Schweizer Aktien bis auf Weiteres ausgesetzt

Ulrich Kirstein
Am schönen Genfersee liegt das Headquarter von Nestle - eindeutig in der Schweiz / Bild: Nestle
Ab heute können über deutsche Börsen keine Aktien aus der Schweiz mehr gehandelt werden. An der Börse München betrifft dies 107 Werte, von Nestle bis Novartis und von Lafarge bis zur Swiss Re, keine ABB und kein Kuehne & Nagel. Warum? Die Schweiz hat Zoff mit Europa. Es geht um ein Partnerschaftsabkommen (!) bei diesem gar nicht partnerschaftlich ausgetragenen Streit. Der Vertrag eines Rahmenabkommens ist eigentlich bereits abschließend ausgehandelt, aber die Schweiz hat bis heute versäumt, ihn auch zu unterzeichnen.

Kein Handel mehr an der Börse München

Deshalb hat die EU, um Druck auf die Schweiz auszuüben, nun der Schweiz die "Börsenäquivalenz" aberkannt. Die Schweiz hat prompt als Gegenmaßnahme beschlossen, dass europäische Handelsplätze die Aktien nicht mehr handeln dürfen, sonst setzt es Strafen.  Mit der Folge, dass die Titel an der Börse München ausgesetzt wurden, ein Handel ist für deutsche Anleger an der Börse München so nicht mehr möglich.

Was tun?

Aber was können Anleger tun, die Aktien Schweizer Unternehmen kaufen oder verkaufen wollen? Nun, Sie müssen derzeit in den sauren Apfel beißen und direkt per Auslandsorder in Franken über die Schweizer Börse handeln. Das ist aufgrund höherer Abwicklungs- und Handelsgebühren teurer, zudem fallen auch noch Devisengebühren bei der Umrechnung in Schweizer Franken an. Außerdem dürften die Aktien aus der Schweiz weniger liquide sein, was zu höheren Spreads führen wird. Insofern wäre der Rat von Manfred Schmid, unserem Leiter der Marktsteuerung: Wenn möglich, einfach abwarten. Dividendenzahlungen sind nicht betroffen, diese fließen weiter, auch an EU-Bürger. Auch abgeleitete Produkte wie Fonds und ETFs betrifft es nicht.
 
Unter den beliebtesten Ländern nach Orderbuchumsatz lag die Schweiz an der Börse München im Jahr 2019 bisher auf Rang acht, hinter Deutschland, USA, Luxemburg, Irland, Frankreich, Niederlande und Kanada - das Umsatzvolumen liegt unter einem Prozent. Trotzdem ist es schade um die Aktien von interessanten Unternehmen und es sollte nicht zur Gewohnheit werden, dass Unstimmigkeiten zwischen Ländern auf dem Rücken der Aktionäre ausgetragen werden.