Börsenrückblick 2021 der besonderen Art

Matthias Hach, wallstreet:online-Gruppe
Matthias Hach / Bild: wallstreet:online-Gruppe
Traditionen soll man nicht brechen, heißt es im Sprachgebrauch. Alle Jahre wieder beschäftigen wir uns im Dezember nicht nur mit Lebkuchen und Shoppingtouren für Weihnachtsgeschenke, sondern lassen auch das vergangene Jahr Revue passieren. Wir von wallstreet:online haben deshalb in einer nicht-repräsentativen Umfrage unsere Finanzcommunity  gefragt, welche Themen ihre Investitionsentscheidung 2021 maßgeblich beeinflusst haben. Die Ergebnisse sind eindeutig: Corona war für mehr als die Hälfte der Teilnehmer das Thema Nr. 1 bei ihrer Investitionsentscheidung – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne.

COVID-19 für Privatanleger prägend

Obwohl die Aktienmärkte zeitweise mit Rekordhöchstständen glänzten und viele Unternehmen positive Fundamentalkennzahlen verzeichneten, konnte die Pandemie bei den Anlegern nicht einfach ausgeblendet werden. Themen mit börsenrelevantem Bezug, wie die Erweiterung des DAX auf 40 Titel oder der Hype um sogenannte Meme Aktien Anfang des Jahres, ließen die Anleger hingegen eher kalt bei ihrer Investitionsentscheidung. Die DAX-Erweiterung sahen lediglich 4 Prozent der Teilnehmer als relevant an, die Meme-Aktien spielten ebenfalls für rund 4 Prozent eine starke Rolle. Die Bundestagswahl im September bewegte frei nach dem Motto „Politische Börsen haben kurze Beine“ nur 6,4 Prozent der Befragten. Die restriktiven Staatsintervention in China war für immerhin 10 Prozent der teilnehmenden Anleger von Bedeutung.
 
Die Herausforderungen rund um Lieferengpässe und Rohstoffknappheit, die einen klaren Bezug zum Pandemiegeschehen haben, wurde hingegen von den Privatanleger laut Umfrage ebenfalls als enorm wichtig angesehen und landeten mit 20 Prozent auf Platz zwei der investitionsbeeinflussenden Ereignisse.

Positive Überraschungen am Kapitalmarkt

Dabei war das Jahr insbesondere aus Sicht der Finanzmarkt-Brille durchaus vielfältig, geprägt von vielen positiven Ereignissen: Vor allem bei der Millennial-Generation entflammte in diesem Jahr eine neue Liebe zum Kapitalmarkt. Plötzlich sah man Studenten, die sich über die neusten Aktientrends austauschten und sich erste Gedanken über ihre private Altersvorsorge durch Aktiensparen machten. Kostengünstige und technologisch immer ausgereiftere Online-Broker haben diese Entwicklung zweifelsohne befeuert. Tendenz: steigend. In aller Munde waren auch Bitcoin und Co. Trotzdem landeten die Kurskapriolen der Krypto-Assets bei der besagten Umfrage als investitionsentscheidendes Thema eher auf den hinteren Rängen.
 
Dass der Kapitalmarkt an sich wieder eine stärkere Rolle einnimmt, lässt sich an der für deutsche Verhältnisse hohen Anzahl an Börsengängen ablesen. Die IPOs hierzulande sorgten für Jubelstimmung in der Branche und untermauerten das „Frühlingserwachen“ der hiesigen Aktienkultur. Insgesamt debütierten 22 Unternehmen an deutschen Börsenplätzen. Laut der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY war 2021 sogar ein Ausnahmejahr für den weltweiten IPO-Markt. So gab es 2021 in Summe mehr als 2.380 Neuzugänge an den globalen Börsen. Zum Vergleich: 2020 waren es „nur“ 1.452 IPOs. Vor allem Tech-Unternehmen wagten im zurückliegenden Jahr besonders häufig den Sprung aufs internationale Börsenparkett. Insgesamt generierten die IPOs im Jahr 2021 weltweite Emissionserlöse von mehr als 453 Mrd. US-Dollar – ein Plus von 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Derartige Meldungen lassen mich positiv auf die Entwicklung im kommenden Jahr blicken.

Freud und Leid…

Bei aller Dramatik, die dieses Jahr zu bieten hatte, können wir zumindest von Kapitalmarktseite festhalten, dass viele erfreuliche Signale gesendet wurden, die sich auch in vielen Rekordständen bei den wichtigsten Indizes zeigten. Nicht zuletzt durch das immer stärkere Interesse von Kleinanlegern, in Aktien zu investieren und somit einen Teil ihrer Rentenlücke füllen zu können. Warten wir ab, was 2022 bringen wird. In jedem Fall dürfen wir gespannt sein.
Matthias Hach ist Vorstandsvorsitzender bei der Berliner wallstreet:online-Gruppe, zu dem auch der Online-Broker „Smartbroker“ gehört. Das Unternehmen betreibt mehrere reichweitenstarke Börsenportale. Vor seinem Engagement bei wallstreet:online arbeitete Hach u. a. zuletzt als Bereichsvorstand Marketing, Digital Banking & Brokerage bei der Commerzbank AG und war vorher jahrelang Vorstandsmitglied und CMO der comdirect Bank AG.

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