Nervöse Einsteiger
Donald Trump legte nach seiner Amtseinführung so los, wie er es versprochen hatte: „Wenn ein Dekret nach dem anderen über die Tischplatte geht“, zählt die Süddeutsche Zeitung mit. „Trumps Amtsantritt schürt Ängste vor Handelskrieg“, gibt die Börsen-Zeitung zu bedenken. Und trotz Kältegraden vor der Türe erkennt die Börsen-Zeitung „Gewitterwolken über deutscher Wirtschaft“. Nicht zuletzt soll Stargate jetzt Wirklichkeit werden, ob Roland Emmerich ein Salär für die Namensrechte erhält? Als Startkapital für einen neuen Katastrophenfilm, Vorbilder gibt es ja genug? Immerhin, „KI-Initiative Stargate treibt die Aktienmärkte an“, meldet die Börsen-Zeitung, was sich bis zum Dax auf Erden herumgesprochen hat, der ein neues Allzeithoch erklomm.
Mega-Trends lohnen
Auf den ersten (böswilligen) Blick liest sich das Titelblatt von Focus Money wie ein Ratgeber für Einbrecher oder Wartende auf einem voll besetzten U-Bahnsteig: „Wo jetzt noch einsteigen“? Aber selbstverständlich geht es „nur“ um Aktien, die hier unter die Lupe genommen werden: „Nervosität an den Börsen: Diese Aktien lohnen sich“. Besser jetzt als nie. Nervösen Blickes schauen wir auf Börse Online und lesen beruhigt Vertrautes: „Die besten Dividendenaktien für 2025“. Versprochen wird nichts weniger als „hohe Kursgewinne & sichere Ausschüttung“. Immer gerne. Der Aktionär beschert uns die „5 Mega-Trends 2025“: KI, Krypto, Energie, Rüstung und Gesundheit, wenn wir die Symbole, die auf der Titelseite um - ja eigentlich was - kreisen, richtig deuten. Und, Links unten (vielleicht im falschen Eck platziert) zeigt Donald Trump direkt auf uns: „KI: Trump feuert aus allen Rohren“, heißt es dazu, welche auch immer gemeint sind. Die WirtschaftsWoche hingegen titelt mit der Renaissance einer zumindest hierzulande umstrittenen Technologie: „Das Comeback der Kernkraft“, auch wenn aus dem abgebildeten Kühlturm nur Konfetti fliegt.
Keine Zellen
Noch sehr vereinzelt sind sie zu finden, aber spätestens die nächste Generation wird sie nur noch aus alten Filmen oder dem Museum kennen: Telefonzellen. Die Telekom hat die letzten 12.000 bestehenden Zellen bereits 2023 außer Betrieb genommen, sie dienen also nur noch als möglicher Regenschutz unzureichend Beschirmter oder als Mutprobe für unter Klaustrophobie Leidende – Verbindungen schaffen sie schon lange nicht mehr. Die Yoga-ähnlichen Verrenkungen, den Hörer mit der einen Hand ans Ohr drückend, mit der anderen passende Münzen aus dem Geldbeutel fummelnd und mit dem Fuß die Türe aufhaltend, um zumindest etwas frische Luft hereinzulassen, gehören ebenfalls der Vergangenheit an. Ursprünglich waren es sogar einmal 160.000 dieser erst gelben, später magentafarbenen Häuschen, wie wir dem Münchner Merkur entnehmen. Der Abbau zieht sich jedoch länger hin als gedacht, allein das Abschalten der Stromversorgung des örtlichen Energieversorgers kann Monate in Anspruch nehmen und auch sonst sind, wie soll es anders sein, die bürokratischen Hürden hoch. „Tausende Telefonzellen entsorgt“, lautet die Überschrift, es fehlt jedoch der Zusatz: Oder auch nicht…
Keine Lust II
Vor gar nicht langer Zeit zitierten wir an dieser Stelle aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY über Motivationsprobleme der Beschäftigten am Arbeitsplatz – ob die eigenen Mitarbeiter ebenfalls betroffen waren, berichtete EY nicht. Jetzt legt Die Welt nach, dieses Mal mit einer Auswertung des Karrierenetzwerkes LinkedIn: „Das heikle Motivationsloch der Deutschen“, ist der Artikel überschrieben. „Die Mehrheit der Deutschen macht im Job nur noch Dienst nach Vorschrift“, heißt es darin. „Gelangweilt“ und „unterfordert“ fühlen sich 60 Prozent der Befragten in ihrem Job. Diese Langeweile führt offensichtlich soweit, dass nicht einmal mehr über einen Jobwechsel nachgedacht wird, weil eben gar nicht mehr groß gedacht wird. Klar, wenn es weder Nach- noch Denker gibt, sind auch die Vordenker Fehlanzeige, kein Wunder, dass das Land stagniert. Chancen soll die Künstliche Intelligenz liefern – die scheint zumindest motivierter zu sein, was ihren Job angeht.