Green Bonds vor positiver Zukunft

Renditen wie seit fast 20 Jahren nicht mehr machen Anleihen im unsicheren Umfeld attraktiv. Auch am globalen Markt für nachhaltige Anleihen gibt es keine Anzeichen für eine Verlangsamung. Emissionen von über 5 Billionen US-Dollar (USD) bieten eine breite Palette an Emittenten und Wertpapieren, mit denen Anleger diversifizierte Portfolios aufbauen können.
Dollarschwäche hilft (Euro-)Nachhaltigkeitsanleihen
Der Dollar steht womöglich vor einer Umkehr. Angesichts möglicher Zinssenkungen könnten die hohen Bewertungen von US-Vermögenswerten zu Kapitalabflüssen führen und den Dollar schwächen. Wachsende Haushaltsdefizite, eine verstärkte Emission von Staatsanleihen und politische Unsicherheit bedrohen die Stabilität des Dollars zusätzlich und rufen den USD-Rückgang 2017 während der ersten Amtszeit von Trump in Erinnerung. Hält die Dollarschwäche an, können Indizes mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt, die überwiegend aus Euro-Papieren bestehen, traditionelle Indizes übertreffen.
„Greenium“-Bedenken sind derweil abgeklungen. Tatsächlich verhalten sich die Renditen grüner Anleihen inzwischen ähnlich wie die konventioneller Bonds. Investoren müssen daher nicht mehr zwischen Nachhaltigkeit und wettbewerbsfähigen Renditen wählen – man kann positive Wirkungen erzielen und gleichzeitig finanzielle Renditen erwirtschaften.
USA wenden sich von Nachhaltigkeit ab, andere Länder legen zu
Die neue US-Regierung zieht sich aus dem Pariser Klimaabkommen zurück und stoppt grüne Initiativen aus der Biden-Ära. Auf den Weltmarkt für nachhaltige Anleihen dürfte dies jedoch kaum Auswirkungen haben. Schon zuvor haben US-Emittenten bei deren Emission kaum eine Rolle gespielt. Allenfalls hypothekenbesicherte Wertpapiere von Fannie Mae und multilaterale Institutionen wie die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank (beide mit Sitz in Washington) taten sich als grüne Emittenten hervor. Sie werden von Änderungen der US-Innenpolitik kaum betroffen sein.
Der Großteil der Emissionen findet außerhalb der USA statt. Ein Wechsel im Weißen Haus stört daher kaum. Mitte Februar 2025 waren bereits 128 Milliarden USD an grünen Anleihen emittiert. Bis Ende des Jahres dürfte das Vorjahresniveau von 1,1 Billionen USD erreicht oder übertroffen werden. Eine stärkere Beteiligung der USA könnte diesen Markt zwar weiter ausbauen, doch ihr Fehlen behindert das Gesamtwachstum nicht.
Europas Regulierung entwickelt sich weiter
Allerdings scheinen die politischen Veränderungen jenseits des Atlantik in der EU eine Debatte über die Komplexität und die Kosten von Nachhaltigkeitsvorschriften auszulösen. Länder wie Frankreich, Deutschland und Dänemark sehen die Wettbewerbsfähigkeit der EU beeinträchtigt. Der Draghi-Wettbewerbsbericht vom September 2024 hat zur Idee der Omnibus-Verordnung geführt, die regulatorische Anforderungen reduzieren und straffen soll. Wenn es der EU gelingt, den Kampf gegen Greenwashing mit einem praktikablen Rahmen für Unternehmen zu verknüpfen, könnte dies das Marktwachstum stützen, anstatt es zu ersticken.
Einige Vermögensverwalter, vor allem auf dem US-Markt, haben Abstand genommen von formellen Net-Zero-Initiativen und gemeinsamen Engagements zum Klimawandel. Zu einem Rückzug aus grünen Investments hat dies nicht geführt. Die Bank of America berichtet sogar, dass doppelt so viel wie im Vorjahr in grüne Anleihenfonds geflossen ist. Investoren sehen weiterhin einen Wert in nachhaltigen festverzinslichen Produkten, und die Nachfrage von Fondsmanagern nach grünen Anleihen steigt weiter an.
Japans zunehmende Beteiligung am Markt für grüne Anleihen
Die zunehmende Beteiligung Japans am Markt für grüne Anleihen könnte eine Wende einleiten. Tokio möchte in den kommenden zehn Jahren 150 Billionen Yen (1 Billion USD) für die Förderung nachhaltiger Technologien mobilisieren. Im vergangenen Jahr haben sich sieben große japanische Pensionsfonds den von der UN unterstützten Grundsätzen für verantwortungsbewusstes Investment (PRI) angeschlossen und damit ein stärkeres Engagement für nachhaltige Investments signalisiert. Seit Juni 2024 haben sich drei weitere Pensionsfonds der Initiative angeschlossen.
Die schiere Größe des japanischen Rentenmarktes von über 90 Billionen JPY (566 Milliarden USD) macht diese Verschiebung besonders bedeutsam. Auch andere große Volkswirtschaften, darunter China, bauen ihre Programme für grüne Anleihen aus.
Transparenz und Wachstum – mit und ohne die USA
Die Gelegenheit für ein Engagement scheint günstig, bevor die globalen Renditen zu sinken beginnen. Gleichzeitig bietet der positive Gesamtausblick eine gute Möglichkeit, das Engagement in grünen Anleihen zu erhöhen. Die Transparenz und Diversifizierung sollte grüne Anleihen als festen Bestandteil globaler Rentenportfolios institutioneller Anleger etablieren.
Eine stärkere Beteiligung von US-Emittenten wäre willkommen. Doch widerstandsfähig ist der Markt für nachhaltige Anleihen auch ohne sie. Das Wachstum wird durch die Nachfrage von Investoren weltweit angetrieben. Dieser langfristige Trend ist ungebrochen – mit oder ohne die USA.