Zinsentscheide der Notenbanken im Fokus
Zu schwach ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in nahezu allen relevanten Segmenten, als dass kurzfristig mit einem deutlich erhöhten Teuerungsdruck zu rechnen wäre. Unternehmens-Stimmungsindizes legten vielmehr die Vermutung nahe, dass die bisher noch robusten Dienstleistungssektoren zunehmend von der Schwäche der Industrie und der Bauwirtschaft ergriffen werden. In diesem Fall dürften auch die aktuell noch überdurchschnittlich hohen Preissteigerungen für Dienstleistungen sukzessive schwächer werden. Besonders werden Anleger auf die aktualisierten Projektionen der EZB zu Wachstum und Inflation in den kommenden Jahren achten. Sollten diese stärker nach unten adjustiert werden, würde die Erwartung an weitere Leitzinssenkungen im kommenden Jahr noch stärker werden.
Es kommt auch auf die Fed an
Allerdings spielt in diesem Kalkül auch die Situation in den USA eine Rolle. Dort bescheinigte der Arbeitsmarktbericht für November einen robusten Anstieg der neuen Beschäftigungsverhältnisse sowie der Stundenlöhne. Der Anstieg der Verbraucher- und der Erzeugerpreise im November wird im Vergleich zum Vormonat leicht höher – mit 2,7 bzw. 2,5 Prozent – erwartet. Wenn die künftige US-Regierung unter Donald Trump die Wirtschaft weiter stimulieren und dadurch die Inflation wieder ansteigen sollte, könnte die US-Notenbank Fed nach einer allgemein erwarteten Leitzinssenkung in der kommenden Woche zunächst abwarten und die Zinsen länger auf dem aktuellen Niveau halten oder perspektivisch sogar wieder anheben. Dann würde der Euro im Vergleich zum US-Dollar abwerten, Importe nach Europa würden sich verteuern und die Eurozonen-Inflation zulegen. Die EZB wird also weiter datenabhängig ihre künftige Geldpolitik ausrichten müssen.