Omikron schockt die Börsen – aber zunächst nur kurz

Benjamin Bente, Vates Invest GmbH
Benjamin Bente / Bild: Vates Invest GmbH
Ängste vor der Omikron-Variante des Corona-Virus haben die Börsen nach unten gedrückt. Doch bislang handelt es sich eher um ein Gesundheitsthema noch ohne große wirtschaftliche Bedeutung: Eine Notwendigkeit für eine Reaktion im Portfolio sehen wir bis dato nicht. Solange die Politik nicht wieder weltweit Lockdowns beschließt, werden die wirtschaftlichen Folgen überschaubar bleiben.
Die harschen wirtschaftlichen Einbrüche durch die Pandemie entstanden durch die Reaktion der Politik auf das Virus. Die Wirtschaft wurde weltweit heruntergefahren, Lieferketten gekappt, Menschen wie Staaten igelten sich ein. Das ist dieses Mal nicht zu erwarten. Gibt es jetzt keinen längeren Lockdown mehr, werden die Börsen auch nicht mehr so reagieren wie im März 2020. Oder kurz: Kein Lockdown, keine großen Auswirkungen.
 
Bislang sieht es danach aus, als würde sich die Politik nicht mehr einseitig für die Gesundheit entscheiden, sondern die wirtschaftlichen Folgen durchaus im Blick haben. Die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung ist gering – zumal in der westlichen Welt die Masse der Menschen geimpft ist Das Nachgeben der Börsen war bisher nur eine erste kurze Panik, die Futures drehten schnell wieder ins Plus.

Risikomanagement ist gefragt

Für die Aufstellung von Portfolios sind solche kurzfristigen Bewegungen ohnehin nicht entscheidend. Ob die Börsen mal zwei bis drei Prozent ins Minus gehen, ist eher unwichtig. Harte wirtschaftliche Eingriffe sind das, worauf geachtet wird. Diese könnten notwendig werden, wenn sich die neue Variante als sehr bösartig herausstellt und sich zudem in den wirtschaftlich entscheidenden Regionen der Welt durchsetzt. Dies könnte ein guter Grund für die Politik sein, ganze Volkswirtschaften wieder in den Lockdown zu schicken.
 
Wenn es so weit kommt, werden die Börsen allerdings drastisch reagieren. Die Bewertungen sind derzeit hoch, die Gefahr eines Rückschlags entsprechend auch. Risikomanagement ist die entscheidende Disziplin, um die guten Erträge der vergangenen Monate für die Anleger zu sichern. Dazu gehört vor allem der Mut, entschlossen zu handeln und nicht nur graduelle Anpassungen an Portfolios vorzunehmen. Wer von seiner Meinung überzeugt ist, handelt schnell und entschlossen. Wer das nicht ist, reduziert Aktienquoten eben auch nur um wenige Prozentpunkte, statt wirklich aus Aktien auszusteigen.
Benjamin Bente ist Geschäftsführer & Leiter Portfoliomanagement bei Vates Invest GmbH. Der
Diplom Kaufmann der Universität Mannheim ist nach Stationen bei der UBS Deutschland AG, der Bank Julius Bär (Europe) AG einer der Gründer der Vates Invest GmbH, die auf börsentägliche quantitative Analysen des monetären, konjunkturellen und sentimenttechnischen Umfelds spezialisiert ist. Bente ist Mitglied des Investmentkomitee der FOCAM AG.