Kai Brüning / Bild: Apo Asset Management GmbH (apoAsset)
Es bleibt ein großes Ziel von
Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen, erfolgreiche Medikamente gegen
Alzheimer zu entwickeln. Ist das Thema langfristig auch für die
Geldanlage attraktiv? In der Börsen-Visite zum Welt-Alzheimertag 2023
zeigen wir spannende Beispiele, Chancen und Herausforderungen.
Alzheimer, eine Form der Demenz und
unheilbare Erkrankung des Gehirns, betrifft weltweit Millionen. Doch
wirksame Medikamente sind bisher nicht verfügbar. Gerade deshalb ist das
Thema für Gesundheitsunternehmen ein wichtiger Markt. Mit dem
demografischen Wandel steigt die Zahl der Betroffenen zudem weiter an.
Das weckt auch die Neugierde von Anlegerinnen und Anlegern.
Die harte Realität: Bisher nur 2 Prozent erfolgreich
Schaut man sich die Zahlen an, wird einem
jedoch klar, wie schwierig die Lage noch ist. Seit 2004 waren nur 2
Prozent der praxisnahen Alzheimer-Studien (Phase 2 und 3) erfolgreich,
während ganze 98 Prozent gescheitert sind. Die meisten davon betreffen
Medikamente, die den Krankheitsverlauf verbessern sollen, indem sie zum
Beispiel Plaque-Ablagerungen im Gehirn auflösen. Andere Medikamente
versuchen dagegen Symptome zu lindern.
An manchen Tagen spielen die Kurse verrückt
Die kurzfristigen Reaktionen an der Börse
sind teilweise enorm, und das in beide Richtungen. Kleine Unternehmen
sind dafür besonders sensibel, da sie oft nur ein einziges Projekt
haben. Ein Blick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt, wie stark sich
das auf den Aktienkurs auswirken kann: Kleinere Biotech-Unternehmen wie
Cortexyme und Medivation verloren an einem „Schlechte-Daten-Tag“ bis zu
77 Prozent ihres Börsenwerts. Beim Branchenriesen
Eli Lilly, dem derzeit wertvollsten Gesundheitsunternehmen der Welt, waren solche Tage deutlich sanfter.
Jüngste Fortschritte beleben trotzdem die Phantasie
Aber es gibt immer wieder positive Nachrichten, auch in diesem Jahr. Ein Beispiel: Im Mai 2023 präsentierte
Eli Lilly
eine große Studie (Phase 3) zu einer Therapie, die den geistigen
Verfall in einem früheren Stadium um 35 Prozent verringern soll.
Eine Achterbahnfahrt durchlebte im Rückblick das eher kleine US-Biotech-Unternehmen
Biogen.
Bei seiner erhofften Alzheimer-Innovation Aduhelm stellte Biogen 2019
zunächst alle Studien ein, was einen heftigen Kurseinbruch zur Folge
hatte. Dann zeigten neue Analysen, dass das Medikament doch wirke, und
der Kurs schoss nach oben. Bedenken der US-Arzneimittelbehörde FDA
führten anschließend wieder zu einem Kursrückgang. 2021 folgte doch eine
beschleunigte Zulassung. In der Praxis hat sich Medikament bis heute
nicht durchgesetzt, in Europa kam es bisher gar nicht erst auf den
Markt.
Biogen
fährt aber mehrgleisig. Im Juli 2023 wurde in den USA ein anderes neues
Alzheimer-Medikament namens Lequembi zugelassen, an dem auch der
japanische Pharmakonzern
Eisai
beteiligt ist. Es wäre im Erfolgsfall das erste Medikament, das den
Krankheitsverlauf in einem frühen Stadium verlangsamen würde. 2024
könnte es auch in Deutschland verfügbar sein.
Drei kritische Punkte bei Alzheimer-Aktien
Die Analyse von Alzheimer-Studien ist kein
Vergnügen. Man muss vor einer Investition genau verstehen, wie die
Wirkmechanismen, Studiendesigns und Erfolgschancen sind, und wie stark
Patientinnen und Patienten davon profitieren können.
Es gibt
dabei drei kritische Punkte: Erstens dauert die Entwicklung besonders
lang und kostet teilweise doppelt so viel wie bei anderen Medikamenten.
Kleinere Unternehmen holen sich daher oft größere Partner mit ins Boot.
Zweitens ist die Anwendung langfristig und aufwändig.
Versicherungsunternehmen dürften genau darauf achten und möglicherweise
erfolgsabhängige Erstattungen einführen. Und drittens gibt es teilweise
noch sehr starke Nebenwirkungen.
Option als hoffnungsvolle Beimischung in einem Fonds
Trotzdem bleibt
Alzheimer ein wichtiges Thema für die Forschung und die Börse. Das kann
auch die Geldanlage bereichern. In diesem Fall sollte man sich auf
größere Unternehmen konzentrieren, die das finanzielle Risiko tragen
können. Für andere Gesundheitsbereiche sind dagegen auch kleinere und
mittelgroße Unternehmen sehr attraktiv.
Kai Brüning ist Senior Portfolio Manager Healthcare der
apoAsset
und Mitglied der Life Science Kommission der Deutschen Vereinigung für
Finanzanalyse und Asset Management (DVFA). Der Diplom-Kaufmann und DVFA
Investment Analyst verfügt über 20 Jahre Investment-Erfahrung im
weltweiten Gesundheitsmarkt. Er verantwortet unter anderem die
Gesundheitsfonds
apo Medical Opportunities,
apo Digital Health,
apo Medical Balance sowie apo Emerging Health.