Ulrich Kirstein, Börse München

Verhaltener Auftakt

Dünne Umsätze, gesunkene Notierungen: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen, verkürzten Handelswoche nachgegeben. Allerdings hielten sich die Umsätze in überschaubaren Grenzen, da sich viele Marktteilnehmer noch im Urlaub befanden. Beobachter wollten den Kursrückgängen daher keine zu große Bedeutung beimessen. Bei den aktiven Investoren belasteten unter anderem Konjunkturdaten aus China die Stimmung, die chinesische Wirtschaft zeigte sich weiter geschwächt. Die Jahresbilanz der deutschen Indizes fiel gemischt aus: Während der Deutsche Aktienindex (Dax) ein erhebliches Jahresplus aufwies, standen in der zweiten und dritten Börsenreihe teils Rückgänge zu Buche.

Rückblick: Leichte Abschläge zu Jahresbeginn

Der Dax ging im Wochenvergleich um 0,4 Prozent zurück auf 19.906,08 Punkte. Im Jahr 2024 legte er allerdings um 18,8 Prozent zu. Der MDax sank in der vergangenen Woche um 0,8 Prozent auf 25.500,40 Zähler, für das abgelaufene Jahr ergab sich ein Minus von 5,7 Prozent. Der TecDax reduzierte sich in der vergangenen Woche um 1,1 Prozent auf 3.415,10 Punkte, im Jahr 2024 rückte er um 2,4 Prozent vor. Der m:access All-Share legte in der vergangenen Woche um 3,8 Prozent zu auf 1.411,09 Zähler, im abgelaufenen Jahr ging er dagegen um 2,9 Prozent zurück.

Größte Jahresgewinner im Dax waren 2024 die Titel von Siemens Energy mit einem Sprung um rund 320 Prozent. Eine hohe Nachfrage nach Netztechnik und das Gasgeschäft trieben den Kurs und ließen die Anleger über die neuerlichen Verluste im Windkraftgeschäft Gamesa hinwegsehen. Die Liste der Dax-Jahresverlierer wurde von Bayer angeführt, der Kurs sackte um etwa 43 Prozent ab. Hier belasteten unter anderem die durch die Monsanto-Übernahme ins Haus geholten US-Rechtstreitigkeiten. Im MDax standen 2024 die Titel der Auto1 Group mit einem Kursplus von gut 140 Prozent an der Spitze, am schlechtesten entwickelte sich der Kurs von Evotec , der um rund 61 Prozent zurückging.

Windpark Mayflower / Bild: SiemensEnergy

Anleihen: Belastung durch sinkenden Zinssenkungshoffnungen

Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche zurückgegangen. Belastet wurden die Notierungen durch besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus den USA, die die zuletzt ohnehin geschrumpften Zinssenkungshoffnungen weiter reduzierten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg im Wochenvergleich von 2,38 auf 2,42 Prozent. Die Umlaufrendite erhöhte sich von 2,31 auf 2,32 Prozent. Zu Jahresende 2024 hatten die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe bei 2,35 Prozent und die Umlaufrendite bei 2,31 Prozent gelegen, nach 2,02 Prozent beziehungsweise 2,03 Prozent ein Jahr zuvor.

USA: Negativer Jahresauftakt - erfolgreiches Börsenjahr

Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nachgegeben, für 2024 aber deutliche Gewinne ausgewiesen. Der Dow-Jones-Index ging im Wochenvergleich um 0,6 Prozent zurück auf 42.732,13 Punkte. Im Gesamtjahr 2024 kam der Index auf ein Plus von 12,9 Prozent. Der breiter gefasste S&P-500, der in der vergangenen Woche um 0,5 Prozent auf 5.942,47 Zähler sank, kletterte 2024 um 23,3 Prozent. Der technologielastige Nasdaq-100 ging in der vergangenen Woche um 0,7 Prozent zurück auf 21.326,16 Punkte. Im abgelaufenen Jahr zog der Index um 24,9 Prozent an.

Ausblick: Keine großen Sprünge

In der aktuellen, ersten vollständigen Handelswoche des Jahres erwarten Beobachter keine großen Sprünge an den deutschen Aktienbörsen. Nach dem in Teilen starken Aktienjahr 2024 könnten viele Anleger vorerst wieder an die bestehenden Risiken und Unsicherheiten denken, heißt es. Einerseits seien hier die geopolitischen Konflikte zu nennen, andererseits die Amtsübernahme von Donald Trump als US-Präsident. Hier bleibe abzuwarten, wie konsequent die kommende US-Regierung ihre Ankündigungen umsetzen und wie sich dies auf die globale Wirtschaft auswirken wird.

Weiter im Fokus stehen wird in den kommenden Tagen wie auch im Gesamtjahr 2025 die Geldpolitik der großen westlichen Notenbanken. Dabei erwarten Experten von der Europäischen Zentralbank (EZB) angesichts der konjunkturellen Schwäche mehrere Zinssenkungen, mit Blick auf die US-Notenbank Fed erhoffen sich Marktteilnehmer ebenfalls weitere Zinsschritte nach unten.

Wichtige Signale in der Handelswoche

Wie die Chancen stehen, dass sich die Prognosen und Hoffnungen erfüllen, dazu gibt es in dieser Woche wichtige Signale. Hinsichtlich des Vorgehens der EZB dürfte dabei unter anderem die Industrieproduktion in Deutschland von Interesse sein, daneben aber natürlich die Entwicklung der Verbraucherpreise. Allerdings gehen Analysten davon aus, dass auch bei leicht gestiegenen Inflationsraten, mit denen gerechnet wird, die Zinssenkungserwartungen nicht grundsätzlich in Fragen gestellt werden dürften. Für die Erwartungen an die Fed dürfte vor allem der US-Arbeitsmarktbericht von Interesse sein. Sollte dieser besser als erwartet ausfallen, könnte dies die Hoffnungen auf sinkende Zinsen dämpfen. Auch das Protokoll der vergangenen Ratssitzung der Fed kann sich der Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer sicher sein.

Ausgewählte wichtige Termine der Woche

Dienstag, 07.01.: Verbraucherpreise in der Eurozone; ISM-Index für das nichtverarbeitende Gewerbe in den USA
Mittwoch, 08.01.: Einzelhandelsumsätze in Deutschland; Werkaufträge in Deutschland; Geschäftsklima in der Eurozone; Verbraucherstimmung in der Eurozone; Protokoll der vergangenen Ratssitzung der US-Notenbank; ADP-Arbeitsmarktbericht (USA)
Donnerstag, 09.01.: Industrieproduktion in Deutschland; Handelsbilanz Deutschlands; Einzelhandelsumsätze in der Eurozone; Handelsbilanz der USA
Freitag, 10.01.: US-Arbeitsmarktbericht; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Inflationserwartungen der US-Verbraucher