Eine lokale sowie globale Konjunktureintrübung ist notwendig, um den Inflationsdruck zu dämpfen. Denn für eine niedrigere Inflation im Jahr 2023 sind Anpassungsprozesse in Form von Lohnmoderation und Margendruck bei Unternehmen notwendig. So geht der Weg hin zu einer niedrigeren Inflationsrate nur über eine sich eintrübende Konjunktur, die aktuell von den Notenbanken aktiv angesteuert wird. Dies gilt vor allem im aktuellen Umfeld, bei dem sinkende Rohstoffpreise und damit eine Umwälzung des Anpassungsprozesses auf das Ausland nicht möglich bzw. kurzfristig nicht zu erwarten sind. Weltweit sehen sich deshalb Notenbanken gezwungen, Zinsen anzuheben, um die Konjunktur abzuschwächen und die Kosten des Anpassungsprozesses hin zu einer niedrigeren Inflation auf Arbeitnehmer und -geber umzulenken. Deshalb befinden sich Unternehmen aktuell in einem herausfordernden Umfeld: eine sich abkühlende Nachfrage, Kostendruck sowie steigende Zinsen. Eine Entlastung wäre perspektivisch nur durch absolut sinkende Rohstoffpreise möglich, die auch Raum für eine Erholung des privaten Einkommens erlauben würden. Doch auch hierfür wird eine globale Konjunktureintrübung notwendig sein. Zwei Lichtblicke gibt es aber dennoch – zumindest über 2022 hinaus. Zum einen wird der reale Einkommensverlust der Haushalte die Erwerbsquote ansteigen lassen. Denn für den Erhalt des Lebensstandards muss mehr gearbeitet werden. Zweitens wird der Margendruck zunehmend für Produktivitätswachstum sorgen, vor allem im Produzierenden Gewerbe. Beides stützt das Potenzialwachstum am Industriestandort Deutschland. Der Weg dahin muss allerdings erst noch beschritten werden und wird in den kommenden Monaten bzw. Quartalen für ein herausforderndes Konjunkturumfeld für Unternehmen sorgen (siehe auch
IKB-Kapitalmarkt-News 20. Juni 2022).
Einschätzung: Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen wie die zu erwartende Konjunktureintrübung, Margendruck und steigende Zinsen ist es nicht überraschend, dass die Stimmung der Unternehmen nicht die beste ist. Ein Grund, warum sie nicht schlechter ist, sind sicherlich die noch guten Auftragspolster. Das Blatt sollte sich aber in den kommenden Monaten spürbar wenden. Hinzu kommen hohe Unsicherheiten über die kurz- und selbst mittelfristige Versorgungslage bei wichtigen Energierohstoffen sowie Rohstoffen grundsätzlich. Bei einem sinkenden bzw. kaum wachsenden Angebot muss die Nachfrage nachlassen, damit das Gleichgewicht wieder hergestellt wird. Dies wird wahrscheinlich durch Lohnmoderation, aber sicherlich auch durch Margendruck infolge spürbar steigender Zinsen geschehen.