Was die Italien-Wahl für die Kapitalmärkte bedeuten kann

Kevin Thozet, Carmignac
Kevin Thozet / Bild: Carmignac
Am kommenden Sonntag, den 25. September 2022, finden in Italien Parlamentswahlen statt. Es wird erwartet, dass Giorgia Meloni, Vorsitzende der rechtsgerichteten derzeitigen Oppositionspartei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens), die nächste Ministerpräsidentin des Landes wird und eine Mitte-Rechts-Koalition bestehend aus ihrer Fratelli d’Italia, der Lega Nord und Forza Italia bildet.
Im Vorfeld der Wahlen war die politische Haltung der voraussichtlichen künftigen italienischen Ministerpräsidentin eher wohlwollend. Die Agenda von Giorgia Meloni wird jedoch von den ernannten Ministern abhängen und davon, ob sie dem politischen Establishment Italiens oder einer euroskeptischen Basis angehören.
 
Die Fratelli d’Italia (Brüder Italien)s waren schon immer eine Oppositionspartei. Das wirft Fragen über ihre Fähigkeit auf, sich in den italienischen und europäischen Institutionen zurechtzufinden.

Der wirtschaftliche Kontext

Das italienische Wirtschaftswachstum hat sich in diesem Sommer als widerstandsfähig erwiesen und das Land soll im Rahmen des Konjunkturprogramms der Europäischen Kommission insgesamt rund 200 Milliarden Euro erhalten – 20 Milliarden Euro in Tranchen, die im Abstand von sechs Monaten ausgezahlt werden. Die nächste Tranche wurde bereits beantragt und steht derzeit noch aus. Voraussetzung ist, dass Italien mehrere Vorgaben erfüllt. Ebenfalls besonders von der Energiekrise betroffen, hat das Land vergleichsweise aktiv Maßnahmen ergriffen, um die Krise abzufedern.
Das amtierende Kabinett von Mario Draghi hat Anfang des Jahres den Haushalt 2023 vorbereitet, wobei das Defizit bei 3,9 Prozent des Bruttoinlandprodukts basierend auf einem Wachstum von 2 Prozent liegen soll. Außerdem sind die Auswirkungen der höheren Zinssätze noch nicht in vollem Umfang zu spüren.

In Zukunft könnte die wirtschaftliche Lage noch schmerzhafter werden

Nach dem anfänglichen Aufschwung in Verbindung mit dem Anstieg der Steuereinnahmen bedeutet die hohe Inflation auch eine bevorstehende Anpassung der Ausgaben und der Rentenindexierung. Auch das Wirtschaftswachstum wird sich abschwächen. In den kommenden Quartalen wird mit einer Rezession gerechnet. Allein auf dieser Grundlage dürfte das Defizit bei 5 Prozent liegen (gegenüber den veranschlagten 3,9 Prozent). Und dies zu einer Zeit, in der vom künftigen Kabinett erwartet wird, dass es seine fiskalischen Versprechen einhält – einschließlich der kostspieligen Rentenreform und des einheitlichen Steuersatzes – und fiskalische Probleme ach einem teuren Jahr 2022 vermeidet.

Darüber hinaus gehen sowohl Marktteilnehmer als auch Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) davon aus, dass die Geldpolitik in der Eurozone noch einige Zeit restriktiv bleiben wird. Vor diesem Hintergrund wird die Staatsverschuldung des Landes erneut auf den Prüfstand gestellt werden.

Auswirkungen auf die Finanzmärkte

Die Finanzmärkte haben sich auf Inflationssorgen konzentriert und die Zentralbanker schränken die Geldpolitik ein, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Derweil steigt die Rezessionswahrscheinlichkeit schnell an.
 
Gegenwärtig scheinen negative Einschätzungen zu den wichtigen italienischen Anleihemärkten der Konsens zu sein. Ohne Tail-Risiko entwickeln sich die italienischen Spreads innerhalb einer Spanne von 200 bis 250 Basispunkten. Außerdem erweist sich die Umsetzung als kostspielig, da 10-jährige italienische Anleihen mehr als 4 Prozent abwerfen. Um die negativen Auswirkungen der anhaltenden Inflation, der geldpolitischen Normalisierung der EZB und des Vorziehens von Zinserhöhungen widerzuspiegeln, sind negative Positionen auf die Kernzinsen (und nicht auf die Peripheriezinsen) im derzeitigen Umfeld die bessere Alternative.
 
Der aktuelle Trend bei den italienischen Spreads könnte sich jedoch in den kommenden sechs Monaten vor dem Hintergrund einer möglichen Winterrationierung, eines geringen Wirtschaftswachstums und einer wachsameren Europäischen Kommission ändern. In diesem Umfeld dürften die Glaubwürdigkeit der EZB und ihr Transmissionsschutzinstrument auf die Probe gestellt werden.

Alternative Szenarien

Mögliche Alternativen zum Basisszenario eines Dreierbündnisses sind:
  • Die Partei Movimento 5 Stelle (Fünf-Sterne-Bewegung) erzielt vor allem im Süden ein besseres Ergebnis als erwartet und gefährdet damit die Gesamtmehrheit. Ein solches Ergebnis würde angesichts der Ungewissheit, die mit einem notwendigen Neuverhandlungsprozess verbunden ist, wahrscheinlich mit einer erneuten Volatilität einhergehen.
  • Die Fratelli d’Italia und Lega Nord haben allein so viele Stimmen erhalten, dass sie auf eine Koalitionsaufforderung an die Forza Italia verzichten. Die Aussicht auf eine Koalition aus zwei der unorthodoxesten italienischen Parteien könnte von den Finanzmärkten ebenfalls als negativ angesehen werden.
Kevin Thozet ist Mitglied des Investmentausschusses des unabhängigen Vermögensverwalters Carmignac.
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