Strombedarf der KI treibt Kernenergieaktien
80 Milliarden US-Dollar steckt Microsoft allein in diesem Geschäftsjahr in den Ausbau seiner Rechenzentren für KI-Anwendungen. Weitere Tech-Konzerne investieren ebenfalls kräftig, dazu kommen junge Start-ups in dem Bereich – mit entsprechend steigendem Stromverbrauch. Experten quer durch die Branchen erwarten, dass sich der Energiebedarf der Rechenzentren bis 2030 mindestens verdreifachen wird. Manche Schätzungen gehen sogar von einem noch stärkeren Anstieg des Bedarfs aus. Und Kernenergie gilt als eine der wichtigsten sauberen Energiequellen hierfür. Dies hat etwa Amazon sehr klar zum Ausdruck gebracht und versucht gerade, direkten Anschluss an ein Kernkraftwerk zu realisieren.
Drei Wege für Kernenergie
Dabei ist dies nur ein Weg, Kernenergie zu nutzen. Gerade sehen wir drei verschiedene Wege der Nutzung, die angegangen werden. Den Anschluss an bestehende Kraftwerke wie bei Amazon, die Entwicklung kleiner, innovativer Reaktoren und die Wiederbelebung bereits stillgelegter Meiler. Dabei ist auch der direkte Anschluss an ein Kraftwerk nicht einfach. In den USA versuchen gerade Amazon, Alphabet, Meta und Microsoft, dafür Genehmigungen zu bekommen. Dem öffentlichen Stromnetz erhebliche Kapazität zu entziehen, erfordert in den USA Ausnahmegenehmigungen, die nicht so einfach zu bekommen sind. Die Konzerne hoffen, durch direkten Anschluss an ein AKW direkte Abnahmeverträge ohne anteilige Netzkosten zu erhalten. Amazon hatte bereits 2015 eine solche Ausnahmegenehmigung bekommen. Die jetzt geplante Erhöhung der Abnahme bei dem Kraftwerk, das der Firma Talen gehört, wurde aber vor Kurzem zurückgewiesen, da das direkte Abzweigen von Kapazitäten das Stromnetz in den USA möglicherweise destabilisieren würde.
Der zweite Weg, der Aufbau sogenannter SMRs, Small Modular Reactors, ist zunächst mehr eine Wette auf die Zukunft als kurzfristige Lösung. So hat Amazon sich etwa an dem Nuklear-Start-up X-Energy beteiligt. X-Energy will kleine Reaktoren bauen, um Strom für Rechenzentren CO2-neutral zu erzeugen. Und die Alphabet-Tochter Google hat gerade einen Vertrag mit Kairos Power über den Kauf von sechs oder sieben kleinen, modularen Atom-Reaktoren geschlossen. Das erste Mini-Atomkraftwerk soll 2030 in Betrieb genommen werden, weitere sollen bis 2035 folgen. Insgesamt gibt es weltweit bereits mehr als 80 Konzepte für Mini-Reaktoren, aber erst sehr wenige existierende Exemplare. Noch ist kein Modell wirklich auf dem Markt. Der Nachweis, dass sich SMRs erfolgreich kommerzialisieren lassen, steht also noch aus.
Der dritte Weg ist deshalb der derzeit einfachste: die Wiederbelebung bereits stillgelegter Reaktoren. Microsoft hat bei Constellation Energy die Wiederbelebung eines stillgelegten Atomkraftwerks in Auftrag gegeben. Ein Teil des nach einem schweren Störfall stillgelegten US-Atomkraftwerks Three Mile Island soll wieder ans Netz gehen und Strom für energieintensive KI-Anwendungen von Microsoft liefern. Microsoft und Constellation Energy haben einen 20 Jahre laufenden Stromliefervertrag geschlossen. Jetzt muss noch die US-Aufsichtsbehörde Nuclear Regulatory Commission ihr Okay geben, dann soll der 835-Megawatt-Reaktor 2028 wieder ans Netz gehen.
Die Börsen spielen das Thema Kernenergie, spätestens seit Donald Trump im Wahlkampf dafür getrommelt hats. Jetzt kann der Präsident liefern – doch die Kurse sind bereits stark gelaufen. Der Vates Aktien USA hatte bereits vor geraumer Zeit die Bewegungen der besten Stockpicker der USA richtig gelesen und Kernenergie-Aktien ins Portfolio genommen: Zunächst Constellation Energy und Vistra Energy Corp., dazu kam später noch Talen Energy. Verglichen mit Sektorindizes oder auch den breit gespielten Kernenergie-Aktien fiel die Performance hervorragend aus: Über zwölf Monate (Stand 21.01.2025) erzielte Constellation Energy ein Plus von 176 Prozent, Vistra legte sogar 366 Prozent zu und die später hereingenommene Talen Energy schaffte 275 Prozent. Im Vergleich dazu schaffte der SPDR S&P U.S. Utilities Select Sector UCITS ETF – USD ACC ETF, in dem auch Constellation und Vistra mit Anteilen von rund sechs und vier Prozent enthalten sind, gerade einmal ein Plus von 42 Prozent.