Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Freund
Geprägt war die Woche zumindest zu Beginn mit einem Angriff auf die „schwarze Null“, der aber von „roter“ Seite kam. Seltsam. Obwohl, wie einige Medien schrieben, die Staatseinnahmen immer (noch) weiter wachsen, ein Überschuss erzielt wird und nicht einmal alle Gelder für Investitionen abgerufen werden (können) – für 2020 sind allein 43 Milliarden Euro in den Haushalt eingestellt, sollen mehr Schulden gemacht werden. Wir sollen daraus lernen: Eine schwarze Null ist schlecht, ein rotes Minus aber gut. Betriebswirtschaftlich geht das eher nicht aus.

In 15 Minuten zum Reichtum

Das Titelblatt von Focus Money verspricht uns, „In 15 Minuten mehr von Aktien verstehen als 99 % aller Menschen“! Wir wollten schon immer zu den 1% der Informierten gehören und haben schnell nachgeschlagen, um dann festzustellen, dass offensichtlich das ganze Heft gemeint war. Darin verbergen sich tatsächlich interessante Themen, vom 10-Jahresausblick über KI-Aktien bis hin zu Kaufsignalen und Schnäppchen aus Deutschland. Ob 15 Minuten reichen, um reich zu werden?

Die Angst vor dem Crash

„Mit Macht nach vorn“ titelt hingegen Börse online und meint damit nicht die deutsche Politik sondern die Wachstumsmärkte in China. Inzwischen können Anleger über Aktien, Fonds und ETFs daran teilhaben, so das Blatt, welche da sind, verraten wir nicht. Zitiert wird auch aus der Studie der Frankfurt School of Finance & Management im Auftrag der Deutschen Börse über die Einstellung der Deutschen zu Aktien. Eine wesentliche Erkenntnis: Die Angst vor dem Crash ist es vor allem, die Menschen davon abhält, in Aktien zu investieren. Man sollte spaßeshalber einmal alle Titelblätter der einschlägigen Medien des vergangenen Jahres aufführen, die vor dem nächsten großen Crash warnten - es käme einiges zusammen.

Land der Genossen

Deshalb freuen wir uns doch über das Titelblatt von Euro am Sonntag, das mit „Rendite-Stars aus den USA“ voll Optimismus aufmacht. „12 Top-Aktien und Fonds für die Rekordrally“ werden uns versprochen! Und die „Grafik der Woche“ überschrieb Euro am Sonntag mit „Land der Genossen“. Nanu, dachten wir, sind die jüngsten Umfragewerte der Sozialdemokraten an der Münchner Sonntagszeitung spurlos vorübergegangen? Nein, gemeint waren die Genossenschaften jenseits der Parteigenossen. Und die blühen, mit insgesamt 22,6 Millionen Mitgliedern gibt es mehr als doppelt so viele Genossen wie Aktionäre!
 
Mit einer seltsamen Überschrift lockt der SmartInvestor in seinem wöchentlichen Newsletter: „Fressen statt buddeln“. Kurz dachten wir, damit könnten synthetische Kartoffeln gemeint sein, es geht aber über die jüngsten Übernahmen im Goldminenbereich. Eine Chance für Anleger.

Kann das weg?

Zuletzt ein nachdenklicher Beitrag von Stefan Paravicini in der Börsen-Zeitung vom 5. Dezember mit der Überschrift „Hat das Sinn und Zweck oder kann das weg?“ Eine Frage, die sich mir täglich beim Besuch der Zimmer meiner Kinder stellt, hier war aber die Gründung der „Stiftung Verantwortungseigentum“ gemeint. Darunter verbirgt sich nicht weniger als die Forderung, dass Unternehmen einen höheren Zweck zu verfolgen haben als die Mehrung ihrer Gewinne. Zu unternehmen im Verantwortungseigentum gehören in Deutschland etwa Bosch und ZF Friedrichshafen, Alnatura oder die Berliner Suchmaschine Ecosia. Eine wirkliche Rechtsform gibt es für sie nicht, wahrgenommen wie börsennotierte Gesellschaften werden sie auch nicht. Das will die Stiftung ändern.