Gurus – Nein, danke!

Matthias Hach, wallstreet:online AG
Matthias Hach / Bild: wallstreet:online AG
Schon der berühmte Physiker und Nobelpreisträger Nils Bohr sagte: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn diese die Zukunft betreffen“. Da hat er wohl den Nagel auf den Kopf getroffen –, auch wenn wahrscheinlich jeder gerne eine Glaskugel hätte, mit der man die Zukunft voraussagen kann. Ganz besonders für die Finanzmärkte wäre dies ein hilfreiches Werkzeug. Denn es zeigt sich doch immer wieder, dass es ganz anders kommt, als man erwartet hat. Regelmäßig wird uns vor Augen geführt, dass klare Erwartungen, geäußert von Experten, nicht zutreffen: „Der Brexit kommt nie“, „Trump wird nicht Präsident“, „Der Bitcoin ist Betrug“ – was haben wir nicht alles in der letzten Zeit für Prophezeiungen gehört, die dann doch ganz anders kamen. Und trotzdem: Regelmäßig geben Meinungsführer, Investmentgrößen oder Starunternehmer, wie Warren Buffet, Elon Musk und Co., Prognosen und Einschätzungen zum Besten. Doch sind diese Aussagen wirklich ernstzunehmende Empfehlungen, denen Anleger folgen und ihre Investmententscheidungen danach ausrichten sollten, oder ist es doch eher Wirtschaftsentertainment, das vielleicht zum Nachdenken anregt oder einen zum Schmunzeln bringt?

Keine blinde Gefolgschaft

Eine aktuelle, nicht repräsentative Umfrage auf wallstreet:online fragte genau danach die Anleger: „Inwieweit fließen Äußerungen von Kapitalmarktgrößen wie Warren Buffett oder von Star-Unternehmern wie Elon Musk in Ihre Investitionsentscheidungen mit ein?“
 
Die Antworten von 2.333 Teilnehmern zeigen, dass Privatanleger offensichtlich nicht so viel auf die Meinung der vermeintlichen Gurus geben. Rund 62 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie sich an Meinungsäußerungen schillernder Persönlichkeiten gar nicht (42,78 Prozent) oder eher weniger (19,16 Prozent) orientieren. Etwa knapp 30 Prozent versuchen zwar einen Nutzen aus den Ansichten der Kapitalmarktgrößen zu ziehen, berücksichtigen aber auch noch andere Aspekte und Fakten bei ihrer Investitionsentscheidung. Lediglich für etwas mehr als 8,5 Prozent sind solche Aussagen sehr wichtig und tragen signifikant zur Meinungsbildung bei.

Fundiertes Wissen schlägt subjektive Meinung

Selbstverständlich sind Meinungen wichtig. Sie können anregend sein und einen Beitrag leisten, wenn man die Argumente pro und kontra einer möglichen Investmententscheidung zusammenträgt. Doch offensichtlich bilden sich Privatanleger und Aktiensparer, die ihre Investments selbst in die Hand nehmen, lieber selbst eine Meinung zu Aktien und den Märkten. Unreflektiert eine Einschätzung von Dritten zu übernehmen, scheint nicht gang und gäbe zu sein. Und das ist auch gut so. Blind jemandem zu folgen, kann riskant sein. Viele Quellen und Informationen zusammenzutragen, erscheint dagegen sinnvoll. Echtes, fundiertes Wissen schlägt immer die subjektive Meinung. Denn auch Experten können daneben liegen. Insgesamt ist das Ergebnis dieser Umfrage ermutigend. Zeigt es doch, dass die Anleger nicht wie Lemmingen einer Stimme folgen. Die Vorstellung einer Herde von willigen und schlecht informierten Privatanlegern ist überholt. Vielmehr scheint die Aktienkultur in Deutschland sich immer weiter zu entwickeln und eine gewisse Reife erreicht zu haben. Dazu tragen auch vielfältige Informationsmöglichkeiten im Internet bei. Der nächste Schritt wäre zum Beispiel ein Schulfach „Finanzen & Kapitalmarkt“ – aber das ist ein anderes (wichtiges) Thema.
Matthias Hach ist CEO der wallstreet:online AG und wallstreet:online capital AG, zu dem auch der Online-Broker „Smartbroker“ gehört. Das Unternehmen betreibt mehrere reichweitenstarke Börsenportale. Vor seinem Engagement bei wallstreet:online arbeitete Hach u. a. zuletzt als Bereichsvorstand Marketing, Digital Banking & Brokerage bei der Commerzbank AG und war vorher jahrelang Vorstandsmitglied und CMO der comdirect Bank AG.