Corona geht auf den Keks

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
„Angst vor dem zweiten Lockdown“ war der Wirtschaftsteil Der Welt überschrieben und die Pandemie beherrschte einmal mehr die Schlagzeilen - und die Börsen. Wahrscheinlich geht es vielen so, Überschriften, die die Pandemie enthalten, überlesen wir gerne – selektive Wahrnehmung nennt das unser Börsenpsychologe. „Corona geht uns auf den Keks“, könnten wir deshalb seufzen. Nicht so die Süddeutsche Zeitung, die präzisiert: „Corona geht auf den Keks“. Denn in dem Artikel ging es zum einen um Strafzölle seitens der USA auf Feingebäck und zum anderen um die Tatsache, dass in Zeiten von Homeoffice weniger Konferenz-Kekse verspeist und stattdessen lieber Salziges zuhause gehortet wurde. Nun hofft die Branche, so die SZ, auf die Adventszeit und Lebkuchen.

Aktien für Trüffelschweine

Das Anlegermagazin Focus Money trumpft in der aktuellen Ausgabe mit gleich „44 Aktien der Zukunft“ auf, die aus den Bereichen „5G, Robotik, Künstliche Intelligenz, Cloud-Computing, Blockchain, Biotech“, und, und, und kommen. Passend dazu drückt der Roboter auf dem Titel einen Button, auf dem „Der einzige Grund, eine Aktie zu kaufen, besteht darin, dass sie steigt“ steht. Mit „Wochen der Wahrheit“ wirbt hingegen Börse Online und meint damit die Zahlen für das dritte Quartal, die nun vorgelegt werden. „Bei welchen Firmen positive Überraschungen drin sind, wo Sie aufpassen müssen“, heißt es weiter. Außerdem ist ein Bild von Verkehrsminister Andreas Scheuer zu sehen, allerdings bezieht sich das nicht auf die „Wochen der Wahrheit“, sondern auf einen erwarteten „Geldsegen“ des Ministers für eines der beiden Unternehmen, die Schadenersatz aufgrund des gekündigten Pkw-Mautvertrages stellten. „Hidden Champions“ spürt das Magazin Anleger Plus nach. Im Heft untersucht die Redaktion unter der etwas seltsamen Überschrift „Zeit der Trüffelschweine“ Dividenden-Titel, die sich in der Corona-Zeit behaupten. „Lust auf was Neues“ verspricht die November-Ausgabe von Capital, denn gerade in „Krisen hinterfragen Menschen ihr Leben und verspüren den Wunsch nach Veränderung“ heißt es dort. Nun, vielen dürften eher die Corona-bedingten Veränderungen zum Teufel wünschen.

My Home is my Office

Dass das „Office“ im Homeoffice sehr weit ausgelegt wird und vom Küchentisch bis zum Couch-Tisch reicht, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, vielleicht mit Ausnahme der Finanzämter. Dass aber auch das „Home“ sehr großzügig interpretiert wird, und zwar vor allem bei Londoner Bankern, das machte die Frankfurter Allgemeine Zeitung öffentlich. Einige Großbanken riefen ihre Mitarbeiter aus dem Ausland zurück, wo sie ihren Homeoffice-Platz fanden, denn sie würden sonst steuerliche Probleme bekommen. Einsame Inseln werden also wieder einsamer.
 
Bleiben wir im Homeoffice: Die Börsen-Zeitung befragte fünf deutsche Großbanken nach ihren diesbezüglichen Planungen. Tatsächlich sind in den meisten Häusern derzeit noch zwischen 50 Prozent und 80 Prozent im Homeoffice! Die BayernLB beispielsweise strebt dauerhaft eine Homeoffice-Quote zwischen 25 und 30 Prozent an, andere haben sich noch nicht festgelegt, aber mit einer zweistelligen Quote dürfte zu rechnen sein. Gewerbliche Vermieter, so die Börsen-Zeitung, dürfte dies langfristig unter Druck setzen.

Süße Freuden

Was wir noch lernten in der November-Ausgabe von AnlegerPlus: Ein besonders begehrtes Gut gerade in schlechten Corona-Zeiten ist: Schokolade! Denn: „Schokolade macht glücklich!“ heißt es da lapidar. Dabei wird ein großer Süßwaren-Produzent aus den USA vorgestellt, dessen Kurs beachtlich gestiegen ist – was wiederum den Anlegern Freude bereitet, auch ganz ohne Schokolade. Hauptsache er produziert keine Konferenz-Kekse, siehe oben. Ältere Semester und also auch der Autor erinnern sich vielleicht an den Song von Trude Herr: „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann“! Heute, wo wir doch auf Abstand gehen sollen, wäre die Tendenz wohl eher umgekehrt.

Kein Wasser

Es scheint einfacher zu sein, die Mobilität zu elektrifizieren oder den Mars anzusteuern als eine deutsche Wasserrechnung zu bezahlen. So zumindest bei Tesla geschehen, was zu einem Baustopp bei der neuen Autofabrik in Brandenburg führte, wie die Börsen-Zeitung unter der Überschrift: „Tesla kann Fabrik vorerst nicht weiterbauen“ konstatierte. Wir lernen: Auch Tesla baut nur mit Wasser.