Reifeprüfung oder Das hat der Dax nicht verdient

Ulrich Kirstein mit der Presseschau der Woche
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Ein wirkliches Wirtschaftsthema, das es auf die Titelseiten der Zeitungen fand, konnten wir in der verganenen Woche nicht herauskristallisieren. Sehen wir es positiv und bringen deshalb hier den heutigen Aufmacher der Börsen-Zeitung, weil er Grund zu Optimismus ausstrahlt: „Auftragsflut für die deutsche Industrie“. Das können wir brauchen angesichts der sonstigen Meldungen – „Mehr Infektionen im ganzen Land“ (Süddeutsche Zeitung von heute) oder „USA drohen deutschem Hafen mit vernichtenden Sanktionen“ (Die Welt von heute).

Das Fell des Dachses

Das Fell des Bären soll man nicht verteilen, bevor er erlegt wurde, heißt es. Beim Dax scheint das anders zu sein, denn die Medien spekulieren über den Dax-Nachfolger für Wirecard. Nun, der Ausstieg von Wirecard kommt ja auch bestimmt, aber welcher Heroe soll dann in die Auswahl der „Besten“ 30 vorstoßen? Neben Delivery Hero wird auch der Duftstoffspezialist Symrise genannt, doch dem scheint diese Ehre nicht zu schmecken. „Ich weiß nicht, ob es toll ist, dem Trümmerhaufen Wirecard im Dax nachzufolgen. Wir fühlen uns im MDax wohl“, zitiert die Börsen-Zeitung den CEO Heinz-Jürgen Bertram. Und das Handelsblatt verlangt von Delivery Hero erst noch „Die Reifeprüfung“ (Donnerstag). Schon am Samstag brachte es Claus Döring von der Börsen-Zeitung auf den Punkt: „Das hat der Dax nicht verdient: Fast Food nach Fast Exit“.

Euphorie oder Gelassenheit

Euphorisch läutet Focus Money den Börsenmittwoch und Erscheinungstag des Wochenmagazins ein: „Kauf Alarm“! Das Heft verspricht „Sensationelle Minenaktien“, „Super-Gewinner“, eine „Empfehlungsliste“ und „Kurs-Kracher“ – 1000%er, die so gut wie keiner kennt“. Das machte uns neugierig, wenn auch nur zu 100 Prozent! Wir wollen hier aber keine Einzeltitel verraten, nur so viel: Angesichts der jeweiligen Kursverläufe sollte man als Anleger starke Nerven mitbringen, schließlich bedeutet viel Chance auch viel Risiko, so trivial wie wahr. Börse Online stellt hingegen „6 clevere Investments“ vor, die die „richtigen Ideen für kritische Börsenphasen“ versprechen. Die Lösung: Themenfonds und -ETFs! Damit könnten sich die Anleger dann „entspannt zurücklehnen, ohne auf Rendite verzichten zu müssen“, verspricht die Redaktion.

Gerade noch befriedigend

Wissenstests sind ja gerade en vogue, nicht nur bei US-Präsidenten. So führt Nordrhein-Westfalen an allen weiterführenden Schulen das Fach Wirtschaft ein. Endlich, meinen wir. Allerdings sollten die Lehrenden von Wirtschaft dann auch etwas verstehen. Eine Studie unter, allerdings hessischen, Lehramtsstudenten brachte aber heraus, dass sie von den 46 Multiple-Choise-Aufgaben nur etwas mehr als die Hälfte richtig beantworten konnten. Das wäre dann Note 4 - 5. So berichtet es die aktuelle WirtschaftsWoche. Zu den Fragen zählte allerdings nicht, 7 von 100 abzuziehen, sondern was Opportunitätskosten sind oder was das BIP misst. Opportun wäre da eine ausreichende Ausbildung.

Ist nur draußen oben?

Als Folge der Corona-Krise boomt der Outdoor-Bereich, oder, wie es etwas seltsam Börse Online formuliert: „Oben ist, wo draußen ist“. Um 65 Prozent haben laut Kraftfahrtbundesamt die Neuzulassungen im Juni gegenüber dem Vormonat zugenommen, so das Blatt. Fragt sich nur, ob auch die Zahl der Stellplätze gleichermaßen zugenommen hat, ansonsten wird es schwierig, mit der Abstandsregel von Wohnmobil zu Wohnmobil und Hering zu Hering.

Sicher ist nur die Unsicherheit

Einmal mehr stellt das Handelsblatt (am Dienstag) die Frage, „Sind Aktien aktuell zu teuer oder nicht?“. Redakteurin Andrea Cünnen stellt sieben Kennzahlen vor, die Anlegern die Auswahl erleichtern sollen: Das Kurs-Gewinn-, das Kurs-Buchwert-, das Kurs-Cashflow- und das Kurs-Umsatz-Verhältnis, außerdem das Verhältnis von Gewinn und Schulden, die Dividendenrendite und die Aktienrisikoprämie. Das Fazit dürfte die Unsicherheiten bei der Auswahl allerdings nicht signifikant beheben: „Kennzahlen sind Schätzgrößen und gerade derzeit mit vielen Unsicherheiten behaftet“.

Übergewichten

Pepsi oder Coca Cola, das war schon immer eine Glaubensfrage, wie Geha oder Pelikan, Adidas oder Puma. Nun ist es amtlich: „Pepsi ist bei Börsianern beliebter“ stellt die Börsen-Zeitung fest. Tatsächlich laufen die Kurse der beiden Getränkehersteller einigermaßen parallel, aber Pepsico liegt leicht über Coca-Cola. Die Strategie von Pepsi scheint aufzugehen, sich nicht ausschließlich auf Zuckergetränke zu fokussieren, sondern auch Snacks anzubieten (die wieder durstig machen). In den vergangenen fünf Jahren konnte Pepsico um über 31 Prozent, CocaCola nur um knapp 7 Prozent zulegen, wie ein Blick auf unsere Website belegt. Angesichts des Zuckergehaltes der Getränke wundert es nicht, dass beispielsweise J.P.Morgan die Pepsi-Aktie auf „Übergewichten“ stellt!

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

PUMA I 42,80 0,00%
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UC MDAX 26.523,15 0,89%
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UC DAX 17.992,73 0,74%
adidas 225,10 0,49%
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Delivery Hero 29,47 4,28%
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Symrise I 105,50 0,00%
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Coca-Cola Co Rg 56,71 0,07%
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Pepsico Rg 165,38 1,16%
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