Inflation auch im August deutlich über dem EZB-Ziel

Dr. Johannes Mayr, Eyb & Wallwitz
Dr. Johannes Mayr / Bild: Eyb & Wallwitz
Die Inflationsrate in Deutschland ist im August auf 3,9% zum Vorjahr gestiegen. Dabei sorgen vor allem politische Weichenstellungen aus dem Vorjahr für höhere Preise. Investoren erwarten weiterhin, dass die Inflation nur temporär erhöht bleibt und die EZB nicht zu einem Kurswechsel zwingt.
Im August ist die Inflationsrate in Deutschland wie erwartet erneut gestiegen, auf 3,9% zum Vorjahr, nach 3,8% im Juli. Nach der von Eurostat verwendeten Abgrenzung der harmonisierten Verbraucherpreise lag die Inflationsrate im August bei 3,4%, nach 3,1% im Juli. Im Juli hatte ein Basiseffekt durch die Senkung der Mehrwertsteuer im Juli 2020 die Inflationsrate zum Vorjahr deutlich nach oben getrieben. Zudem greift seit Jahresbeginn die Ausweitung der CO2-Bepreisung. Das erhöhte Plateau der Inflationsrate wird bis Jahresende bestehen bleiben. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Preise im August um 0,1% und damit weniger stark als im Juli (+0,9%). Ein leichter Rückgang der Ölpreise hat dabei die Energie- und Benzinpreise in der zweiten Augusthälfte etwas entlastet.

Die EZB wird ihren Kurs fortsetzen

Die gestrigen Daten aus Deutschland lassen erwarten, dass die Inflationsrate für den Euro-Raum im August deutlich in Richtung 3% gestiegen ist (Juli: 2,1%). Diese Daten werden heute veröffentlicht. Für einen starken Anstieg spricht, dass der Sommerschlussverkauf in Frankreich und Italien im vergangenen Jahr nicht wie üblich im Juli, sondern erst im August begonnen hat. Auch der zugrunde liegende Preisauftrieb bei Dienstleistungen dürfte zum Höhepunkt der Urlaubssaison etwas gestiegen sein. Darauf deuten die ebenfalls gestern veröffentlichten Daten aus Spanien hin, wo die Inflationsrate von 2,9 auf 3,3% und damit etwas stärker als erwartet zugelegt hat.

Die EZB wird trotz des weiteren Anstiegs der Preise am Narrativ eines temporären Inflationsbuckels festhalten. Solange die Inflationserwartungen von Haushalten und Unternehmen begrenzt bleiben, hat sie die Argumente dabei auf ihrer Seite. Und daran hat sich zuletzt nichts geändert. Auch in Deutschland zeichnet sich vor allem kein deutlicher Anstieg der Lohndynamik ab. Der Anstieg der Tarifverdienste lag im zweiten Quartal mit 1,9% zum Vorjahr erneut deutlich unter der Inflationsrate. Ein Kurswechsel in der Geldpolitik steht deshalb nicht an. Anders als die FED hält die EZB auch in den kommenden Monaten ihren Fuß voll auf dem geldpolitischen Gaspedal.
Dr. Johannes Mayr ist Chefvolkswirt von Eyb & Wallwitz.