„Sell all“-Stimmung an den Märkten weicht ersten Lichtblicken

Michael Winkler, St.Galler Kantonalbank Deutschland AG
Michael Winkler / Bild: St.Galler Kantonalbank Deutschland AG
Nach einer allgemeinen „Sell all“-Stimmung, die die Märkte in den letzten Wochen geprägt und zu einer breit angelegten Flucht der Anleger aus nahezu allen Anlageklassen geführt hat, ging die vergangene Börsenwoche nach einem eher verhaltenen Start doch noch positiv zu Ende. So beendete der DAX die Woche oberhalb der wichtigen charttechnischen Marke von 14.000 Punkten bei 14.028 Punkten mit 2,1 Prozent im Plus, während der MDAX um 2,27 Prozent auf rund 28.821 Punkte anzog. Eine ähnliche Entwicklung verzeichnete derweil auch der Euro STOXX 50, der Leitindex der Euro-Zone, der bei 3.703 Punkten mit 2,5 Prozent im Plus schloss.

Makroökonomische Gesamtbild ist getrübt

Doch auch wenn die jüngsten Kurserholungen mancherorts die Hoffnung auf wieder steigende Kurse aufkommen lassen, darf die Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass das makroökonomische Gesamtbild nach wie vor getrübt ist. Grund hierfür sind gleich mehrere Faktoren, die zusammenfallen und in ihrer Gesamtheit nicht nur die Anleger in ihren Entscheidungen vorsichtig werden lassen, sondern wohl auch weiterhin für eine vergleichsweise hohe Volatilität an den Märkten sorgen dürften. So setzen der Krieg in der Ukraine, unterbrochene Produktions- und Lieferketten sowie rasant steigende Energie- und Rohstoffpreise Unternehmen in aller Welt zusehends unter Druck, während Warnsignale aus China die Märkte aufhorchen ließen. Denn dort brachen die Einzelhandelsumsätze, die als wichtiger Indikator für das Verbrauchervertrauen gelten, im April um 11,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ein, auch die Industrieproduktion verringerte sich um 2,9 Prozent.

Antizylische Chancen

Folglich ist es auch kein Wunder, dass die Stimmung unter den Anlegern buchstäblich im Keller ist. So haben Fondsmanager in den USA ihre Investitionsquote inzwischen auf 24 Prozent reduziert, was ein deutliches Anzeichen dafür ist, dass sie sich größtenteils vom Markt zurückgezogen haben. Gleiches gilt auch für den Fear & Greed Index, dem Stimmungsindikator des US-Senders CNN, der mit einem Wert von derzeit 12 im „Extrem Angst“-Bereich liegt, gegenüber einem Wert von 27 vor noch zwei Wochen, wobei nun schon sechs von sieben Indikatoren das absolute Stimmungstief erreicht haben.
 
Allerdings gibt es trotz der schlechten Stimmungslage an den Märkten einige Hoffnungsschimmer, die darauf hindeuten, dass das Schlimmste wohl schon hinter uns liegt: Nachdem der Fear & Greed Index schon fast an seinem absoluten Tiefpunkt angekommen ist und die Stimmung unter den US-Anlegern kaum noch tiefer fallen dürfte, deutet dieses Stimmungstief darauf hin, dass auf aktuellem Kursniveau bereits vieles von den Anlegern vorweggenommen wurde und inzwischen eingepreist ist. Dies eröffnet wiederum antizyklische Chancen, die es zum richtigen Zeitpunkt zu ergreifen gilt.

Augen auf beim Aktienkauf

Gleichzeitig haben sich durch die deutlichen Kursrückgänge in den letzten Wochen die Bewertungen der Unternehmen verbessert. So entspricht das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der US-Werte mit 17 wieder dem historischen Durchschnitt, während die Werte in Europa mit 12 auf historisch günstiges Niveau zurückgefallen sind. Doch auch der deutsche Aktienmarkt ist derzeit so günstig bewertet, wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Chance auf eine baldige Stabilisierung der Märkte ist daher deutlich höher als noch vor ein wenigen Wochen. Bis dahin müsste jedoch die Volatilität auf ausgewogenes Niveau zurückgehen und eine charttechnische Bodenbildung einsetzen, die die Anleger zurückkehren lässt. Dies kann durch positive geopolitische Entwicklungen oder eine deutliche Verbesserung der globalwirtschaftlichen Lage erfolgen. Bis dahin sollte aber gelten: Augen auf beim Aktienkauf.
Michael Winkler ist Leiter Anlagestrategie bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland AG
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