Gold ist keine Todsünde

Ulrich Kirstein mit der Presseschau der Woche
Ulrich Kirstein /Bild: BBAG/Killius
In den Vordergrund auch der Wirtschafts- und Finanzpresse spielte sich wieder das widerspenstige Corona-Virus. Das Handelsblatt hat gleich eine Serie „Coronomics – die Langzeitfolgen der Pandemie“ gestartet. Noch gibt es diesen Begriff nicht im neuen Duden, aber die nächste Auflage kommt bestimmt. Dann fällt vielleicht das heute noch vermerkte "Corona" als weiblicher Vornamen heraus. Steigende Fallzahlen nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland und einigen europäischen Ländern, lassen die Furcht vor einem neuen Lockdown aufkeimen. Dass Russland nun einen eigenen Impfstoff habe, sorgte für Verwunderung, die Börsen-Zeitung inspirierte es zu der Headline: „,Sputnik‘ brüskiert Pharmaindustrie“.

Gold oder Langlaufen

Der Boom des Goldes hat auch die Anlegermagazine erreicht: „Gold schlägt Geld“ heißt es in Focus Money mit dem Untertitel „Glauben Sie noch an Euro und Dollar– Notenbanken horten so viel Gold wie noch nie“. Ein Kursziel von 5.000 Euro scheint deshalb den Blattmachern nicht unrealistisch zu sein. Sportlich gibt sich dagegen Börse online auf dem Titel, wirbt es doch mit „Die Tempomacher – Sechs deutsche Aktien, die immer laufen“. Zu sehen, genau, sechs Schattenmänner und -frauen beim Laufen. Jetzt würde unsere Leser interessieren, wer, oder besser, was da läuft und läuft und läuft wie einst der VW-Käfer. Das Blatt beruft sich auf ein Scoring-Modell der DZ Bank, das sich mit Marathon-Unternehmen befasst, also Unternehmen, die dauerhaft wachsen und höhere Kurse generieren. Von 235 untersuchten Gesellschaften bleiben bei der DZ Bank noch 31 mit Bestnote übrig, daraus siebte Börse Online seine sechs Favoriten. Darunter: Ein Dax-Unternehmen, zwei aus dem MDax/TecDax, eines aus dem SDax und zwei aus keinem Index. Es ist also eher die zweite Reihe, die besticht.

Die sieben Todsünden eines CEO

Todsünden sind ja etwas aus der Mode gekommen, also weniger das Tun als das Deklarieren als Sünde! Immerhin, der Duden kennt sie auch in seiner neuesten Auflage noch. Daniel Schauber führt in der Börsen-Zeitung alle sieben auf: Übermut, Habgier, Wollust, Jähzorn, Völlerei, Missgunst und Faulheit. Er bezieht sich dann aber auf „Die sieben Todsünden und ihre Folgen für CEOs“. Die genannten Sünden werden für Manager meist gar als Tugenden umgedeutet, so Schauber. Deshalb bleiben eigentlich nur zwei Sünden übrig, die ihnen gefährlich werden können: Wollust und Faulheit. Schober zählt sieben US-CEOs auf, die gehen mussten, allerdings wegen der Wollust, nicht der Faulheit.

Halbseiden

Dass es auch diese Woche noch einmal um den Dax und Wirecard ging, haben wir der Deutschen Börse zu verdanken. Sie meldete, dass Wirecard nun doch schneller aus dem Leitindex falle, weil man das Regelwerk hinsichtlich insolventer Unternehmen geändert habe. Damit dürfte Delivery Hero in den Dax folgen – solvent ist der „Pizza-Lieferant“, der bei einem Umsatz von 1,5 Mrd. Euro 2019 einen Verlust von 319,5 Mio. Euro schrieb, allerdings auch nicht gerade. Oder, wie es Gabor Steingart in seinem Morning Briefing ausdrückte: „Früher glänzte es auf dem Frankfurter Parkett golden, neuerdings schimmert es halbseiden“. „Eine Provokation für den Dax“ schrieb dazu das Handelsblatt. Zum Thema Wirecard kommentiert Andrea Cünnen ebenfalls im Handelsblatt: „Wirecard hat in Deutschlands Auswahlindex schon lange nichts mehr verloren“ und erinnert daran, dass Wirecard bereits vor sieben Woche Insolvenz angemeldet habe, und nun erst wieder in knapp zwei Wochen, am 24. August, aus dem Dax fliegt.

Bilderrätsel: Apfel oder Birne

Wahrscheinlich erstmals muss sich ein Gericht um den Vergleich von Äpfeln mit Birnen befassen. Der US-Konzern Apple streitet sich mit der Koch-App Prepear von Super Healthy Kids. Denn diese hätten angeblich mit ihrem Logo – einer grün umrandeten, etwas geknickte Birne – den Apple abgekupfert. Das sei doch nur „artverwandtes Kernobst“, so die Süddeutsche Zeitung, die auch erfahren hat, dass die Beschwerdeschrift von Apple 352 Seiten füllt. Der Zorn scheint groß zu sein, im Apfelpark von Cupertino.