Ulrich Kirstein, Börse München

Optimismus an den Börsen

Neue Rekordserie: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche merklich zugelegt. Nach Verlusten zu Wochenbeginn ließen Inflationszahlen aus den USA die Stimmung ins Positive drehen. Die Teuerungsraten waren geringer ausgefallen als prognostiziert, was bei den Anlegern Sorgen über die weitere Geldpolitik der US-Notenbank Fed geringer werden ließ. In der Vorwoche hatten überraschend starke US-Arbeitsmarktzahlen die Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen vermindert, die positive Überraschung bei den Inflationszahlen brachte diese wieder zurück. Zwischenzeitlich sorgten zudem Spekulationen, wonach die Zollpolitik der US-Regierung unter Donald Trump doch weniger drastisch ausfallen könnte als im Wahlkampf angekündigt, für zusätzlichen Auftrieb an den Märkten.

Rückblick: Gewinne auf der ganzen Linie

Positive Impulse kamen zudem von den überwiegend gut aufgenommenen Zahlen der US-Großbanken Bank of Americ, Citigrou, Goldman Sachs,JPMorgan,  Morgan Stanleyund Wells Farg, die die Berichtssaison eröffnet hatten.

Der Dax, der von Mittwoch bis inklusive Freitag jeweils neue Rekordstände markierte, gewann im Wochenvergleich 3,4 Prozent auf 20.903,39 Punkte. Der MDa stieg um 1,8 Prozent auf 25.834,72 Zähler. Der TecDax zog um 2,5 Prozent an auf 3.586,86 Punkte. Der m:access All-Shar verbesserte sich minimal um 0,1 Prozent auf 1.407,88 Zähler.

An der Spitze der Wochengewinner-Liste im Dax standen die Titel von Zalando, die sich um 11,9 Prozent verteuerten. Gute Unternehmenszahlen und eine Analystenempfehlung ließen die Anleger zu den Aktien des Online-Modehändlers greifen. Der Kurs der Deutschen Bank stieg um 8,4 Prozent, hier wirkten sich unter anderem die Zahlen der US-Großbanken positiv aus. Die Titel von Rheinmetall setzten ihre Aufwärtsbewegung der Vorwoche fort und legten um weitere 6,8 Prozent zu, die Erwartungen höhere Rüstungsausgaben westlicher Nationen trieben erneut.

Zalando setzte sich an die Spitze der Wochengewinner / Bild: Zalando-Headquarter in Berlin

Anleihen: Spürbar angezogen

Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche spürbar angezogen. Vor allem die niedriger als prognostizierten US-Teuerungsraten und hier insbesondere die geringere Kerninflationsrate ließen die Erwartungen weiterer Zinsreduktionen in den USA wieder aufblühen. Die Unsicherheit in Bezug auf die künftige US-Politik und insbesondere auf die künftigen Zölle hielt zwar an, schlug sich aber nur wenig in den Anleihenotierungen nieder. Im Wochenvergleich ging die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe von 2,59 auf 2,52 Prozent zurück. Die Umlaufrendite sank von 2,49 auf 2,45 Prozent.

USA: Deutliche Gewinne

Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche deutliche Gewinne verzeichnet. Die nach den Inflationszahlen wieder gestiegenen Zinssenkungshoffnungen, die damit einhergehend zurückgegangenen Anleiherenditen sowie gut aufgenommene erste Unternehmenszahlen waren für die gute Stimmung verantwortlich. Der Dow-Jones-Index kletterte im Wochenvergleich um 3,7 Prozent auf 43.487,83 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 legte um 2,9 Prozent zu auf 5.996,66 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 verbesserte sich um 2,8 Prozent auf 21.441,15 Punkte.

Ausblick: Wie wird Donald Trump beginnen?

In der aktuellen Woche könnte es an den deutschen Aktienbörsen weiter aufwärts gehen, glauben Analysten. Vieles dürfte aber davon abhängen, was die neue US-Regierung von Donald Trump als erste Maßnahmen ankündigen wird. In der vergangenen Woche hatten die Spekulationen zugenommen, dass die Zölle, das große wirtschaftspolitische Thema, doch nicht in dem Maße und der Geschwindigkeit kommen könnten, wie während des Wahlkampfs angedroht. Dies gab auch den deutschen exportorientierten Werten Auftrieb. Insofern dürften die Anleger gespannt auf die ersten Schritte von US-Präsident Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit blicken.

Berichtssaison sorgt für Impulse

Daneben dürfte die Berichtssaison für merkliche Impulse sorgen, und dies nicht nur für die jeweiligen Einzelwerte, sondern eventuell auch für die jeweiligen Branchen oder sogar für die Stimmung am Gesamtmarkt. Aus Deutschland sind die Berichte noch Mangelware, im europäischen Ausland und den USA legt jedoch eine ganze Reihe von Unternehmen Ergebnisse und Ausblicke vor. So berichten beispielsweise die amerikanischen Blue-Chip-Werte American Express, Johnson & Johnson, Procter & Gamble und Texas Instruments.

Beim Blick auf die Wirtschaftsdaten dürften aus Deutschland und der Eurozone vor allem die ZEW-Konjunkturerwartungen sowie die Einkaufsmanagerindizes interessieren. Aus den USA kommen ebenfalls Einkaufsmanagerindizes sowie das Verbrauchervertrauen. In Japan gibt die Notenbank das Ergebnis ihrer Zinssitzung bekannt.

Ausgewählte wichtige Termine der Woche

  • Montag, 20.01.: Erzeugerpreise in Deutschland
  • Dienstag, 21.01.: ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland)
  • Donnerstag, 23.01.: Verbrauchervertrauen in der Eurozone
  • Freitag, 24.01.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; S&P-Global-PMI-Gesamtindex (USA); Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Inflationserwartungen der US-Verbraucher; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Japan