Dr. Jürgen Michels, BayernLB

Trump ist zurück!

Donald Trump ist zurück im Weißen Haus und hat, wie angekündigt, am ersten Tag mit einer Flut von Dekreten politische Pflöcke eingeschlagen. Das Thema Migration stand dabei an vorderster Stelle, gefolgt von gesellschafts- und energiepolitischen Verordnungen. Die wichtigen wirtschaftlichen Themen Zölle und Steuersenkungen wurden, ebenso wie die Geopolitik (mit Ausnahme des Austritts aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und der Weltgesundheitsorganisation), nicht weiter konkretisiert. Doch die Gründung einer Behörde für externe Einnahmen und ein Memorandum zur Reduktion der Außenhandelsdefizite und zur Stärkung der nationalen Sicherheit verdeutlichen, dass diese Themen nur aufgeschoben sind.

Dr. Jürgen Michels, BayernLB

Sobald die Administration bestätigt ist, wird auch die Handelspolitik adressiert werden. Durch die Aufstellung von Drohpunkten (z.B. 25 Prozent Zölle gegenüber den Freihandelspartnern Kanada und Mexiko) oder Vergünstigungen (z.B. Aussetzen des TikTok-Verbots) wird Trump versuchen, die US-Außenhandelsposition in bilateralen Verhandlungen zu verbessern. Bei den Gesprächen mit der EU dürfte er nicht nur zusätzliche amerikanische Energieexporte als Alternative zu Zöllen verwenden, sondern auch die Drohung, die militärische Unterstützung zu reduzieren. Auch wenn es in einigen Fällen „Deals“ geben wird, bleiben wir bei unserem Basis-Szenario, dass die USA auf breiter Ebene Zölle einführen, die zu Gegenreaktionen führen und weltweit die Inflation anheizen und das Wirtschaftswachstum bremsen werden.

Turbulente Nachrichtenlage - hohe Volatilität

Nachdem an den Rentenmärkten zum Jahreswechsel die Sorgen über höhere Inflation und ausufernde Staatsverschuldung zu einem deutlichen Anstieg der längerfristigen US-Renditen geführt haben, der zu großen Teilen in Europa nachvollzogen wurde, hat sich um den Amtsantritt die Lage beruhigt. Bei turbulenter Nachrichtenlage dürfte die Volatilität an den Märkten hoch bleiben, wir erwarten jedoch eine Seitwärtsbewegung der Renditen. Dabei gehen wir weiterhin von einer Zinssenkung der Fed und zwei Zinssenkungen der EZB aus, die im ersten Halbjahr auf der Agenda stehen. Auf der politischen Stresstestagenda steht als nächstes die Bundestagswahl. Ähnlich wie bei den US-Wahlen, bei der Trump in den Umfragen unterschätzt wurde, könnte die AfD deutlich mehr Stimmen bekommen als derzeit erwartet. Dies dürfte die Regierungsbildung zusätzlich erschweren. Fokus der neuen Regierung sollten Maßnahmen sein, die das nur noch mickrige Potenzialwachstum von 0,4 Prozent wieder erhöhen.

Jürgen Michels

Dr. Jürgen Michels ist Chefvolkswirt und Leiter Research der BayernLB in München. Vor seinem Start bei der BayernLB arbeitete er zwischen 2002 und 2013 als kapitalmarktorientierter Euro-Raum Volkswirt bei der Citigroup in London, seit  2008 als Euro-Raum Chefvolkswirt. Von 1997 bis 2002 war er als Volkswirt bei Sal. Oppenheim in Köln und von 1996 bis 1997 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Internationale Wirtschaftspolitik der Universität Bonn tätig. Dr. Michels studierte Volkswirtschaft an der Universität Bonn. Er promovierte mit einer Arbeit zu Zentralbankstrategien an der Universität Frankfurt.