Inflation im Aufwärtstrend

Beate Meyer und Evan Brown, UBS Asset Management Deutschland
Beate Meyer und Evan Brown /Bild(er): UBS Asset Management Deutschland
Zum ersten Mal seit 10 Jahren sehen wir eher einen Aufwärts- als einen Abwärtstrend bei der Inflation. Aktuell gilt es zu handeln, auch für Investoren, die den Preisdruck nur als ein vorübergehendes Momentum sehen. Wichtiger denn je ist jetzt ein angemessenes Risikomanagement, das die Portfolios auf eine potenzielle Veränderung in der Anlagelandschaft vorbereitet.

Neben Basiseffekt auch längerfristige Inflationstreiber im Spiel

Die derzeitige Inflationsdynamik können Investoren nicht ignorieren. Sie beruht vor allem auf pandemiebedingten Basiseffekten, die nun mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft zum Tragen kommen. Neben diesen temporären Auswirkungen gibt es aber weitere Inflationstreiber, die länger anhalten können. Zum Beispiel kann die Angebotsverknappung bei Industriemetallen nicht so schnell aufgelöst werden. Auch die Geld- und Fiskalpolitik kann zu zyklischem oder gar strukturellem Preisdruck führen.
 
Die Unsicherheit darüber, ob die höheren Inflationszahlen im nächsten Jahr erhalten bleiben, dürfte in den kommenden Monaten immer wieder Volatilität quer durch die Anlageklassen entfachen. Mit steigenden Leitzinsen rechnen wir jedoch nicht: Die höheren Inflationsraten in diesem Jahr werden nicht die geduldige, strukturell taubenhafte Reaktionsfunktion der US-Notenbank Fed bei ihrer Zinspolitik gefährden.

Wachstumsaktien und langfristige Staatsanleihen unter Druck

Investoren dürften weniger Geduld zeigen und reagieren. Wir rechnen damit, dass Anleger  Kapital aus stark zinssensitiven Anlagen wie Wachstumsaktien oder langfristigen Staatsanleihen umlenken in Investments, die von der aktuellen kräftigen Wirtschaftsaktivität profitieren. Als Folge erwarten wir einen sich weiter abschwächenden US-Dollar, vor allem gegenüber einigen Emerging-Markets-Währungen. Zudem dürften die Zinsstrukturkurven in den Industrieländern steiler werden, die Renditen langfristiger Anleihen steigen. Auf der Aktienseite sind prozyklische Relative-Value-Positionen interessant mit Fokus auf frühzyklische europäische Märkte, Japan, den Emerging Markets außer China und Value-Titeln.

Staatsanleihen sichern nicht Risiko aller Aktiensegmente ab

Value-Aktien gegen den MSCI World sowie der S&P 500 Equal Weight gegen den S&P 500 sind zwei unserer favorisierten Relative-Value-Trades. Bei diesen Positionen ist die Korrelation zu langfristigen US-Anleiheindizes in diesem Jahr negativ geblieben, während langfristige US-Staatsanleihen und globale Aktien gerade erst kürzlich positiv korrelierten. Staatsanleihen bieten für bestimmte Aktiensegmente keine gute Absicherung gegen das Risiko höherer Inflationszahlen. Vor allem Wachstumsunternehmen aus den USA und China, die eine strake Gewichtung in globalen Aktienindizes haben, könnten betroffen sein.
Beate Meyer ist Head of Wholesale bei UBS Asset Management Deutschland, Evan Brown, Head of Multi-Asset Strategy bei UBS Asset Management