Wenn Japans Zentralbank ihre ETF-Käufe stoppt

Naoki Kamiyama, Nikko AM
Naoki Kamiyama / Bild: Nikko AM
Der Nikkei hat vor kurzem den höchsten Stand seit drei Jahrzehnten erklommen. Jetzt wird darüber spekuliert, dass die Bank of Japan auf ihrer geldpolitischen Sitzung im März eine Reduzierung ihrer ETF-Käufe diskutieren könnte. Was bedeutet das für die Börse in Tokio?
Das ETF-Kaufprogramm wurde als Teil eines unkonventionellen Lockerungsprogramms vor mehr als zehn Jahren eingeführt und inzwischen besitzt die Zentralbank einen Großteil des ETF-Marktes. Die Marktbedingungen haben sich inzwischen jedoch deutlich verändert. Die Bank of Japan (BoJ) könnte es sich daher leisten, ihre ETF-Käufe zu lockern. Dies dürfte sie aber nicht signalisieren, solange die Inflation unter ihrem 2 Prozent-Ziel bleibt.

Flexibles Handeln wäre angebracht

Vielmehr könnte sie sich für einen flexiblen Ansatz entscheiden – mit der Absicht, ETFs während Marktabschwüngen zu kaufen, aber auch der Bereitschaft, diese Käufe zu reduzieren, wenn sich die Börse gut entwickelt. Mit einem solchen Ansatz könnte die BOJ schließlich weniger ETFs kaufen, ohne ihre Absichten und Ziele zu verändern.

Der Aktienmarkt wäre unserer Ansicht nach in Hausse-Phasen bereits in der Lage, eine Reduzierung der BOJ-Käufe von ETFs zu verkraften. Die Börsianer verstehen sehr gut, wann die BOJ wahrscheinlich ETFs kaufen wird (z. B. wenn der Markt in der Morgensitzung um einen bestimmten Prozentsatz sinkt). Letztendlich wird es auf die Anlässe ankommen, zu welchen die BOJ ihre Käufe durchführt, und nicht auf die tatsächliche Menge, die sie kauft.

Wann verkauft die Bank of Japan ihre Vermögenswerte?

Die aktuellen Marktbedenken beziehen sich auch darauf, dass die BOJ die große Menge an Vermögenswerten, die sie angehäuft hat, verkaufen könnte. Irgendwann wird sie ihre ETFs verkaufen müssen, da Aktien anders als Anleihen keine Fälligkeit haben. Allerdings sollte der Markt in der Lage sein, diese Verkäufe zu absorbieren, wenn sich die Wirtschaft normalisiert hat und die Zentralbank die Geldpolitik straffen kann. Es scheint jedoch unwahrscheinlich, dass zumindest die „erfahreneren“ Anleger dies noch erleben.

Die Erfolge der japanischen Wirtschaft

Japans verarbeitendes Gewerbe entwickelt sich inmitten der Pandemie gut. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens hat sich Verbrauchernachfrage weg von Dienstleistungen hin zu handfesten Gütern verlagert. Zweitens erholt sich Chinas Wirtschaft schneller als erwartet, was die Nachfrage nach Investitionsgütern aus Japan ankurbelt.

Japans Industrie robust im Aufwind

Das verarbeitende Gewerbe in Japan dürfte auf absehbare Zeit robust bleiben, da in vielen Ländern die Konsumausgaben von staatlichen Stimulierungsprogrammen gestützt werden. Diese Unterstützung wird zwar irgendwann auslaufen, aber auch dann wird die Endnachfrage – dank der Impfprogramme – zur Normalisierung der Wirtschaft beitragen.
 
Die Aussichten für die japanische Industrie sind also gut. Sie könnten Anleger zur Spekulation verleiten, dass das Land zumindest einen Teil seiner Vergangenheit zurückgewinnen kann, als eine schwindelerregende Vielzahl von Produkten in Japan hergestellt wurde. Allerdings haben viele japanische Hersteller ihre Produktion längst in andere Länder verlagert. Heute konzentriert sich Japans Industrie erfolgreich auf Güter mit hoher Wertschöpfung, wie z.B. hochentwickelte Teile und Halbleiter.
 
In Zukunft geht es für die japanische Industrie darum, sich auf neue Bereiche mit Entwicklungspotenzial zu konzentrieren, wie den digitalen Wandel und die Dekarbonisierung. Zum Beispiel dürften innovative Technologien rund um das autonome Fahren zur Triebfeder werden. Was die Dekarbonisierung betrifft, so haben japanische Unternehmen innovative Technologien angehäuft, die den CO2-Ausstoß kostengünstig reduzieren könnten. Diese Firmen müssen jedoch ihre Neigung zum Over-Engineering im Griff behalten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Naoki Kamiyama ist Chief Strategist bei Nikko Asset Management