Benjamin Bente, Vates Invest GmbH

Inverse Zinsstrukturkurve: Da war doch was

Alle sprechen über Zölle, keiner über die inverse Zinsstrukturkurve, ein Fehler. Denn in der Vergangenheit hat sich der Indikator als zuverlässiges Warnsignal erwiesen.

Benjamin Bente, Vates

Nach einem soliden Jahresauftakt gerät die US-Börse unter Druck. Der marktbreite S&P 500 ist seit seinem Allzeithoch am 19. Februar um mehr als sechs Prozent gefallen, begleitet von hoher Volatilität. Während die Medien ihre Aufmerksamkeit fast nur auf die jüngsten Eskalationen rund um die von US-Präsident Trump angekündigten Zölle richten, gerät eine andere Entwicklung in den Hintergrund: Seit Ende Februar ist eine inverse Zinsstrukturkurve zu beobachten. In der Vergangenheit wurde diesem Indikator viel Beachtung geschenkt. Dass er jetzt kaum mehr Aufmerksamkeit findet, ist schon erstaunlich.

Eine inverse Zinsstrukturkurve hat eine lange Historie als verlässlicher Vorbote von Rezessionen. Sind die Zinsen für langfristige Kredite niedriger als die für kurzfristige, senkt das den Anreiz für Banken, Darlehen zu vergeben. Dadurch nimmt das Kreditwachstum ab. Da aber die Vergabe neuer Kredite im Schuldgeldsystem die Grundlage für Wirtschaftswachstum ist, führte dies in der Vergangenheit regelmäßig zu Rezessionen. Diese Logik gilt unverändert. Solche Warnsignale sollten deshalb ernst genommen werden – zumal die Trefferquote der Zinsstrukturkurve über die vergangenen sechs Jahrzehnte bei knapp 80 Prozent lag, auch wenn sie 2022 und zuvor im Jahr 1966 Fehlsignale geliefert hatte. Unabhängig davon hat die US-Zinsstruktur jedoch alle acht US-Rezessionen seit den 1960er-Jahren korrekt vorhergesagt.

Vorsicht ist angebracht

Vorsicht ist umso mehr angebracht, weil es weitere Warnsignale gibt: Schon vor dem Börsenhoch im Februar war die Selektivität hoch. Die Liquidität konzentrierte sich auf wenige Schwergewichte, die den nach Marktkapitalisierung gewichteten S&P 500 zuletzt hochgehalten hatten. Mit der jüngsten Korrektur büßte er in nur drei Wochen die Gewinne der vergangenen fast sechs Monate wieder ein. Wir sehen ein typisches Muster: Anstiege des S&P 500 Index, die mit fehlender Marktbreite geschehen, was in den letzten Quartalen der Fall war, werden in den allermeisten Fällen wieder zurückgehandelt. Auch wenn es mitunter Monate dauern kann, bis diese Korrektur erfolgt, können Aktiengewinne sogar von Quartalen binnen weniger Tage oder Wochen wieder verloren gehen. 

Die genannten Indikatoren sind wichtige Faktoren für die Vates-Ampel, die als Grundlage für die Steuerung der Aktienquote im Vates Parade Fonds dient. Unsere Ampel stand bereits vor Beginn der Abwärtsbewegung im S&P 500 auf Gelb. Deshalb haben wir die Aktienquote im Fonds schon vor dem Allzeithoch des amerikanischen Aktienmarktes auf 33 Prozent gesenkt. 

Benjamin Bente

Benjamin Bente ist Geschäftsführer der Vates Invest GmbH, gegründet 2011, ist eine inhabergeführte Asset-Management-Boutique. Das Spezialgebiet sind börsentägliche quantitative Analysen des monetären, konjunkturellen und sentimenttechnischen Umfelds. Seit 2014 verkörpert der Vates Parade Fonds die Portfoliomanagementstrategie von Vates Invest. Kernziel ist es, langfristig positive Rendite zu erzielen und zugleich die Anleger vor großen Verlusten in Bärenmärkten zu schützen. Der Vates Aktien USA Fonds fokussiert sich hingegen auf die besten Stockpicker und deren „Lieblingsaktien“. Das Augenmerk liegt dabei auf Einzelaktien mit einem High-Conviction-Ansatz, um ein größtmögliches Alpha zu erzielen.