Dr. Ulrich Kater, Deka Bank

US-Zolldesaster: Der Schaden bleibt

Bis Mitte der vergangenen Handelswoche litten Aktienwerte noch extrem unter dem am 2. April durch US-Präsident Trump verkündeten umfassenden Zoll-Programm. Den weltweiten Vertrauensverlust gegenüber der gesamten US-Wirtschaft konnte man auch an den rapide gestiegenen Renditen für US-Staatsanleihen ablesen.

Dr. Ulrich Kater, Deka Bank

US-Staatsanleihen gelten als das Fundament, auf dem die Weltfinanzmärkte ruhen, und das gerade in Krisenzeiten Stabilität verspricht. Höhere Renditen können jedoch angesichts der hohen und weiter steigenden Verschuldung schnell den gesamten US-Staatshaushalt ins Wanken bringen. Angesichts dieser Perspektive knickte der US-Präsident dann auch abrupt ein und verkündete ein dreimonatiges Moratorium bei den zuvor verhängten Zöllen gegenüber allen Ländern außer China. Am Wochenende gewährte Trump zudem Zoll-Ausnahmen für chinesische Elektronik-Produkte.

Aber der Schaden bleibt. Finanzinvestoren wie auch international aufgestellte Unternehmen sind nachhaltig verunsichert bezüglich der Verlässlichkeit der USA und somit des größten und wichtigsten Kapitalmarkts der Welt.

Europa als attraktiver Kontrast zu den USA

Zwar atmeten die Aktienmärkte nach der einstweiligen Aussetzung der Zölle zunächst spürbar auf, doch bröckelten die Kurse zum Ende der Handelswoche wieder ab. Dass in Deutschland nun schnell eine handlungsfähige Regierung gebildet worden ist, schafft immerhin etwas Stabilität in dem weltwirtschaftlichen Chaos. Für den Standort Deutschland und damit auch für den europäischen Wirtschaftsraum enthält der Koalitionsvertrag viele gute Ansatzpunkte. Diese müssen jetzt allerdings auch wirksam umgesetzt werden. Gerade im Kontrast zu der düsteren wirtschaftlichen Entwicklung in den USA erscheinen die europäische Wirtschaft und damit die europäischen Aktienmärkte zunehmend attraktiver.

Die erratische ideologische Handelspolitik des US-Präsidenten schlägt sich nun zunehmend in schwachen Konjunkturdaten nieder, beispielsweise beim am Dienstag zur Veröffentlichung anstehenden deutschen ZEW-Index. Und auch die Europäische Zentralbank wird am Donnerstag wohl den eingetrübten Perspektiven mit einer vorgezogenen Leitzinssenkung Tribut zollen.

Ulrich Kater

Dr. Ulrich Kater ist seit 2004 Chef-Volkswirt der DekaBank. Er studierte an den Universitäten Göttingen und Köln Volkswirtschaftslehre und promovierte 1995 am Finanzwissenschaftlichen Lehrstuhl der Universität zu Köln. Von 1995 bis 1999 war Dr. Kater im Stab der „fünf Wirtschaftsweisen“ für die Themen Geldpolitik und Kapitalmarkt verantwortlich. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zu den Themen Geldpolitik, Währungspolitik, internationale Kapitalmärkte, Finanzpolitik, Alterssicherungssysteme und internationaler Dienstleistungshandel.

Disclaimer

Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für irgendeine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht, noch ersetzen sie eine (Rechts- und/oder Steuer-)Beratung; auch die Übersendung dieser stellt keine derartige beschriebene Beratung dar. Die hier abgegebenen Einschätzungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen getroffen und stammen (teilweise) aus von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen. Eine Haftung für die Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der gemachten Angaben und Einschätzungen, einschließlich der rechtlichen Ausführungen, ist ausgeschlossen. Jeder Empfänger sollte eine eigene unabhängige Beurteilung, eine eigene Einschätzung und Entscheidung vornehmen. Insbesondere wird jeder Empfänger aufgefordert, eine unabhängige Prüfung vorzunehmen und/oder sich unabhängig fachlich beraten zu lassen und seine eigenen Schlussfolgerungen im Hinblick auf wirtschaftliche Vorteile und Risiken unter Berücksichtigung der rechtlichen, regulatorischen, finanziellen, steuerlichen und bilanziellen Aspekte zu ziehen. Sollten Kurse/Preise genannt sein, sind diese freibleibend und dienen nicht als Indikation handelbarer Kurse/Preise.