Putin sieht die Chance, die Sowjetunion neu zu erschaffen

Mark Dowding, BlueBay Asset Management
Mark Dowding, BlueBay Asset Management
Jüngst haben sich die Covid-19-Infektionen in ganz Europa beschleunigt. Einige Länder haben sich daraufhin veranlasst gesehen, die Mobilität erneut einzuschränken und wieder auf Homeoffice zu setzen. Wir bezweifeln jedoch, dass diese Maßnahmen zu tiefen Einschnitten im Wirtschaftsleben führen. Wir halten es für unwahrscheinlich, dass die wirtschaftliche Erholung in den kommenden Wochen aus dem Ruder laufen wird.

Die Erfahrungen der vergangenen Monate in Großbritannien haben gezeigt, dass zwar die Infektionszahlen deutlich angestiegen sind, die Krankenhausaufenthalte und Todesfälle jedoch weit unter den Werten früherer Infektionswellen lagen. Darüber hinaus ist im Vereinigten Königreich zu beobachten, dass die allgemeine Einstellung zum Tragen von Masken deutlich laxer als auf dem Kontinent ist. Wer öffentliche Verkehrsmittel benutzt, kann beobachten, dass weniger als die Hälfte der Fahrgäste eine Maske trägt, selbst zu den Stoßzeiten. So gesehen mag die jüngste Zunahme der Corona-Fälle in der EU für sich genommen besorgniserregend erscheinen, aber mit Blick auf das britische Modell erscheint das Wiederaufflammen der Infektionen weit weniger besorgniserregend.
 
Wir alle lernen, mit Covid zu leben, und es ist klar zu erkennen, dass die Impfstoffe und die Auffrischungsimpfungen eine wichtige Rolle bei der Eindämmung des Virus spielen. Für Anleger rückt die Pandemie jetzt in den Rückspiegel.

Denkt Putin die Sowjetunion neu?

Wenn es gegen Ende des Jahres ein sehr ernstzunehmendes Risiko für die Märkte gibt, sind es die Ereignisse im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Die jüngste Aufstockung der russischen Truppen an der Grenze zur Ukraine könnte darauf hindeuten, dass es bald zu einer Konfrontation kommt. Putin wird sich bewusst sein, dass dem Westen die Hände gebunden sind, sollte es zu militärischen Auseinandersetzungen kommen – Europa ist abhängig von russischem Gas und einer US-Regierung, die wahrscheinlich wenig Lust verspüren dürfte, über die Verhängung zusätzlicher Sanktionen hinaus in den Konflikt einzugreifen.

Nachdem sich die Lage in Weißrussland ebenfalls destabilisiert, gibt es Stimmen, die darauf hinweisen, dass Putin für sich die Chance sieht, die Sowjetunion neu zu erschaffen, indem er engere Beziehungen zu den GUS-Staaten knüpft. Unter diesem Blickwinkel ist nicht außer Acht zu lassen, dass am 8. Dezember dem 30. Jahrestag des Zusammenbruchs der ehemaligen UdSSR gedacht wird. Vielleicht wird Putin als derjenige in die Geschichte eingehen, der die Teile wieder zusammengefügt hat – obwohl wir den russischen Präsidenten im Großen und Ganzen als einen Staatsführer einschätzen, der nicht überstürzt handelt.

Da die entsprechenden Spekulationen dazu dienen, die Öl- und Gaspreise in die Höhe zu treiben, kommen sie Russland nicht ungelegen. In diesem Zusammenhang könnten russische Vermögenswerte und der Rubel für Anleger attraktiv erscheinen; wegen des drohenden geopolitischen Risikos gilt aber: Finger weg!
Mark Dowding ist Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management
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