Sichere Rally in Germany

Bad News
Trump verdirbt mit seinen ganz offiziell verkündeten und nicht in geheimer Absicht per Chat veröffentlichten Zöllen der Automobil- und Zuliefererindustrie die Stimmung, was sich direkt in den Kursen niederschlägt. Und aus den Koalitionsverhandlungen sickern Gerüchte über Steuererhöhungen gerade auch für Aktiensparer durch. „Sparer“ ist gewollt verwendet, sorgen mit Aktien, ETFs oder Fonds doch viele Bürger privat fürs Alter vor, was ihnen jetzt erschwert werden soll, der kurzfristigen Gier des Staates wegen. Wir können das selbstverständlich mit den entsprechenden Headlines würzen: „Trump verstärkt den Handelskrieg“ und “Das nächste große Problem für die deutsche Autoindustrie“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Etwas dramatischer kommt die Börsen-Zeitung daher: „Trumps Zoll-Eskalation trifft Autosektor ins Mark“. Das Handelsblatt konkretisiert: „US-Zölle könnten deutsche Autokonzerne elf Milliarden Euro kosten“. Capital schließlich kommentiert die Koalitionsgespräche: „Höhere Steuern? Diese SPD ist völlig aus der Zeit gefallen“ und die WirtschaftsWoche erklärt: „Wie die SPD Kleinanleger und Vermieter finanziell belasten will“.
Das Runde auf dem Titel
Man kann nicht gerade behaupten, dass hierzulande die Wirtschaft rund läuft, siehe oben. Konsumieren macht keinen Spaß derzeit: „Die Deutschen halten ihr Geld lieber zusammen“, weiß die WirtschaftsWoche. Trotzdem sind zwei von drei der von uns beobachteten Finanzmagazine irgendwie aufs Runde gekommen: Bei Börse Online ist es eine offene Tresortüre und bei Der Aktionär eine Perle mit den Farben der Deutschlandfahne. Passend werden bei Börse Online die „sichersten Aktien der Welt“ angepriesen und beim Aktionär: „Deutsche Perlen“. „Rally made in Germany“ macht sich das Magazin einen Reim darauf. Zwei Schachfiguren – Königin und König – präsentiert hingegen Focus Money auf dem Cover: „Die besten ETF-Strategien“. Und das Magazin präzisiert: „Sicher und stark: Das Depot für mehr Rendite“. Nicht wirklich deuten konnten wir die Tatsache, dass die schwarze Dame offensichtlich den weißen König Schach matt gesetzt hat, denn der liegt am Boden. Wer oder was damit gemeint sein könnte? Ob es ein Showdown war, wird doch noch auf „Top-Gewinne mit Rüstungs-ETF“ geworben? Oder ist es die deutsche Wirtschaft, die am Boden liegt? Euro am Sonntag setzt dem Bundesadler nicht die Krone, sondern einen Helm auf, denn es setzt außerdem auf den „Rüstungs-Boom“.
Freier Tag
Die deutsche Wirtschaft stöhnt und ächzt, das Bruttosozialprodukt sinkt. Von wegen es wird in die Hände gespuckt, vielmehr werden sie in den Taschen vergraben und Freizeit genossen. Insofern wundert es nicht, dass jetzt weniger von einer anzustrebenden 4-Tage-Woche die Rede ist, als vielmehr die Idee auftaucht, einen Feiertag zu streichen. Die Süddeutsche Zeitung macht ein Pro und Contra auf, denn die „deutsche Wirtschaft ist in einer existenziellen Krise, da müssen alle mitanpacken“, heißt es da, also Hände aus den Taschen. Die Augsburger Allgemeine rechnet nach: „Was es bringt, einen Feiertag zu streichen – und was nicht“. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW), so die Zeitung, führe ein solcher zusätzlicher Arbeitstag zu 5,0 bis 8,6 Mrd. Euro zusätzlichem BIP. Bereits 1995 wurde in Deutschland der Buß- und Bettag gestrichen, außer in Sachsen. Eltern mit Schulkindern wissen ein Lied davon zu singen – denn die Schulen geben frei und die Eltern büßen. Die Gewerkschaft sieht es weniger positiv – ein Tag mehr Arbeit bedeute auch ein Tag mehr Stress. Zu fragen wäre ja auch, welcher Feiertag eigentlich wegfallen solle – der Tag der Arbeit vielleicht?
Unter Kollegen
Bei manchen Überschriften fassen wir uns quasi automatisch an die eigene Nase. So gesehen wie geschehen in der Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Gereiztheit unter Kollegen nimmt zu“. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest ein Report der gesetzlichen Unfallversicherung mit den erschreckenden Zahlen, dass jeder zweite Beschäftigte über steigenden Zeitdruck und schlechte Stimmung klagt. Während die Arbeitssicherheit zunimmt, es also weniger Arbeitsunfälle gibt, nimmt das Arbeitsklima stetig ab. Der Klimawandel hat also auch die Büros erfasst und CO2-Minimierung dürfte nicht zur Besserung beitragen. Zwei eherne Gesetze scheint es für die gereiztere Atmosphäre zu geben: Je besser ein Unternehmen dasteht, desto angenehmer die Stimmung und je kleiner die Firma, desto wohler fühlen sich die Beschäftigten. Hauptursache ist im Übrigen der Zeitdruck und die Überlastung – es sind also nicht die Kollegen, die da sind und nerven, sondern die Kollegen, die fehlen!