Investmentchancen durch Europas „neue“ Infrastruktur

Das aktuelle Umfeld: Digitales, Straßen, Erneuerbare Energien
Wie in den USA und vielen Teilen Europas ist auch in Deutschland die Infrastruktur überaltert und bedarf einer Überholung. Der vorgeschlagene Gesetzesentwurf der möglichen neuen Bundesregierung für ein 500 Milliarden Euro Sondervermögen sowie die voraussichtliche Lockerung der staatlichen Kreditaufnahmekapazitäten (auf bis zu 0,35 Prozent der Wirtschaftsleistung) könnten dringend benötigte Mittel für die Sanierung von Schlüsselbereichen wie Verkehr, Energienetze und Wohnungsbau bereitstellen. Während deutsche Unternehmen die ersten potenziellen Nutznießer zu sein scheinen, gehören europäische Infrastrukturunternehmen, die international tätig sind, potenziell ebenfalls zu den Profiteuren.
Eine hochwertige Infrastruktur ist essenziell für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. Sie kann ausländische Investitionen anziehen und das Geschäftsumfeld verbessern. Außerdem erhöht eine verbesserte digitale Infrastruktur mit schnellem Internet und zuverlässigen Kommunikationsnetzen die soziale Mobilität und fördert Innovationszentren.
Auf die Verkehrsnetze entfällt der größte Anteil der öffentlichen Investitionen in Europa. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt ist aber in mehreren europäischen Ländern, insbesondere in Süd- und Osteuropa, zurückgegangen. Es ist außerdem eine deutliche Verlagerung auf nachhaltige Verkehrsinfrastrukturen wie die Schiene zu beobachten.
Europa ist außerdem führend beim Ausbau erneuerbarer Energien im Einklang mit dem Green Deal der Europäischen Union. Dieser zielt darauf ab, Europa bis 2050 kohlenstoffneutral zu machen. Es sind aber weitere Investitionen notwendig, um eine neue Infrastruktur für dieses Ziel zu schaffen.
Schließlich besteht auch im Bereich digitaler Konnektivität dringender Investitionsbedarf. 5G- und Breitbandausbau zielen darauf ab, Europa mit Hochgeschwindigkeitsinternet abzudecken. Es besteht aber noch hoher Kapitalbedarf: Die Investitionslücke bei der Netzinfrastruktur beziffert die Interessengemeinschaft der Netzbetreiber, GSMA Europe, auf 200 Milliarden Euro.
Die Herausforderungen:
Europas Infrastruktur benötigt massive Investitionen. Zwar ist der Anteil der Investitionen in die Infrastruktur am Bruttoinlandsprodukt weiter gestiegen. Der Abstand in Höhe von 1,5 Prozentpunkten zwischen Europa und den Vereinigten Staaten bleibt aber eine Herausforderung für die europäische Wettbewerbsfähigkeit.
Eine Schwierigkeit sind höhere Kreditkosten aufgrund der restriktiven Geldpolitik und Haushaltskonsolidierung. Das hat Infrastrukturprojekte mit ihrem hohen Kapitalbedarf verzögert. Allerdings: Die Umkehrung des Zinszyklus durch die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) bei gleichzeitiger Stabilisierung der Inflation dürfte die öffentlichen und privaten Infrastrukturinvestitionen sowie die Aussichten für das Wirtschaftswachstum in der Region beflügeln.
Die Kosten sind zuletzt aufgrund der Disinflation in ganz Europa sowie den niedrigeren Energiepreisen zurückgegangen und die Lieferketten haben sich normalisiert. Das wird helfen, Hindernisse für Infrastrukturinvestitionen zu beseitigen. Die Ergebnisse der EU-Wahlen 2024 und der Aufstieg populistischer Parteien, die der EU-Integration skeptisch gegenüberstehen, könnten jedoch dazu führen, dass weniger zentralisierte Infrastrukturausgaben getätigt werden. Der Fokus könnte sich stärker auf länderspezifische Ausgaben unter nationaler Kontrolle richten.
Die Investmentchancen:
Investoren haben zahlreiche Möglichkeiten, an der Infrastrukturentwicklung teilzuhaben. Dazu gehören im Bereich traditioneller Infrastruktur-Investments in Unternehmen aus den Bereichen Ingenieur- und Baudienstleistungen, Produzenten notwendiger Rohstoffe oder Hersteller von Baumaschinen.
Im Bereich saubere Energie können sie sich beispielsweise mit Investments in Unternehmen engagieren, die erneuerbare Energien erzeugen, Speicherlösungen sowie intelligente Stromnetze anbieten oder zur Energieeffizienz in Privathaushalten oder Unternehmen beitragen.
Darüber hinaus haben Anleger die Möglichkeit, mithilfe von Themeninvestments speziell auf Unternehmen aus bestimmten Infrastruktursegmenten zu setzen – beispielsweise der Wasserver- und -entsorgung oder der Elektrifizierung. Dafür stehen ihnen jeweils eine große Bandbreite entsprechender ETFs zur Verfügung.