele Regierungen scheint die Modern Monetary Theory (MMT)das perfekte Instrument zur Bekämpfung der ökonomischen Schäden der Krise zu sein .

Entstehung der MMT

Der Amerikaner Warren Mosler, Ökonom, Hedge Fund Manager, Politiker und Unternehmer, gilt als Ur-Vater der MMT. Als Investor überlegte er sich in den 1990er Jahren, ob hochverschuldete Staaten, wie Italien, ein Kreditausfallrisiko aufweisen. Er kam zu dem Ergebnis, dass Staaten mit eigener Währung nicht bankrottgehen können. Staatsverschuldung ist dieser Theorie nach kein Übel, sondern vielmehr eine Notwendigkeit für eine stabile Wirtschaft. Ziel dieser Theorie ist die Rückkehr zur Vollbeschäftigung und die effiziente Ressourcennutzung durch monetäre und fiskalpolitische Eingriffe.

Funktionsweise

Bislang sind nahezu alle ökonomischen Denkschulen und Theorien von der Grundannahme ausgegangen, dass der Staat seine Ausgaben über seine Einnahmen z.B. durch Steuern finanzieren muss und somit in seinen Ausgaben limitiert ist. Die MMT geht hier von einem neuen Denkansatz aus. Der Staat benötigt hier keine Steuereinnahmen um Geld in den Umlauf zu bringen, sondern vielmehr benötigt der Bürger Geld, um seine Steuern zahlen zu können. Das heißt, der Staat muss erst seinen Bürgern das geschaffene Geld zur Verfügung stellen, z.B. in dem er Dienstleistungen oder Waren von ihnen kauft. Erst dann hat der Bürger das notwendige Geld und kann damit seine Steuerlast begleichen. Folglich kann ein Staat mit eigener Währung alles kaufen, was in dieser Währung notiert und ist dabei keinem Insolvenzrisiko ausgesetzt. Steuern dienen demnach nicht der Finanzierung des Staates, sondern helfen dem Staat Ungleichheiten auszugleichen, Konsumströme zu lenken und die Nachfrage nach der eigenen Währung und deren Akzeptanz bei den Bürgern zu fördern. Inflation und Konjunktur steuert der Staat demzufolge durch verschiedene Eingriffe ins Steuersystem. Ähnlich sieht es mit Staatsanleihen aus. Als Finanzierungsinstrument sind sie der MMT nach ebenso ungeeignet, da sie von Banken erst gekauft werden können, wenn diese hierfür Geld vom Staat oder dessen Zentralbank erhalten haben.

Die Coronakrise und die wachsende Beliebtheit von MMT

Seit Beginn der Coronakrise wird die MMT immer populärer. Gerade in den USA fühlt sich das demokratische Lager um Joe Biden dieser Theorie stark verbunden. Aber auch Europa und Japan sehen ihre Rettung im „billigen“ Geld. Können sie doch so ohne zusätzliche Steuereinnahmen Geld für Konjunkturprogramme ausgeben. Dieser Theorie nach können Notenbanken unlimitiert Geld schaffen und dem jeweiligen Staat zur Verfügung stellen. Begonnen haben die gigantischen Maßnahmen von Notenbanken und Regierungen im März letzten Jahres. In den USA senkte die FED den Leitzins um 100 Basispunkte auf einen Zins von 0,00 bis 0,25 Prozent. Zusätzlich stellte die FED in Aussicht unlimitiert eigene Staatsanleihen zu kaufen. Die EZB verkündete zeitgleich ein Wertpapierkaufprogramm (PEPP) von anfangs 750 Milliarden Euro an. Derzeit sind in den USA Programme im Volumen von 1.900 Mrd. US-Dollar geplant. Weitere werden folgen. Ein großer Teil der Gelder soll in Umweltprogramme fließen, womit der Staat auch eine Lenkungsfunktion des Geldstromes wahrnimmt. Für Anleger bedeutet dies, das Depot an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Was bedeutet MMT für den Vermögensinhaber

Bereits seit geraumer Zeit kann man das Auseinanderdriften zwischen Aktienmärkten, Immobilien, Rohstoffen und Edelmetallen und Realwirtschaft erkennen. Die Asset Price Inflation ist schon in vollem Gange. Aber auch die Inflationserwartungen sind seit März 2020 deutlich angestiegen.
Anleger sollten aus unserer Sicht das Thema Inflation bei ihren Anlageentscheidungen mit berücksichtigen. Neben bilanzstarken Unternehmen zählen dazu ausgewählte Immobilien, Edelmetalle, Rohstoffe sowie Aktien von Edelmetall- und Rohstoffproduzenten. Idealerweise können diese Unternehmen Preissteigerungen gut weitergeben. Als nachhaltigen Megatrend sehen wir, aufgrund der Kapitalsteuerung von Regierungen, auch die Green Technology. Die damit verbundene Nachfrage nach Rohstoffen könnte der zweite Megatrend in den nächsten Jahren werden.
Leopold Zellwecker ist Leiter Portfoliomanagement Privatkunden der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH in München.
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