Robuste Wirtschaft trotz schleppender Impfkampagne

Naoki Kamiyama, Nikko AM
Naoki Kamiyama / Bild: Nikko AM
Anfangs für seine Eindämmungsstrategie gepriesen, liegt Japan bei den Impfungen weit hinter den G7-Ländern zurück. Wir sehen zwei Hauptgründe für Japans schleppende Impfkampagne. Erstens hat es das Land nicht geschafft, rechtzeitig einen eigenen Impfstoff zu entwickeln. Man ist daher auf Importe angewiesen und muss warten, bis die impfstoffproduzierenden Länder die eigenen Bevölkerungen durchgeimpft haben. Zweitens ist das japanische Zulassungsverfahren für Arzneimittel besonders schwerfällig – aufgrund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit. Das verlangsamt die Entwicklung und den Import von Impfstoffen erheblich.
 
Japan erlebt derzeit die vierte Infektionswelle und den dritten Ausnahmezustand. Die Hauptlast tragen die Sektoren, die mit Reisen und Dienstleistungen zu tun haben. Die von der Regierung verhängten Beschränkungen für den Personenverkehr haben den Teil des BIP belastet, der mit den Verbraucherausgaben in diesem Bereich zusammenhängt.

Eher soziale als wirtschaftliche Auswirkungen

Wer allerdings nur auf Infektionswellen und Impfkampagne schaut, droht die Widerstandsfähigkeit und das Ausmaß der Gesamtwirtschaft unterschätzen. Der Dienstleistungssektor ist umfangreich und arbeitsintensiv, hat aber im Vergleich zu anderen Sektoren wie dem verarbeitenden Gewerbe keinen großen Einfluss auf das BIP. Die Auswirkungen von Entwicklungen im Dienstleistungssektor sind daher eher sozialer als wirtschaftlicher Natur. Der Konsum hat sich während der Pandemie von Dienstleistungen zu Waren verlagert. Diese Nachfrage hat das verarbeitende Gewerbe stabilisiert, das auch von den starken Exporten in ein robustes China und inzwischen auch wieder in die USA profitiert.

Die Stimmung am Aktienmarkt ist schlechter als bei den Unternehmen

Trotz der langsamen Impfkampagne hat Japan seine Produktionsleistung aufrechterhalten. Auch die Aktienindizes des Landes sind auf stabilem Niveau. Dennoch muss das Land seine administrativen Ineffizienzen angehen, um mit der Impfstoffverteilung voranzukommen.
 
Am japanischen Aktienmarkt wirkten sich der Rückstand beim Impfen und der verlängerte Notstand in größeren Städten zuletzt stärker aus als die Stimmung der Unternehmen, die laut Tankan-Bericht besser als erwartet ausgefallen war.
Naoki Kamiyama ist Chief Strategist bei Nikko Asset Management