Carsten Mumm, Privatbank DONNER & REUSCHEL

Unsicherheit über künftige US-Politik

Am 20. Januar übernimmt Donald Trump als neuer bzw. alter Präsident wieder die Amtsgeschäfte der US-Regierung. Bereits im Vorfeld spielen Annahmen über die künftige US-Wirtschaftspolitik auch an den Börsen eine gewichtige Rolle. Dabei werden potenzielle Steuersenkungen für Unternehmen und Deregulierungsansätze in verschiedenen Branchen grundsätzlich positiv gesehen. Ohnehin wird eine wirtschaftsfreundliche Politik vonseiten der neuen US-Administration erwartet. Doch es gibt auch einige Widersprüche im künftigen politischen Programm.

Carsten Mumm, Privatbank Donner & Reuschel
  • So würden drastische Zollanhebungen und die strikte Begrenzung von Migration oder gar Massenabschiebungen von Migranten für steigende Güter- und Dienstleistungspreise sowie einen wieder stärkeren Lohndruck sorgen. In einem angespannten Arbeitsmarkt könnten viele Unternehmen offene Stellen noch schlechter neu besetzen. Die US-Notenbank Fed könnte sich in diesem Fall veranlasst sehen, die Leitzinsen weniger stark zu senken oder zeitnah wieder anzuheben, wodurch sich die Refinanzierung von Investitionen, Hauskäufen und Konsum verteuern und die Wachstumsdynamik abbremsen würden. Eine überbordende Ausweitung der Staatsschulden würde Renditen von Staatsanleihen zusätzlich ansteigen lassen.
  • Allerdings gehen wir davon aus, dass sowohl die Inflation als auch die Aktienmärkte wichtige, auch für Donald Trump relevante Seismografen für künftige politische Entscheidungen sein werden. Trump wird die Zustimmung vieler Unternehmerinnen und Unternehmer in seinem Umfeld kaum gefährden wollen, indem er die Wachstumsperspektiven der US-Wirtschaft aufs Spiel setzt.

Personeller Unfrieden innerhalb der Trump-Administration

  • Aber auch personell könnte es zeitnah zu Unfrieden innerhalb des neuen Regierungsteams kommen. Besonders die Rolle von Elon Musk, dem künftigen Beauftragten zur Steigerung der Effizienz von Regierungsbehörden, ist bei vielen Angehörigen der Republikanischen Partei umstritten, allein schon, weil er als Quereinsteiger in die Politik einen enorm großen Einfluss ausübt. Eine zunächst auskömmliche Mehrheit der Republikaner im Kongress könnte schon bei einigen Abweichlern in Gefahr geraten.
  • Hinzu kommt das Ansinnen Trumps, die fossile Energiewirtschaft anzukurbeln, während Musk für die Elektrifizierung der Mobilität steht und die umfangreichen Fördermaßnahmen der Biden-Administration für den Ausbau erneuerbarer Energien (Inflation Reduction Act) vor allem in einigen Bundesstaaten mit republikanischen Gouverneuren positiv auf die Wirtschaft wirken. Sollten die wirtschaftlichen Perspektiven schwächer werden, dürften Trump & Co. im Zweifel auf die Umsetzung ursprünglicher politischer Pläne verzichten. Abgesehen von nicht unwahrscheinlichen zwischenzeitlichen Rücksetzern bleiben die Perspektiven für US-Aktien damit überwiegend positiv.

Carsten Mumm

Carsten Mumm ist Chefvolkswirt der Privatbank DONNER & REUSCHEL. Er ist verantwortlich für die Erstellung der Konjunktur- und Kapitalmarktprognosen sowie der kapitalmarktrelevanten Publikationen. Zuvor verantwortete er die Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden, das Management von Spezial- und Publikumsfonds sowie die hauseigenen Research-Tätigkeiten. Der gelernte Bankkaufmann und studierte Diplom-Volkswirt ist seit 1998 im Bereich Kapitalanlage beschäftigt. 2006 qualifizierte er sich zum Chartered Financial Analyst.