Gut, auf der Wiesn Bekannte zu treffen
Beim Besuch im Bierzelt auf der Wiesn wird es offenbar, die Sprechradio-Hörerin ist unzureichend vorbereitet und wird stumm wie ein Fisch. Während alle lauthals mitsingen - respektive: mitgrölen - bewegt sie bestenfalls die Lippen. Andreas Gabalier? Na klar, schon mal gehört, aber die Lieder jetzt, hmpf. Und die andere, Sibylle Berg, nee, ich komm gerade nicht drauf. Ach ja: Helene Fischer. Wer ist auf der short list für den Wiesnhit 2017? Despacito, ist das nicht ein Tequila?
Ich kann nichts dafür, dass ich bei fast allen Musiksendern Aggressionen bekomme und z. B. eine Autofahrt mit Beschallung durch einen der üblichen Sender nur schwer genervt überstehe. Allerdings bin ich mir auch bewusst, dass der – wie ich finde – interessante Bericht über den Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preis für manche die gleiche Folterqual ist.
Auf der Wiesn rächt sich diese Ignoranz: Man steht dann stumm auf der Bank und ist blamiert. Doch die Rettung naht, es erklingen vertraute Töne: Marmor, Stein und Eisen bricht, der gute alte Hit von Drafi Deutscher. Auch bei Schifoan und Komm hol das Lasso raus geht was. Und selbstverständlich auch bei dem Wiesnhit aller Zeiten – und verständlicherweise besonders beliebt bei den Wirten: Ein Prosit der Gemütlichkeit!
Sonst gilt: gute Miene zum bösen Spiel. Und Happy von Pharell Williams hat auch nicht jeder auf der Pfanne, nur der Werkstudent ist noch dabei. Die Website
songtexte.com verspricht Abhilfe, wobei ich vom Ausdruck und Mitführen diverser Liedblätter abraten würde. Auf der Bierbank mit einem Liedtext in der Hand, das gäbe einen
Skandal im Sperrbezirk. Schließlich kann man nur auf der Wiesn
Zehn Meter gehn bis einen
der Highway to Hell dann gemeinsam mit einem
Hiatamadl Ab in den Süden nach
Fürstenfeld bringt, und dort heißt‘s dann einfach
life is life.
Meine Leseempfehlung: die
deutsche Übersetzung von Schifoan, gibt’s wirklich!
Es war trotzdem ein lustiger Wiesnabend!