Der Bunte Kreis bekommt den Bayerischen Gründerpreis

Andreas Schmidt verleiht den Sonderpreis »Soziales Engagement«

Bayerischer Gründerpreis - Rede Andreas Schmidt / Bild: Aiblinger
»Edel sei der Mensch, hilfreich und gut« - tatsächlich   i s t   der Mensch ganz überwiegend edel und hilft gerne, auch wenn die vielen Hasskommentare irrlichternder Trolle im Internet manchmal einen anderen Eindruck vermitteln. Deshalb gibt es im Rahmen des Bayerischen Gründerpreises, den alljährlich die Sparkassen an herausragende Unternehmer und Unternehmen vergeben, auch einen Sonderpreis »Soziales Engagement«. Er geht an Menschen oder Organisationen, die dieses Goethe-Zitat wirklich leben. Dieses Jahr wurde der »Bunte Kreis« in Augsburg auf der feierlichen Abendveranstaltung des Bayerischen Gründerpreises in der Messe Nürnberg verliehen. Der Bunte Kreis leistet seit mehr als zwanzig Jahren Familien mit chronisch-, krebs- und schwerkranken Kindern aktive Hilfe.

Menschen, die hinschauen und anpacken

Andreas Schmidt, Vorstand der Bayerischen Börse AG, erklärte in seiner sehr persönlichen Preisrede, warum diese Würdigung an die Augsburger Initiative ging: »Wir leiden mit, wenn Kinder fiebrig im Bett liegen, bei Schnupfen kaum Luft bekommen oder sich bei Neurodermitis am ganzen Körper kratzen wollen. Das gilt erst recht, wenn sie schwer und lebensbedrohlich erkrankt sind. Man mag sich kaum vorstellen, wie sich das Leben von Eltern und Geschwistern dramatisch ändert, wenn ihr Kind monatelang im Krankenhaus auf der Intensivstation betreut werden muss.

Ihre Not und Sorgen werden schier unmenschlich groß, wenn absehbar ist, dass ihr Kind stirbt. Eltern, Großeltern und Geschwister tragen eine Last, die sie ohne fremde Hilfe kaum ertragen können. Dazu braucht es Menschen, die nicht wegschauen, sondern hinschauen, zuhören und anpacken.

Dazu braucht es Menschen, die mit ihrer Kraft unter die Arme greifen und mit Geld finanzielle Soforthilfe leisten. Dazu braucht es Menschen, die wissen, dass sie diese Aufgaben nicht alleine schaffen, sondern nur gemeinsam mit anderen.«

Revolutionäres Nachsorgemodell

Schmidt führte weiter aus: »Die Gründer der Stiftung Bunter Kreis aus Augsburg haben vor 25 Jahren erkannt, dass Familien oft an die Grenzen ihrer Möglichkeiten kommen, wenn schwerkranke Söhne und Töchter pflegebedürftig aus dem Krankenhaus nach Hause kommen. Sie haben sich zusammengesetzt und ein damals revolutionäres ganzheitliches Nachsorgemodell entwickelt. Es stellt eine bunte Palette von Hilfsangeboten zur Verfügung. Jede Familie kann so Hilfe erhalten, die ganz speziell auf ihre Situation zugeschnittenen ist und die sie so gut wie möglich entlastet. Nur als Beispiel: allein in Schwaben unterstützt der Bunte Kreis jedes Jahr mehr als 2.000 Familien.«

Nachsorge daheim - besser und günstiger

Entstanden ist der Bunte Kreis 1990, als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderklinik Augsburg die kleinen Kranken früher entlassen wollten und sich fragten, wie dann die bestmögliche Pflege zuhause aussehen könnte. Also wurde ein »runder Tisch« aus Klinikpersonal, -seelsorge und Selbsthilfegruppen gebildet und erstmals zu Spenden aufgerufen. Im Mai 1992 wurde die Arbeitsgemeinschaft »Förderkreis Kinderklinik Augsburg« gegründet. Das Ziel: ein praxisfähiges Nachsorgekonzept für Familien mit chronisch, krebs- und schwerstkranken Kindern zu entwickeln. Und ganz praktisch wurde bereits die erste Familie finanziell unterstützt. Ende des Jahres 1992 setzt sich der Name »Bunter Kreis« durch, 1993 steht das endgültige Konzept.

1999 konnte bereits ein eigenes Nachsorgezentrum bezogen werden und mit dem »Beta Institut für sozialmedizinische Forschung und Entwicklung« entstand ein eigenes Forschungs- und Ausbildungszentrum. Eine wissenschaftliche Untersuchung erbrachte den Nachweis, dass die Nachsorge nicht nur den Familien hilft, sondern auch Kosten einspart, da Klinikliegezeiten reduziert werden. Der Bunte Kreis hat inzwischen eine Vorbildfunktion inne, mittlerweile arbeiten 50 Nachsorgeeinrichtungen nach seinem Modell. 2015 wurde das Therapiezentrum Ziegelhof eröffnet.

Vom StartUp bis zum Lebenswerk - die Preisträger

Neben dem Bunten Kreis in der Kategorie Soziales Engagement wurden Unternehmerpersönlichkeiten und Unternehmen aus Bayern in unterschiedlichen Kategorien ausgezeichnet: Die Bayerwald Xperium GmbH aus St. Englmar, ein Museum zum Anfassen, gewann in der Kategorie »Konzept«; die Trofilms GmbH aus Georgensgmünd, ein Hersteller hochwertiger Verpackungsfolien, siegte in der Kategorie »StartUp« und die SCHEMA Holding GmbH aus Nürnberg setzte sich in der Kategorie »Aufsteiger« mit ihrer Content Management System Lösung durch.

In der vielbeachteten Kategorie »Nachfolge« wurde die SD GmbH Klaus Hirsch aus Türkheim im Unterallgäu bedacht, die die Unternehmensnachfolge während der Krise der Automobilbranche mustergültig löste. Einen weiteren Sonderpreis gab es als »Unternehmen für die Region« für die Rapunzel Naturkost GmbH aus Legau im Unterallgäu. Und, um in der Region Bayerisch Schwaben zu bleiben, für ihr »Lebenswerk« wurden die drei Brüder Hans, Peter und Paul Segmüller ausgezeichnet, die vor über 40 Jahren die Hans Segmüller Polstermöbelfabrik GmbH&Co.KG gegründet und seitdem mit Erfolg geführt haben. Mehr zu den Unternehmen und den Gründern gibt es auf der Website des Sparkassenverbandes Bayern zu lesen.